Allgemeines
 
 
Aceri monspessulani-Quercetum petraeae
 
Felsen-Ahorn-Wald (rechts) am Fuß der Pommerer Mart an der Mosel. 
An den steilsten Stellen geht der Wald in ein Felsgebüsch über.
Nach der jüngsten Eiszeit wurde die mitteleuropäische Tundrenvegetation allmählich wieder von Bäumen erobert. Die offene Landschaft der Eiszeit wandelte sich dadurch in ein Waldgebiet. Dabei ist die Temperatur nicht gleichmäßig gestiegen. In der "Atlanticum" genannten Phase vor etwa 6000 Jahren war es deutlich wärmer als heute. In dieser Zeit konnten ausgesprochen wärmeliebende Pflanzen wie der Felsen- oder Französiche Ahorn (Acer monspessulanum) aus dem Süden einwandern, wobei große, klimatisch begünstigte Flusstäler wie z.B. das Moseltal als Korridore dienten. Danach kühlte sich das Klima auf das heutige Niveau ab, so dass sich die besonders wärmeliebenden Arten nur noch in wenigen lokalen Klimainseln halten konnten. Aus dem zusammenhängenden Verbreitungsgebiet wurde so ein Flickenteppich aus isolierten Arealen.

So sind auch Elemente der mediterranen Flaum-Eichen-Wälder über Mosel und Nahe bzw. über den Oberrheingraben ins Rheinland gelangt, wo sie an wenigen, klimatisch begünstigten Stellen bis heute überdauern konnten. Wenn die derzeit zu registrierende Erwärmung des Klimas anhält, können sie sich vielleicht sogar wieder ausbreiten.

Das Aceri-Quercetum ist eine Ausstrahlung des südfranzösischen Buxo-Quercetums, von dem es sich vor allem durch den Ausfall mehrerer streng mediterraner Arten unterscheidet. Es bevorzugt warm-trockene, felsige bzw. skelettreiche Böden auf Schiefer oder vulkanischem Gestein mit guter Humusentwicklung, so dass die Standorte trotz der Trockenheit relativ nitratreich sind.
 

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Charakterarten
 
 
Acer monspessulanum
Der namengebende Französische oder Felsen-Ahorn (Acer monspessulanum) ist auch Charakterart der Assoziation. Bei guter Entwicklung kann er 15m hoch werden. Die Art greift außerhalb des Waldes auf Kontaktgesellschaften wie das Felsengebüsch der Stein-Weichsel (Prunetum mahaleb) über. Hier wird er aber lange nicht so groß oder bleibt sogar mehr oder weniger strauchförmig.

 
Zu den Verbandskennarten gehören die Wald-Bergminze (Calamintha menthifolia, syn. C. sylvatica) (rechts) und die Stinkende Nieswurz (Helleborus foetidus) (unten). Letztere ist nicht ganz so wärmebedürftig und kommt deshalb auch in anderen Wäldern und deren Ersatzgesellschaften im Gebiet des Weinbaus vor. Die Giftpflanze wurde auch in Medizinalgärten in Klöstern, Burgen usw. angepflanzt und ist hier gelegentlich verwildert. So ist wohl das Vorkommen in Vlatten in der Nordeifel zu erklären.
Calamintha menthifolia
 
Helleborus foetidus
 
Buxus sempervirens

An der Mosel gibt es wilde Vorkommen des Buchsbaums (Buxus sempervirens) im Aceri-Quercetum, wodurch diese Bestände dem südfranzösischen Buxo-Quercetum ähnlicher sind als andere Ausprägungen der Gesellschaft und deshalb als eigene Subassoziation abgetrennt wurden. Überregional gilt der Buchs als Differentialart des Verbandes.

 
In extrem wärmeliebenden Wäldern findet man auch immer Sorbus-Arten. Neben der Elsbeere (Sorbus torminalis) und Unterarten der Mehlbeere (Sorbus aria ssp.) gehört auch der rechts abgebildete Speierling (Sorbus domestica) zu den Ordnungscharakterarten. Der Speierling ist früher oft in Weinbaugebieten gepflanzt worden. Die heutigen Vorkommen sind wohl meistens Kulturrelikte.
 
 
 
 

Tanacetum corymbosum

Sorbus dmestica

 
 
 
 
 
 
 
 
 

Die Straußblütige Wucherblume (Tanacetum corymbosum) (links) ist eine weitere Ordnungscharakterart.

 
In solchen Wäldern kann man eine Form der Echten Schlüsselblume (Primula veris) finden, die sich durch die dichtere Behaarung, besonders auf der Blattunterseite, und den längeren Kelch (>16mm) von der normalen Wiesenform unterscheidet. Diese Typen wurden als Unterart suaveolens bzw. canescens beschrieben.Die Standardliste von HAEUPLER erkennt diese nicht als eigenständige Sippen an. Für die Pflanzensoziologie ist es eigentlich egal, ob es sich um erbfeste Populationen oder "nur" um standortbedingte Modifikationen handelt. In jedem Fall sind solche Ausprägungen bezeichnend für die Ordnung wärmeliebender Eichen-Wälder
Primula veris  'suaveolens'

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Vorkommen
 

Im Rheinland konzentrieren sich die Vorkommen auf die klimatisch bevorzugtesten Stellen an der Untermosel zwischen Cochem und Koblenz und an der unteren Nahe. Vereinzelte Fundorte gibt es auch noch am oberen Mittelrhein und der Lahn.
 

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Ähnliche Gesellschaften
 

Lithospermum purpurocaeruleum
 
 
Über Kalkgestein ist es im Sommer noch wärmer und trockener. Hier gedeiht das Quercetum pubescenti-petraeae. Charakterarten (überregional Verbandskennarten) sind der Blaurote Steinsame (Lithospermum purpurocaeruleum, syn. Buglossoides purpurocaeruleum) (oben) und der Violette Dingel (Limodorum abortivum) (rechts). Naturgemäß sind die Fundorte sehr selten; den Steinsamen kenne ich abgesehen von den bekannten Stellen in der Sötenicher Kalkmulde in der Nordeifel nur aus der Südwesteifel. Den Violetten Dingel habe nur einmal im Grenzland zu Luxemburg gefunden.

Da es in Westdeutschland keine Vorkommen der Flaum-Eiche (Quercus pubescens) gibt, andererseits aber die Rotbuche (Fagus sylvatica) hier auch noch sommertrockene, warme Strandorte besiedelt, ist es unter Fachleuten umstritten, ob solche Bestände (z.B. im Eschweiler Tal bei Bad Münstereifel) noch zu den Flaum-Eichen-Wäldern gehören, oder ob sie nicht besser als Ausprägung des Orchideen-Buchenwalds (Carici-Fagetum) zu bewerten sind.

Limodorum abortivum

 
Potentilla alba
Der Verband Potentillo albae-Quercion petraeae ist das kontinentale Gegenstück zum Quercion pubescenti-petraeae. Im Rheinland ist der Verband nur durch den Fingerkraut-Eichenwald (Potentillo albae-Quercetum petraeae) vertreten, und auch das nur auf wenigen Felsköpfen in Rheinhessen. Das Foto zeigt ein Vorkommen des Weißen Fingerkrauts (Potentilla alba) zwischen Bingen und Mainz.

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Joachim Schmitz,  27.IX. 2002
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