Allgemeines

Sehr spät im Herbst erscheint an den trockengefallenen Ufern von Flüssen und Talsperren die Gesellschaft des Donau-Knöterichs. Sie besiedelt steinig-sandige Uferpartien, die nur sehr lückig bewachsen sind. Die Gesellschaft besteht überwiegend aus einjährigen Arten, die erst nach dem Rückgang des Wassers im Hochsommer keimen und dementsprechend spät zur Blüte kommen. Je nachdem, wann und wieviel Niederschläge in einem Jahr gefallen sind, kann die Gesellschaft in einem Jahr sehr reich entwickelt sein, in anderen Jahren aber auch nahezu ausfallen.

Chenopodio-Polygonetum bittringeri
    In jüngster Zeit hat sich das Chenopodio-Polygonetum bittringeri auch an Talsperren ausgebreitet. In ihren ausgeprägten jahreszeitlichen Schwankungen des Wasserspiegels ähneln Talsperren eher Flüssen als natürlichen Seen. 

    Das Bild links zeigt einen typischen Ausschnitt dieser Gesellschaft vom Ufer des Rursees. Neben den Charakterarten Donau-Knöterich (Polygonum lapathifolium ssp. bittringeri) und Hirschsprung (Corrigiola litoralis) findet man auch Sandzeiger wie den Acker-Spark (Spergula arvensis - links oben und rechts unten) und überschwemmungstolerante Arten wie den Mittleren Breit-Wegerich (Plantago major ssp. intermedia - helle breite Blätter links von der Bildmitte). 

    Solche Uferbiotope gehören zu den wenigen Flächen, die in Mittel- europa seit der letzten Eiszeit schon immer baumfrei gewesen sind. Von zahlreichen Pflanzen, die heute in Äckern, Gärten, Brachen und Schuttgrundstücken verbreitet sind, vermutet man, dass sie ursprünglich auf Kiesbetten, Uferanrissen u.ä. Stellen in natürlichen Flussläufen beschränkt waren, bevor der Mensch durch seine Tätigkeit ihre potentiellen Wuchsflächen dramatisch vergrößert hat.

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Charakterarten
 
 
Die namengebende Sippe ist der Donau-Knöterich (Polygonum lapathifolium ssp. bittringeri). Es handelt sich dabei um eine Ökorasse des Ampfer-Knöterichs, die sich von der Typusform durch die kurzen, breiten Blätter und die niedrige, reich verzweigte Wuchsform unterscheidet. Diese Sippe wurde zuerst vom Oberlauf der Donau beschrieben, ist aber heute von allen großen Flüssen und einigen Talsperren bekannt  Polygonum lapathifolium ssp. bittringeri

 
Corrigiola litoralis Der Hirschsprung (Corrigiola litoralis) ist eines der wenigen heimischen Nelkengewächse mit wechselständiger Beblätterung. 

 
Besonders typisch sind verschiedene Gänsefußarten.  Der abgebildete Vielsamige Gänsefuß (Chenopodium polyspermum) hat sich schon lange auf Brachen, Baustellen, Baumscheiben usw. ausgebreitet, konnte aber zuerst auf Uferbiotopen in Mitteleuropa Fuß fassen, wo er auch heute noch hochstet anzutreffen ist. An elektrolyt- und nährstoffreicheren Stellen können auch die Arten des Chenopodietum rubri  (s.u.) auf die Gesellschaft übergreifen.
 

Dazu kommen die Bidentetea-Klassencharakterarten, vor allem der aus Amerika eingeschleppte Schwarzfrüchtige Zweizahn (Bidens frondosa), der vielerorts bereits den heimischen Dreiteiligen Zweizahn (Bidens tripartita) verdrängt hat. 

    Chenopodium polyspermum

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Vorkommen
 

Ursprünglich auf schotterreiche Mittelgebirgsflüsse beschränkt, hat sich die Gesellschaft inzwischen auf alle großen Flusstäler und zahlreiche Talsperren ausgebreitet. Tendenziell ist die Gesellschaft eher westlich verbreitet; inzwischen sind aber auch Vorkommen an Elbe und Saale bekannt.

Im Rheinland finden sich nennenswerte Vorkommen nur am Rhein und an der Rurtalsperre, Auch an anderen Talsperren des Rheinischen Schiefergebirges, z.B. am Möhnesee, ist die Gesellschaft anzutreffen.
 

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Ähnliche Gesellschaften
 

Vorkommen im Harz ohne den Donau-Knöterich wurden als Chenopodio-Corrigioletum litoralis beschrieben. Artenkombinationen ohne den Donau-Knöterich, aber mit Dominanz des Roten Gänsefußes (Chenopodium rubrum) und des Graugrünen Gänsefußes (Chenopodium glaucum) werden als Chenopodietum rubri bezeichnet.

Chenpodietum rubri
 
 
Chenopodium rubrum
 

Im Chenopodietum rubri verwildern häufig anspruchsvolle Kulturpflanzen. Z.B. findet am Rhein überall Tomaten, die hier auch zur Fruchtreife kommen (rechts). 

In warmen Sommern kann man sogar die "Andenstachelbeere" Physalis peruviana, Gurken und Melonen finden.

Die Gesellschaft des Roten Gänsefußes (Chenopodium rubrum) (links) ist anspruchsvoller bezüglich der Nährstoffversorgung und toleranter gegen höhere Elektrolytgehalte. Sie ist deshalb am Rhein (Abb. oben) viel häufiger als die Gesellschaft des Donau-Knöterichs. Abseits der großen Flüsse ist das Chenopodietum rubri auf künstliche Biotope wie Absetzteiche für Klärschlamm, Entwässerungsgräben von Kohlehalden u.ä. beschränkt.

Solanum lycopersicum


 
Brassica nigra
Am Rhein ist außerdem die Gesellschaft des Schwarzkohls (Brassica nigra) (links) verbreitet (Bidento-Brassicetum nigrae), die aber deutlich höher steht als die Donau-Knöterich-Gesellschaft und deshalb neuerdings meist zu den Staudenfluren der Ordnung Convolvuletalia (Kl. Artemisietea) gerechnet wird.

Die Samen des Schwarzkohls werden als "schwarzer Senf" verwendet. Nach neueren molekulargenetischen Untersuchungen wird die Art wieder in die Gattung Sinapis (Senf) gestellt und als Sinapis nigra bezeichnet.


 

An Talsperren finden sich auch Gesellschaften des Bidention-Verbands an Ufern, wo weniger Stein und mehr Schlamm ansteht. So findet man am Rursee weit über dem Chenopodio-Polygonetum bittringeri eine Zone, in der das Gelbgrüne Fuchsschwanzgras dominiert
 
Rursee
Zonierung des Rurseeufers: Auf der Hochwasserlinie stehen einzelne Bulte der Scharfen Segge, darunter die aufkommende Zone des Gelbgrünen Fuchsschwanzgrases (Alopecuretum aequalis). Die potentiellen Wuchsorte des Chenopodio-Polygonetum bittringeri liegen zu dieser Zeit noch unter Wasser. 
Alopecurus aequalis
    Gelbgrünes Fuchsschwanzgras     (Alopecurus aequalis

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Joachim Schmitz,  2.VIII.2004
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