Allgemeines

Wasserlinsen-Gesellschaften bestehen nur aus frei schwimmenden, im Wasser wurzelnden Pflanzen. Oft findet man sie an kleinen, wenig bewegten, überwiegend nährstoffreichen Gewässern. Die Algenfarn-Wasserlinsen-Gesellschaft weicht davon insofern ab, als sie auch noch stärkere Wasserströmung und viel Schatten verträgt. Dafür stellen die Charakterarten besondere Ansprüche an die Temperatur; sie kommen nur in Gewässern vor, die auch im Winter nicht zu kalt werden und schon gar nicht einfrieren.

Azollo filiculoidis-Lemnetum minusculae

Solche Bedingungen sind z.B. am Unterlauf der Erft gegeben, wo die Abwässer mehrerer Braunkohle-Kraftwerke dafür sorgen, dass die Erft im Winter kaum noch unter 10°C abkühlt. Das Bild oben zeigt das Erftufer im Stadtgebiet von Grevenbroich. Im aufgewärmten Wasser können sich hier auch verwilderte Aquariumspflanzen halten. In dem Gewirr aus Wasserlinsen, Algenfarn und angeschwemmten Pflanzenresten fallen die hellgrünen Triebe des Tausendblatts (Myriophyllum aquaticum) auf (Bildmitte oben).
 

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Charakterarten
 
 
Die Zierliche Wasserlinse (Lemna minuta [syn. L. minuscula])  ist eine amerikanische Verwandte der heimischen Kleinen Wasserlinse (L. minor). Sie wurde 1966 zum ersten Mal in Europa gefunden; 1981 tauchte sie in der Erft auf. 

Der Große Algenfarn (Azolla filiculoides) (Zwei größere Exemplare in der linken Bildhälfte, siehe auch Titelbild) stammt ebenfalls aus Amerika, ist aber schon

Azollo filiculoidis-Lemnetum minusculae
im vorigen Jahrhundert nach Europa gelangt. Der Name bezieht sich darauf, dass die Pflanzen in Gemeinschaft (Symbiose) mit Blaualgen leben, die sie in bestimmten Hohlräumen beherbergen. Der Name "Blaualge" ist allerdings veraltet. Da sie noch keinen echten Zellkern besitzen, werden diese Organismen heute zu den Bakterien gestellt und als "Cyanobakterien" bezeichnet.

Beide Arten haben ihre Gestalt in Anpassung an ihren Lebensraum so stark abgewandelt, dass ihre systematische Zugehörigkeit kaum noch erkennbar ist. Wasserlinsen vermehren sich normalerweise vegetativ; kommen sie doch einmal zur Blüte, kann man einen winzigen Kolben erkennen, der ihre Verwandtschaft mit Aronstabgewächsen und Palmen (!) offenbart. Tatsächlich sind sie die kleinsten Blütenpflanzen der Erde. Ähnliches gilt für die Wasserfarne; sie stehen im System der Farne ziemlich isoliert, und ihre Verwandtschaft zu modernen Landfarnen ist höchst unklar.
 
 
Elodea densa Ein weiteres Beispiel für die wärmeliebenden Arten, die sich in der Erft im Azollo-Lemnetum finden, ist die Dichte Wasserpest (Elodea densa, syn. Egeria densa). Die Art ist als Aquariumspflamze nach Europa gekommen und gelegentlich (durch "Entsorgung" von Aquariumsabfällen) verwildert. Meist kann sich die wärmeliebende Art aber nicht lange halten und kommt noch seltener zur Blüte. Dauerhaft kann sie sich nur in unnatürlich warmen Gewässern halten wie der Erft oder in Österreich in den Thermalwässern des Warmbads Villach.

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Vorkommen
 

Aufgrund ihrer Ansprüche findet sich die Gesellschaft nur in besonders wärmebegünstigten Gebieten Bisher wurde sie im Oberrheingraben und am Niederrhein beobachtet.
 

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Ähnliche Gesellschaften
 
 
Lemno-Spirodeletum polyrhizae
    Wasserlinsengesellschaften sind meistens Reinbestände der Kleinen Wasserlinse (Lemna minor), die man nur als ranglose Gesellschaft einstufen kann. Andere Wasserlinsenarten, z.B. die Teichlinse (Spirodela polyrhiza) sind sehr viel seltener und kommen vor allem in niederen, wärmebegünstigten Lagen vor. Je nach dominierender Art wurden verschiedene Wasserlinsengesellschaften beschrieben. Es ist aber umstritten, ob die Dominanz einer Art wirklich ökologische Besonderheiten eines Gewässers widerspiegelt oder - angesichts der Seltenheit der meisten Arten - eher zufallsbedingt ist. Das Azollo-Lemnetum hebt sich noch relativ deutlich hervor, da keine andere Wasserlinsengesellschaft so starke Fließgeschwindigkeiten aushält und auch keine andere Gesellschaft so kälteempfindlich ist.


Teichlinsen-Gesellschaft (Lemno-Spirodeletum polyrhizae)
im Itertal bei Aachen.

 
Neben der Teichlinsen-Gesellschaft (Abb. oben) führt OBERDORFER (2001, Exkursionsflora 8.Aufl.) auch noch die Gesellschaft der Buckellinse, das Lemnetum gibbae, als eigenständige Assoziation.

 
Riccietum fluitantis s.l.

In ruhigen, etwas beschatteten Gewässern findet man gelegentlich ein kleines Lebermoos, das Flutende Sternlebermoos (Riccia fluitans s.l.) (oben zwischen der Kleinen Wasserlinse [Lemna minor], unten Biotop). Heute wird dies als Überbegriff mehrerer Arten angesehen. Die darunter zusammengefassten Arten lassen sich nur an der Landform unterscheiden, die auftritt, wenn der Standort austrocknet. Deshalb macht es kaum Sinn, diese Arten verschiedenen Wasserpflanzengesellschaften zuzuordnen, so dass alle Vorkommen hier unter dem Sammelnamen Riccietum fluitantis subsumiert werden.

Riccietum fluitantis s.l.

Eine weiteres Lebermoos, das Wasser-Sternlebermoos (Ricciocarpos natans), begründet eine eigene Gesellschaft, das Ricciocarpetum natantis. Es ist etwas größer als das Flutende Sternlebermoos und schwimmt nicht leicht untergetaucht sondern wie die Wasserlinsen genau an der Wasseroberfläche.

 



Utricularietum australis
 
 
Utricularia australis
Größere und meist auch auffälliger blühende, freischwimmende Wasserpflanzen charakterisieren den Verband Hydrocharition. Die Gesellschaften sind sehr selten. Noch am verbreitetsten (in niederen, wärmeren Lagen) ist die Gesellschaft des Verkannten Wasserschlauches (Utricularia australis), das Utricularietum australis. (Abb. oben: Biotop, links: Blüte). Der oft damit verwechselte Gewöhnliche Wasserschlauch (Utricularia vulgaris) ist eher kontinental verbreitet und im Rheinland extrem selten; seine Assoziation heißt Lemno-Utricularietum vulgaris.

Die dritte Assoziation, das Hydrocharitetum morsus-ranae, das nach heutiger Auffassung neben dem Froschbiss (Hydrocharis morsus-ranae) auch Bestände der Krebsschere (Stratiotes aloides) beinhaltet, ist noch seltener, insbesondere die Krebsschere ist im Rheinland ausgestorben. Alle Arten gehören allerdings heute zum Standardsortiment von Wasserpflanzen in Staudengärtnereien und werden aus falsch verstandenem Naturschutz angesalbt (an Wildstandorten eingepflanzt). 

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Joachim Schmitz,  17.VII.2004
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