Schmitzens Botanikseite 

Die Neophyten-Ecke
Tagebuch
 
 
An dieser Stelle liste ich meine jüngsten Funde von bemerkenswerten Adventivpflanzen auf. Die wenigsten Neufunde sind überregional so bedeutsam, dass eine wissenschaftliche Veröffentlichung gerechtfertigt erscheint. Andererseits kann jede einzelne Fundmeldung ein wichtiger Mosaikstein bei der Erforschung der Ausbreitung neuer Pflanzen sein. Hier ist das Internet die ideale Abhilfe. Deshalb publiziere ich meine Neufunde nur noch an dieser Stelle.

Wegen des Umfangs habe ich die Seite geteilt.
Die Funde von 2000 bis 2020 sind ins Archiv umgezogen
HIER sind die Funde ab 2021 dargestellt. Damit man nicht so viel scrollen muss, habe ich auch die Reihenfolge umgedreht. Der neueste Fund kommt jetzt immer zuerst.

 
Jüngste Änderung: 23. VIII. 2023
Allium paradoxum und Buglossoides incrassata


Die meisten Fundorte liegen im Raum Aachen. Auf die Angabe genauer geografischer Angaben (Quadrant, Koordinaten) verzichte ich; diese können aber bei Interesse bei mir nachgefragt werden.

Für die Suche nach bestimmten Arten gibt es rechts zwei alphabetische Listen, links nach wissenschaftlichen, rechts nach deutschen Namen.

*Zu diesem Fund sind ein oder mehrere Nachträge eingefügt worden.

Wissenschaftlicher Name Deutscher Name
Allium paradoxum Aronstab, Italienischer*
Arum italicum* Berufkraut, Weißes
Buglossoides incrassata ssp. splitgerberi Gänsefuß, Australischer Drüsen-
Crocus tommasianus* Grausenf
Dysphania pumilio Knöterich, Köpfchen-
Erigeron sumatrensis Königskerze, Chaix-
Erucastrum incanum Krähenfuß, Zweiknotiger
Euphorbia prostrata Krokus, Dalmatinischer, Elfen-*
Hirschfeldia incana Lauch, Wunder-
Lepidium didymum Malve, Kleinblütige
Malva parviflora Rindszunge, Dickstielige
Persicaria capitata Wolfsmilch, Hingestreckte
Stachys x ambigua Ziest, Zweifelhafter
Verbascum chaixii ssp. chaixii

 



Malva parviflora

Buglossoides incrassata ssp. splitgerberi (Dickstielige Rindszunge)

12. Mai 2023
Aachen, Körnerstraße

Fundort war eine Baumscheibe.

Die Art wurde lange als unbedeutende Variante der Acker-Rindszunge (B. arvensis) behandelt oder höchstens als Unterart (coerulescens, permixta) eingestuft. Erst seit wenigen Jahren ist sie als eigenständige Art anerkannt. Das entscheidende Merkmal ist nicht die Blütenfarbe. Die kann, muss aber nicht bläulich sein. Vielmehr ist es der Fruchtstiel, der stark verdickt und einwärts gekrümmt ist (siehe Detailfoto im Ausschnitt unten rechts).

In der Straße gibt es mehrere Baumscheiben, die von Anwohnern mehr oder weniger stark gärtnerisch bearbeitet werden. Deshalb halte ich es für möglich, dass die Art aus einer Saatmischung von "Wildblumen" stammen könnte.

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Malva parviflora

Allium paradoxum (Wunder-Lauch)

2. April. 2023
Alsdorf-Blumenrath, Broichbachtal

Auf den ersten Blick sieht die Pflanze wie ein etwas großes Schneeglöckchen aus. Wegen des langen Blütenstiels fallen die Brutzwiebeln in der Dolde kaum auf, zumal sie in den Hochblättern gut versteckt sind.

Privatgärten waren in der Nähe. Es könnten also Verwilderumngen aus Gartenabfällen sein. Andererseits ist mir die Art im Gartenhandel nie aufgefallen und der Zierwert ist doch eher bescheiden.

Für wahrscheinlicher halte ich, dass die Art in Ausbreitung begiffen ist. Diese Vermutung wird durch einen weiteren Fund kurze Zeit später gestützt. Das war an einem vielbesuchten Wanderparkplatz im Aachener Stadtwald. Den kenne ich seit Jahrzehnten und habe den Wunder-Lauch jetzt erst entdeckt.

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Malva parviflora

Malva parviflora (Kleinblütige Malve)

11. Sept.. 2022
Weisweiler, Frenzerburg

Die Pflanzen wuchsen in einem schmalen Streifen zwischen einem Feldweg und einem intensiv bewirtschafteten Acker.

Die Art stammt aus dem Mittelmeerraum, ist aber heute in entsprechenden Klimaten weltweit verbreitet.

Die Bestimmung war schwierig. Die einzige deutsche Flora, die die Art überhaupt aufführt, ist der neue Rothmaler. Entgegen den Angaben dort kann der Wuchs aber auch niederliegend und die Blüten ganz weiß sein. Ein einfach zu diagnostizierendes Merkmal ist die schwache bis fehlende Behaarung der Kelchblätter. Eindeutig identifizieren konnte ich die Art erst mit "Wilde planten van de Benelux, een veldgids" (Van der Meijden et al. 2016. - Meise[Belgien]). Auch die Abbildung dort stimmt mit dem Foto links überein.

Zur Verwirrung trägt noch bei, dass es von der Wilden Malve (M. sylvestris) eine untypisch kleinblütige Form gibt, die als var. parviflora beschrieben wurde. Ich habe den Verdacht, dass bei Fotos im Internet mehrfach diese Varietät statt der echten M. parviflora dargestellt ist.

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Persicaria capitata

Persicaria capitata (D. Don) H. Gross
(Köpfchen-Knöterich)

23. Aug.. 2022
Aachen, Mefferdatisstraße

Die Art stammt aus den höheren Lagen Chinas und des Himalayas. Sie ist eigentlich mehrjährig, wird aber bei uns oft nur einjährig kultiviert.

Der Fundort war ein kleiner, etwas verwahrloster Parkplatz. Schon eine Woche später war der Wuchsort vernichtet. Vielleicht hat mich ja sogar jemand fotografieren gesehen und geglaubt, ich wollte die "Unordnung" dokumentieren. Na ja, hoffentlich ist noch etwas Samenbank übergeblieben.

Die jüngsten drei Funde sind in kurzer Zeit und auf engem Raum gemacht worden. Das liegt daran, das ich eine botanische Innenstadtführung für den Freundeskreis Botanischer Garten Aachen vorbereitet habe. Das führt einen dann eben auch mal in Schmuddelecken, in die sich Normalverbraucher nicht so schnell verirren. Dass ich dabei soviel neue Sippen gefunden habe, obwohl ich schon fast 50 Jahre botanisiere, hat mich selbst überrascht und scheint mir ein deutliches Zeichen des Klimawandels zu sein.

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Euphorbia prostrata

Euphorbia prostrata
(Hingestreckte Wolfsmilch)

20. Aug. 2022
Aachen, Bushof

Die aus Amerika stammenden, kleinwüchsigen und niederliegenden Wolfsmilcharten wurden auch als eigene Gattung Chamaesyce abgetrennt.

Bisher kannte ich nur E. maculata vom Gardasee und Jahre später auch vom Ufer des Niederrheins. Nach floraweb ist E. prostrata in NRW bisher überhaupt nur für das Ruhrgebiet angegeben. Für mich ist das ein weiterer Beleg für die Ausbreitung von Arten im Zuge des Klimawandels.

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Stachys x ambigua

Stachys x ambigua
[S. palustris x sylvatica]
(Zweifelhafter Ziest)

11. Aug. 2022
Aachen, Alexianergraben

In einer Baumscheibe am Alexianergraben wächst der Zweifelhafte Ziest. Bisher war für Aachen nur ein Fund von Bomble aus dem Stadtwald angegeben, wo die Sippe zwischen den Eltern vorkommt. Es handelt sich da offensichtlich um einen Primärbastard. Ganz anders am Alexianergraben. Hier ist weit und breit keine Spur von den Elternarten zu finden.

Offensichtlich kann sich die Sippe auch eigenständig ausbreiten und das auch in sehr viel naturferneren Biotopen als die Eltern. Vielleicht macht sie das wie Minzen über Bruchstücke ihrer unterirdischen Ausläufer.

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Hirschfeldia incana

Hirschfeldia incana
(= Erucastrum incanum)
(Grausenf)

23. Juli 2022
Herzogenrath, Nivelstein

Der Fundort liegt an der Bahnstrecke Herzogenrath-Übach und zwar genau an der Stelle, an der im Frühsommer 2021 ein Starkregen die Gleise unterspült hat und Teile des Bahndamms abgerutscht sind. Dann kam auch noch der Flutregen vom Juli dazu und die Strecke konnte erst im November wieder freigegeben werden.

Die Art stammt aus dem Mittelmeergebiet und verwildert bei uns sporadisch. Es ist gut denkbar, dass sie im Zusammenhang mit den Reparaturarbeiten und den damit verbundenen Erdbewegungen eingeschleppt wurde. Es handelte sich übrigens um eine einzige, aber riesige Pflanze, die offensichtlich lange Zeit zum Wachstum hatte und mit den in alle Richtungen strebenden Blütenständen eine Halbkugel mit ca. 1m Radius bildete.

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Crocus tommasianus

Crocus tommasianus
(Dalmatiner oder Elfen-Krokus)

26. Febr. 2022
Stolberg, Kohlbusch (Indetal)

Normalerweise ignoriere ich Krokusse, die mal eben "über den Gartenzaun gehüpft sind". Dieser hat sich aber in einem halbwegs natürlichen Auwald angesiedelt. Natürlich liegt die Vermutumg nahe, dass die Samen aus irgendeinem Garten stammen, von dem eine Flut sie mitgenommen und dann hier abgelegt hat.

Nachtrag 27. Febr. 2024
Inzwischen habe ich die Art mehrfach auf Friedhöfen angetroffen. Zufällig habe ich große verwilderte Vorkommen auf dem Friedhof Aachen-Lintert gefunden. Danach habe ich systematisch nachgesucht und heute auch zahlreiche Pflanzen auf dem Friedhof Stolberg-Atsch gefunden. Der liegt ganz nahe an dem oben beschriebenen Fundort. Es könnte also auch durchaus sein, dass die Samen nicht angeschwemmt wurden sondern von diesem Friedhof stammen.

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Arum italicum


Arum italicum

Arum italicum
(Italienischer Aronstab)

6. Jan. 2022
Aachen Stadtwald nahe Waldschenke

Auch hier ist die Herkunft völlig schleierhaft. Der Fundort liegt an einer kleinen Waldstraße, die zu einem beliebten Wanderparkplatz führt. Weitere Arten, die vielleicht auf abgekippte Gartenreste deuten könnten, sind nicht vorhanden.

Die Stelle kenne ich seit gut einem Jahr, hatte allerdings technische Probleme mit dem Fotografieren. Voriges Frühjahr habe ich jedenfalls keinen Blütenstand gefunden., obwohl die insgesamt 3 Pflanzen einen ziemlich kräftigen Eindruck machen. Vielleicht liegt das daran, dass das früher ein sehr schattiger Fichtenforst war, und die Stelle erst durch das jüngste Fichtensterben viel mehr Licht als früher erhält.

Nachtrag 4. Mai 2022 (unteres Bild):
Heute habe ich einen Blütenstand gefunden. Zu dieser Jahreszeit zeigt sich, dass der Aronstab stark von Brennnesseln bedrängt wird.

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Dysphania pumilio

Dysphania pumilio
(Australischer [Drüsen-] Gänsefuß)

26. Okt. 2021
Aachen Hubertusstraße (Mörgens)

Die inzwischen als eigene Gattung Dysphania abgetrennten Drüsen-Gänsefüße sind heutzutage am Rhein nichts Besonderes mehr. In Aachen sind sie aber noch selten und unbeständig.

Den Australischen Gänsefuß habe ich jetzt zum ersten Mal in Aachen finden können, wie man sieht in der Ritze zwischen Bürgersteig und Hauswand.

Das Foto ist etwas suboptimal, aber ich wollte kein Archivbild nehmen sondern wirklich den Originalfundort zeigen. Die Lichtverhältnisse waren schwierig und ohne mein uraltes Konica-Objektiv, das auch noch Blende 1.4 schafft, wäre ein Bild gar nicht möglich gewesen.

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Verbascum chaixii ssp. chaixii

Verbascm chaixii ssp. chaixii
(Chaix-Königskerze)

30. Sept. 2021
Stolberg, Bahn-/Industriegelände am Westende von Stolberg Hbf

Die Art habe ich mal in den Alpen gefunden. Was die in Stolberg macht, ist mir völlig schleierhaft. Mein Verdacht geht dahin, dass das eine ökologische Ausgleichsfläche ist, auf der eine "Wildblumensamenmischung" ausgebracht wurde ohne Rücksicht darauf, ob die Arten wirklich heimisch sind. Weitere ortsunübliche Arten wie Gold-Habichtskraut (Hieracium aurantiacum) haben diesen Verdacht in mir geweckt. Etwas Vergleichbares habe ich auch schon mal in einem Braunkohle-Rekulturvierungsgebiet gefunden.

Direkt daneben kam auch die Windblumen-Königskerze (V. phlomoides) vor. Das könnte allerdings auch natürlich sein. Vor 40 Jahren musste ich bis Andernach fahren, um die Art zu sehen. Jahre später habe ich sie dann an den Gleisen im S-Bahnhof Ratingen (bei Düsseldorf) gefunden. Das scheint eine Art zu sein, die zu den Gewinnern des Klimawandels gehört.

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Erigeron sumatrensis

Erigeron sumatrensis
(Weißes Berufkraut)

25. Sept. 2021
Aachen Lütticher Straße

Angeregt durch einen Online-Exkursionsbericht des Bochumer Botanischen Vereins bin ich darauf aufmerksam geworden, dass es neben dem allgegenwärtigen Erigeron canadensis aus dieser früher als eigene Gattung Conyza geführten Verwandtschaft weitere neu eingeschleppte Arten gibt, und bin dann buchstäblich vor meiner Haustür direkt fündig geworden.

Einmal angespitzt, habe ich die Art noch mehrfach gefunden, z.B. auf einer neu verlegten Ferngastrasse in Aachen- Eilendorf und an einer großen Baustelle für eine neue Straßenbrücke über die Eisenbahn westlich Düren. Ob das Zufall ist oder System hat, dass es sich häufig um frische Brachen oder noch aktuelle Baustellen handelt, vermag ich nicht abzuschätzen.

Jüngst ist in den Floristischen Rundbriefen 54 (Bochum 2020*) ein Artikel von Bomble erschienen, nach dem E. sumatrensis tatsächlich schon weit verbreitet ist. Der Autor gibt für Aachen auch E. bonariensis und E. floribundus an, die aber viel seltener sind. Letztere hat in gängigen Floren noch keinen Eingang gefunden, wohl aber auf der Seite für adventive Arten in Belgien (https://alienplantsbelgium.myspecies.info/).

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*2020 ist das Jahr, in dem der Band eigentlich erscheinen sollte. Tatsächlich ist er erst zum Jahreswechsel 21/22 ausgeliefert worden.

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Lepidium didymum

Lepidium didymum
(Zweiknotiger Krähenfuß)

6. Aug. 2021
Aachen Boxgraben

In älteren Floren wird die Art einer eigenen Gattung zugeschlagen und Coronopus didymus genannt. Deshalb ist der deutsche Name auch Krähenfuß und nicht Kresse.

Die Art stammt aus Südamerika und kommt bei uns in Trittgesellschaften wie hier im Pflaster eines Bürgersteigs vor.

Deshalb kommt die Art nur unbeständig vor und ist schnell wieder verschwunden. Das könnte sich allerdings im Zuge des Klimawandels ändern.

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Joachim Schmitz, 29.III.2024
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