Schmitzens Botanikseite
Rheinische Pflanzengesellschaften
Pillenfarn-GesellschaftPilularietum globuliferae Verband: Hydrocotylo-Baldellion
Ordnung: Littorelletalia
Klasse: Littorelletea- Allgemeines
- Charakterarten
- Vorkommen
- Ähnliche Gesellschaften
Was auf dem Bild oben wie eine kleine Binse aussieht, ist tatsächlich ein Farn. In Anpassung an den Standort hat der Pillenfarn (Pilularia globulifera) den typischen Farnwedel auf ein schmales, binsenförmiges Blatt reduziert. Die artenarme Gesellschaft des Pillenfarns besiedelt länger überschwemmte Gräben und Senken auf mageren Tonböden. Als typische Pioniervegetation werden auch Sekundärstandorte wie Gräben und Panzerspuren angenommen. Auch das Bild oben stammt von einem Truppenübungsplatz.
Die Pillenfarn-Gesellschaft gehört zu den Strandlings-Gesellschaften (Klasse Littorelletea), die alle nasse oder länger überschwemmte Kies- oder Moorböden besiedeln. Die Arten sind durchweg kleinwüchsig und konkurrenzschwach und werden z.B. bei Nährstoffeintrag in die Gewässer schnell von robusteren Wasserpflanzen-Gesellschaften verdrängt.
Als Wasserpflanze muss der Pillenfarn (Pilularia globulifera) seine Sporen in besonders geschützten Organen entwickeln. Deshalb ist eine Seitenfieder des ansonsten binsenförmigen Blattes zu einem sogenannten Sporokarp umgewandelt, das die eigentlichen Sporenkapseln enthält, aber erst zerfällt, wenn die Sporen voll entwickelt sind. Dieses Sporokarp ist beim Pillenfarn kugelrund, was ihm seinen Namen eingetragen hat. Da es ganz am Grund des Blattes steht, kann man es nur sehen, wenn man die Pflanzen herausnimmt wie im obigen Bild.
Der Wassernabel gehört zur Familie der Doldenblüter. Im Gegensatz zu den meisten heimischen Arten mit den typischen großen Dolden gehört er zu der altertümlichen Unterfamilie Hydrocotyloideae, die weltweit verbreitet ist, in Mitteleuropa aber nur durch diese Art vertreten wird.
Der Wassernabel (Hydrocotyle vulgaris) (rechts) kommt in verschiedenen Vegetationstypen im Bereich von Heidemooren und mageren Sumpfböden vor. Im Rahmen der Strandlings-Gesellschaften kennzeichnet er den Verband Hydrocotylo-Baldellion. Klassencharakterarten sind die Knollige Binse (Juncus bulbosus) und das Knöterichblättrige Laichkraut (Potamogeton polygonifolius), die beide oben abgebildet sind. Während die Binse in allen Littorelletea-Gesellschaften vertreten ist, kommt das Laichkraut kaum im Pilularietum vor. Es besiedelt eher kleine Wasserläufe in Heidemooren und Bruchwäldern.
Entsprechend den Standortansprüchen kommt die Pillenfarn-Gesellschaft im Rheinland vor allem am Niederrhein und in der Niederrheinischen Bucht vor. Durch Aufdüngung und Entwässerung der meisten Heidemoore sind potentielle Standorte stark zurückgegangen. Truppenübungsplätze sind dadurch als Sekundarbiotope zu wichtigen Refugien geworden. Sie liegen mehrfach auf landwirtschaftlich nicht nutzbaren Ton- und Sandböden. Durch schwere Fahrzeuge wird der Boden verdichtet, so dass sich in Gräben und Fahrspuren Wasser sammelt.
Strandlings-Gesellschaften sind ohnehin ziemlich artenarm. Durch Nährstoffeintrag aus den verschiedensten Quellen ("Saurer Regen", Gülle-Wirtschaft u.a.m.) sind sie seit Jahrzehnten im Rückgang. Deshalb kommen vollständige Artenkombinationen kaum noch vor. Oft findet man nur noch Reinbestände einzelner Arten wie die Juncus bulbosus-Gesellschaft oder die Potamogeton polygonifolius-Gesellschaft (siehe oben). Letztere wird von der Roten Liste der Pflanzengesellschaften in NRW als eigene Assoziation Hyperico-Potamogetonetum polygonifolii bewertet. In der dort zitierten Belegaufnahme ist Potamogeton polygonifolius die einzige Littorelletea-Art, was die Bewertung als eigenständige Assoziation sehr zweifelhaft erscheinen lässt.
Oben ist ein Vorkommen des Froschkrauts (Luronium natans) abgebildet. Auch hier ist die Vergesellschaftung nicht eindeutig den Littorelletea zuzuordnen. Neben den weißen Blüten des Froschkrauts sind die kleinen Rosetten des Sumpfquendels (Peplis portula) zu erkennen, der zu den Zwergbinsengesellschaften (Klasse Isoeto- Nanojuncetea) zählt. Das unscharfe Blatt Mitte rechts oben gehört zum Brennenden Hahnenfuß (Ranunculus flammula), der als Pionierpflanze in zahlreichen Wasser- und Sumpfpflanzengesellschaften vorkommt.
Weitere Gesellschaften sind die der Nadelbinse (Eleocharitetum acicularis) und der Vielstengeligen Sumpfbinse (Eleocharitetum multicaulis), die noch am Niederrhein vorkommen.
Das Eleocharitetum multicaulis besiedelt nasse Gräben in Hoch- und Heidemooren (links). Man muss sich schon lange in das Bild hineinsehen, um in dem Gewirr die Charakterart, die Vielstengeliige Sumpfbinse (Eleocharis multicaulis), zu erkennen. Deshalb ist unten noch einmal ein einzeln sthehendes Exemplar abgebildet.