Allgemeines
 
 
Ranunculetum fluitantis
Im Verband Ranunculion fluitantis werden Gesellschaften des fließenden Wassers zusammengefasst. Zentrale Assoziation ist das Ranunculetum fluitantis. Wenn man den Flutenden Hahnenfuß nicht als Assoziationskennart werten will, besteht die Gesellschaft  eigentlich nur aus Verbandskennarten. Die Artenzusammensetzung ist über weite Bereiche Europas gleich, so dass es in jedem Fall sinnvoll erscheint, der Gesellschaft Assoziationsrang einzuräumen.

Die Gesellschaft bevorzugt Bäche und Flüsse von 1-3m Tiefe mit relativ starker Strömung und mehr oder weniger nährstoffreichem Wasser.


 
 
 
 
 

  Gesellschaft des Flutenden Hahnenfußes
  an der oberen Ahr

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Charakterarten
 

Ranunculus fluitans

Der namengebende Flutende Hahnenfuß (Ranunculus fluitans) (oben) gilt zwar als Charakterart des Verbandes, hat aber im Ranculetum fluitantis eindeutig seinen Schwerpunkt. Zumindest im Rheinland kann man ihn als lokale Assoziationskennart ansehen. Die zweite Charakterart, das Knotige Laichkraut (Potamogeton nodosus), ist im Rheinland viel seltener. Ich habe es selbst nur einmal in der Mosel nahe Trier gefunden.

 
Der Pinselblättrige Hahnenfuß (Ranunculus penicillatus) (unten) steht in seinen Merkmalen zwischen dem Flutenden Hahnenfuß und dem Schild-Hahnenfuß (Ranunculus peltatus). Exemplare ohne Schwimmblätter sind nicht leicht vom Flutenden Hahnenfuß zu unterscheiden. Wenn sie vorhanden sind, zeigen sie eine intermediäre Ausprägung: An der Basis sind sie breit und flächig wie bei R. peltatus, laufen aber am Ende in Spitzen aus, die haarfein verlängert sein können. Deshalb ist auch schon angezweifelt worden, ob es sich um eine eigenstänige Art oder den Bastard aus den genannten Hahnenfuß-Arten handelt. Auch ökologisch vermittelt der Pinselblättrige Hahnenfuß zwischen den beiden anderen Arten. Exemplarisch lässt sich dies an der Rur aufzeigen. Dort kommt der Pinselblättrige Hahnenfuß im mittleren Flusslauf vor, in der oberen Rur gibt es nur R. peltatus, im Unterlauf nur R. fluitans. Pflanzensoziologisch gilt die Art als schwache Assoziationscharakterart. Aufgrund des geschilderten ökologischen Verhaltens kann sie aber auch im Callitrichetum hamulatae (s.u.) vorkommen.

Ranunculus penicillatus ssp. p.
 

 
Ranunculus trichophyllus ssp. tr.

Es liegt in der Natur der Sache, dass Wasserpflanzen oft nicht leicht zu fotografieren sind. Bei den Bildern oben und unten kam der Zufall in Gestalt einer im Hochsommer trocken gefallenen Wiesensenke zu Hilfe, um zwei Verbandskennarten ablichten zu können, oben den sehr seltenen Haarblättrigen Hahnenfuß (Ranunculus trichophyllus), unten den Flachfrüchtigen Wasserstern (Callitriche platycarpa). Der Flachfrüchtige Wasserstern wächst bei stärkerer Strömung submers (ganz untergetaucht) und kommt dann nicht zur Blüte. Nur aufgrund der geschilderten Umstände hat er hier ausnahmsweise geblüht. (Die gelben Punkte sind die an langen Staubfäden herausgeschobenen Staubbeutel.)

Callitriche platycarpa
 

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Vorkommen
 

Wie oben schon erwähnt, ist die Gesellschaft in weiten Teilen Europas verbreitet. Das heißt allerdings nicht, dass sie auch häufig ist. Zum einen sind Fließgewässer der passenden Größenordnung nicht so zahlreich; im Jahresmittel sollte der Pegelstand 1m nicht wesentlich unterschreiten. Zum anderen führen Wasserbaumaßnahmen zur Vernichtung der Gesellschaft. Als Beispiel sei wieder die Rur angeführt. Durch Eindeichung und Begradigung  ist sie im unteren Lauf so beschleunigt worden, dass die Strömung in weiten Abschnitten selbst für das Ranunculetum fluitantis zu stark geworden ist. Lediglich im Stadtgebiet Jülich hat man den Fluss so breit gelassen, dass die Gesellschaft hier existieren kann. Umgekehrt kann sich die Gesellschaft an der Mosel wohl nur deshalb (vereinzelt) halten, weil sie durch Staustufen verlangsamt ist. An Flüssen dieser Größenordnung käme die Gesellschaft von Natur aus nicht vor.
 

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Ähnliche Gesellschaften
 

Bei OBERDORFER wird Potamogeton nodosus als Assoziationscharakterart bewertet. Im Rheinland ist diese wärmeliebende Art aber sehr selten und kommt dann ohne Ranunculus fluitans vor. Deshalb schließe ich mich hier ausnahmsweise der Auffassung der Roten Liste der Pflanzengesellschaften in NRW an, solche Bestände als reine Potamogeton nodosus-Gesellschaft vom Ranunculetum fluitantis zu differenzieren.


Callitriche hamulata
 
 
Callitrichetum hamulatae/Ranunculus peltatus
In flacheren, kühleren, sauerstoffreicheren und nährstoffärmeren Bächen wird das Ranunculetum fluitantis durch die Gesellschaft des Haken-Wassersterns (Callitrichetum hamulatae) abgelöst. Gemäß dieser Ansprüche findet man die Gesellschaft öfters in Bächen im Rheinischen Schiefergebirge.

Der Haken-Wasserstern (Callitriche hamulata) (oben) gehört zu den Wasserstern-Arten, die unter Wasser blühen und fruchten und sich deshalb auch in der Unterwasserform sexuell fortpflanzen. Die schmallinealen Unterwasserblätter sind an der Spitze oft zangenartig ausgebuchtet, was die Art auch vegetativ von den sonst sehr ähnlichen anderen Wasserstern-Arten unterscheidet.

In besonders nährstoffarmen Varianten dieser Gesellschaft kommt  der Schild-Hahnenfuß (Ranunculus peltatus) (links an der Wildenburg bei Reifferscheid) vor, der in stehenden Gewässern eine eigene Assoziation begründet.

 
Eine ganze Reihe anderer Wasserstern-Arten ist zur Aufstellung weiterer Gesellschaften bemüht worden. Ein Beispiel ist die Gesellschaft des Teich-Wassersterns (Veronico beccabungae-Callitrichetum stagnalis). Die Charakerart Callitriche stagnalis (unten) kommt nach meinen Erfahrungen auf sehr nährstoffarmen Stellen, z.B.  in Fahrspuren, Gräben und ähnlichen Stellen im Bereich des Hohen Venns vor und ist in der Venn- und Rureifel die häufigste Callitriche-Art. In Fließgewässern, also in diesem Fall Bächen in höheren Mittelgebirgslagen,  ist mir die Art noch nie aufgefallen, was daran liegen mag, dass die Art nur über Wasser blüht und submerse Formen damit kaum zu bestimmen sind.

Callitriche stagnalis
 

Ähnliches gilt für die Gesellschaft des Nussfrüchtigen Wassersterns (Callitrichetum obtusangulae). Die wärmeliebende Gesellschaft soll im Rheinland vorkommen; ich habe sie aber noch nie gefunden.

Schließlich ist hier noch  die Gesellschaft des Untergetauchten Merks  (Ranunculo-Sietum erecto-submersi) zu nennen. Sie besteht eigentlich nur aus Röhricht-Arten (Kl. Phragmitetea) des Verbands Sparganio-Glycerion wie dem Merk (Sium erectum), dem Gauchheil-Ehrenpreis (Veroniva anagallis-aquatica) usw., alle in der untergetauchten, nicht blühenden, submersen Form. Diese und vergleichbare Callitriche-Gesellschaften unterscheiden sich von ähnlichen Röhricht-Gesellschaften nur dadurch, dass die Pflanzen ständig untergetaucht sind und damit in der Regel nicht zur Blüte kommen. Die Konsequenz aus dieser Abgrenzung ist, dass man die entsprechenden Gesellschaften, die vielleicht im Frühjahrshochwasser überschwemmt sind, aber im Sommer mit den Blütentrieben der Charakterarten den Wasserspiegel übersteigen, je nach Wasserstand als Wasserpflanzengesellschaft oder Röhricht auffassen und damit unterschiedlichen Klassen zuordnen müsste. Dies erscheint mir nicht sinnvoll.
 

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Joachim Schmitz,  25.VIII. 2002
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