Schmitzens Botanikseite
Rheinische Pflanzengesellschaften
Sternmieren-Eichen- Hainbuchen-WaldStellario holosteae-Carpinetum betuli Verband: Carpinion betuli
Ordnung: Fagetalia sylvaticae
Klasse: Querco-Fagetea
- Allgemeines
- Charakterarten
- Vorkommen
- Ähnliche Gesellschaften
Sternmieren-Hainbuchenwald, oben bei Baal (Kreis Heinsberg), links bei Dormagen-Knechtsteden.
Entsprechend dem Großklima ist die Rotbuche im Rheinland der beherrschende Waldbaum. Auf staunassen oder stark wechselfeuchten, oft sehr lehmigen oder tonigen, schlecht durchlüfteten Böden tritt die Rotbuche zurück und Eichen und Hainbuche gewinnen überhand. Da diese Arten viel regenerationsfreudiger sind als die Rotbuche, stellen Eichen-Hainbuchen-Wälder heute vielerorts nicht die potentielle natürliche Vegetation dar, sondern sind durch historische Waldnutzungsformen wie die Niederwaldwirtschaft aus Rotbuchenwäldern hervorgegangen. Dadurch werden die Unterschiede zu Rotbuchenwäldern verwischt und die genaue ökologische Abgrenzung bleibt Gegenstand der Diskussion.
Das Stellario-Carpinetum ist eine Ausstrahlung atlantischer Hainbuchenwälder, zu denen z.B. das Endymio-Carpinetum aus Südostengland und Nordwestfrankreich gehört. Die streng atlantischen Kennarten fehlen allerdings im Stellario-Carpinetum weitgehend bzw. erreichen im Rheinland gerade noch ihre Arealgrenze.
Obwohl der Verband nach der Hainbuche (Carpinus betulus) (oben mit den charakteristischen Flugfrüchten) benannt ist, kann sie in sehr unterschiedlichen Anteilen an "Hainbuchen-Wäldern" beteiligt sein. Nicht selten tritt sie stark hinter den beiden Eichenarten zurück. Eine weitere typische Baumart ist die Vogel-Kirsche (Prunus avium), der wilden Stammform der Süßkirschen (unten). Sie gilt als Verbandscharakterart.
Wie schon erwähnt, ist das Stellario-Carpinetum nicht durch eigene sondern durch das Fehlen anderer spezifischer Charakterarten gekennzeichnet. Alle folgenden Arten gelten als Verbandscharakterarten.
Das gilt auch für die namengebende Große Sternmiere (Stellaria holostea) (links), die im Stellario-Carpinetum allenfalls ihren Schwerpunkt hat.
Oben: Das Erdbeer-Fingerkraut (Potentilla sterilis) wird von Laien leicht mit der Erdbeere verwechselt. Es ist unter anderem daran erkennbar, dass die weißen Kronblätter sich nicht berühren.
Rechts: Die Feld-Rose (Rosa arvensis) sollte eigentlich Wald-Rose heißen; denn es ist die Rosenart, die am meisten Schatten verträgt und am weitesten in Wälder vordringt. Durch den kriechenden Wuchs und die zu einem Stiel zusammengefassten Griffel unterscheidet sie sich von den meisten anderen Wildrosen.
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Links: Das Wald-Knäuelgras (Dactylis polygama) ist nur durch sehr subtile Merkmale vom wesentlich häufigeren Gewöhnlichen Knäuelgras (D. glomerata) zu differenzieren. Wahrscheinlich wird es häufig übersehen.
Unten: Die Schatten-Segge (Carex umbrosa) fällt im Frühjahr durch die langen schlaffen Blätter aus dem Vorjahr auf.
Die folgenden drei ausgesprochen subatlantisch verbreiteten Arten belegen die Beziehungen des Stellario-Carpinetum zu atlantischen Hainbuchen-Wäldern.
Noch am weitesten nach Osten dringt das Berg-Lungenkraut (Pulmonaria montana) (rechts) vor. Es wächst z.B. sehr zerstreut in der Eifel und im Hunsrück.
Ausschließlich in einem kleinen Gebiet um Baal überschreitet das Hasenglöckchen (Hyacinthoides non-scripta) die deutsche Grenze. Die Art, die auch schon in die Gattungen Scilla und Endymion gestellt wurde, wird auch als Zierpflanze gehalten und verwildert gelegentlich. Im Rheinland gelten nur die Vorkommen bei Baal als natürlich.
Auch die wilde Narzisse (Narcissus pseudonarcissus) überschreitet die deutsche Grenze nur in wenigen Gebieten in der Eifel und im Hunsrück. Man nimmt an, dass der Hainbuchenwald der ursprüngliche Standort der Narzisse ist. Die viel bekannteren Vorkommen in den berühmten Narzissenwiesen gelten als sekundär; die Wiesen sind hier Ersatzgesellschaften entsprechender Wälder.
Das Stellario-Carpinetum ist im subatlantischen Klimabereich verbreitet, wobei ein großer Teil der Vorkommen vermutlich durch historische Waldnutzungsformen bedingt ist. Wahrscheinlich natürlich sind z.B. die Bestände in der Niederrheinischen Bucht. Hier besiedelt der Sternmieren-Hainbuchenwald vor allem die feuchten bis nassen Talsenken.
Nach Südosten wird das Stellario-Carpinetum durch den Waldlabkraut-Eichen-Hainbuchen-Wald (Galio sylvatici-Carpinetum betuli) ersetzt. Dieser bevorzugt mittleres bis leicht kontinentales Klima, ist dementsprechend etwas (sommer)wärmeliebender und verträgt auch zumindest vorübergehend trockene Böden. Dieser Wald ist der für Süd- und Mitteldeutschland typische Hainbuchen-Wald. An kleinflächigen Sonderstandorten sind diese Bedingungen auch im subatlantischen Großklima gegeben, so dass das Galio-Carpinetum z.B. auch schon in der Eifel anzutreffen ist. Einzige Charakterart ist das Wald-Labkraut (Galium sylvaticum). Außerdem treten natürlich kontinentalere Arten wie die Winter-Linde (Tilia cordata) in den Vordergrund, während die ausgeprägt subatlantischen Arten zurückgehen oder ganz ausfallen.