ZUR VERBREITUNG VON DRYOPTERIS AFFINIS (LOWE) FRASER-JENKINS SSP. BORRERI (NEWMAN) FRASER-JENKINS IN DER NORDEIFEL
- Joachim Schmitz -
Kurzfassung:
Im Rahmen einer gezielten Nachsuche konnten in der Nordeifel und der
angrenzenden Niederrheinischen Bucht zwölf Vorkommen von Dryopteris
affinis ssp borreri gefunden werden, von denen elf Neufunde
sind. Die Stellen verteilen sich auf die Quadranten 5102/4, 5202/3, 5203/3/4,
5204/4, 5303/2, 5304/1, 5403/2, 5404/1. Bevorzugt werden Nordhänge
in kleineren bis mittleren Bachtälern in luftfeuchter, wintermilder
Lage besiedelt. Mangels geeigneter Standorte scheint die Art in der Nordeifel
nicht über ca. 400m zu steigen.
Abstract:
As the result of a specific search for Dryopteris affinis
ssp.borreri in the Northern Eifel (Rhenish Massif) and the nearby
Lower Rhenish Bay twelve findings were made, of which eleven were unknown
so far. The occurences are spread over the quadrants 5102/4, 5202/3, 5203/3/4,
5204/4, 5303/2, 5304/1, 5403/2, 5404/1. Favoured places are northwards
exposed slopes in small or medium sized creek valleys with a humid microclimate
and moderate winters. For the lack of suitable biotops the species seems
not to occur in hights over about 400m in the Northern Eifel.
Nach FRASER-JENKINS & REICHSTEIN (1984: 143-145) bevorzugt Dryopteris affinis mehr oder weniger atlantisch getönte Klimate. Die Verbreitung der Art in Deutschland, wie sie bei HAEUPLER (1988: 107) wiedergegeben ist, scheint dem im Wesentlichen zu entsprechen. Schwerpunkte liegen z.B. in der Pfalz und im Odenwald; nach Norden reichen die Vorkommen etwa bis zur Mittelgebirgsschwelle, z.B. bis ins Bergische Land. Ausgerechnet im westlichsten Mittelgebirge, der Eifel, ist die Art nur für ein einziges Meßtischblatt (5203) angegeben. Der Verdacht liegt nahe, daß Dryopteris affinis in der Eifel viel weiter verbreitet ist, als dies bisher bekannt war. Entsprechende Neufunde für die Südeifel bei Trier (BUJNOCH 1988: 207) gaben den Anstoß zu einer gezielten Nachsuche in der Nordeifel. Tatsächlich konnten im Zeitraum von Herbst 1989 bis Frühsommer 1990 elf Fundorte in der Nordeifel sowie einer in der vorgelagerten Niederrheinischen Bucht entdeckt werden; bis auf eine Stelle (vgl. Fußnote) handelt es sich durchweg um Neufunde. Im einzelnen verteilen sich die Vorkommen wie folgt:
5102/4: Wurmtal S Teuterhof
5202/3: Aachener Stadtwald SE Entenpfuhl
5203/3: Vichttal am Vollerbachzufluß
5203/4: Vicht-Münsterau 1
5204/4: Talsperre Obermaubach
5303/2: An zwei Stellen im Kalltal
5304/1: Je eine Stelle im Kalltal E und W des Klafterbachzuflusses
5403/2: Grünenthal
5404/1: An zwei Stellen bei Hirschrott
1 Das Vorkommen liegt in nächster Nähe
eines von Prof. Patzke, Aachen, mündlich mitgeteilten Fundortes, auf
den wohl auch die Eintragung bei Haeupler (a.a.O.) zurückgeht. Obwohl
die Population mithin noch besteht, konnte die alte Fundstelle im Rahmen
dieser Untersuchungen überraschenderweise bisher nicht bestätigt
werden.
Meist sind es nur wenige Exemplare wenn nicht gar Einzelvorkommen. Die
beiden einzigen größeren Populationen mit jeweils mehreren Dutzend
Individuen wurden im Aachener Stadtwald und im mittleren Kalltal angetroffen.
Bevorzugt werden mehr oder weniger steile, um N exponierte Hänge
in frischen Buchenwäldern (± Luzulo-Fagetum). Vereinzelt werden
auch Südlagen besiedelt, wenn die Wirkung der Exposition durch andere
Standortfaktoren kompensiert wird, so einmal in einem Fichtenforst bei
Vicht und einmal in einem engen Kerbtal bei Hirschrott. Mehrfach wachsen
die Pflanzen in der Nähe von Aceri-Fraxineten, doch bislang wurde
die Art nirgends in einem Schluchtwald selbst angetroffen. Höhere
Lagen werden anscheinend gemieden; der höchste Fundort liegt auf 410m.
Die Suche in höheren Gebieten (z.B. Rurtal bei Monschau) blieb bisher
erfolglos. Dagegen steigt die Art bis auf 130m herab. Anscheinend sind
eine hohe Luftfeuchtigkeit und ein sehr wintermildes Mikroklima die entscheidenden
Standortfaktoren. Hierzu paßt auch die Beobachtung, daß die
Pflanzen nicht nur offene Hochlagen sondern auch Talböden meiden,
wenn sich dort im Winter Kaltluftmulden bilden können.
Alle gefundenen Exemplare entsprechen der von Fraser-Jenkins
als ssp. borreri bezeichneten Sippe (FRASER-JENKINS & REICHSTEIN
1984: 147). (Ob die Einstufung von Sippen mit z.T. sogar unterschiedlicher
Ploidiestufe als Subspecies ein und derselben Art sinnvoll ist, sei einmal
dahingestellt.) Die Beschreibung bei FRASER-JENKINS & REICHSTEIN (a.a.O.)
ist dahingehend zu ergänzen, daß es bis auf den blauschwarzen
Ring an der Basis der Fiederstielchen kein Einzelmerkmal gibt, das alleine
zur Diagnose gegen Dryopteris filix-mas hinreichend ist. So ist
dichter Besatz mit Spreuschuppen nicht selten auch bei D. filix-mas
festzustellen. Gelegentlich - besonders bei Jungpflanzen - finden sich
außerdem Formen mit kaum gezähnten bis nahezu ganzrandigen Fiederabschnitten
letzter Ordnung. Die Wedel von D. affinis ssp. borreri sind
zwar dunkler, derber und glänzender und überdauern auch länger,
aber die Variationsbreite von D. filix-mas ist bei diesen Merkmalen
so groß, daß sie nur begrenzt für die Diagnose tauglich
sind. Trotzdem ist D. affinis ssp. borreri im Gelände
unschwer anzusprechen, da die Pflanzen fast immer alle genannten Charakteristika
zeigen. Als einzige Abweichung sind vereinzelt Individuen mit etwas stärker
gezähnten Fiederabschnitten zu beobachten. Verwechslungsgefahr besteht
nur mit dem Bastard der beiden Arten (s.u.). Übrigens verschwindet
der blauschwarze Ring am Grund der Fiederstielchen nicht nur beim Trocknen
sondern auch in der Natur im Verlauf der Welke der Wedel im Winter.
Zytologische Untersuchungen wurden nicht durchgeführt. Nach
FRASER-JENKINS & REICHSTEIN (1984: 164f) pflanzt sich der Bastard mit
D. filix-mas (D. x complexa) in der Natur kaum fort
und kommt deshalb in aller Regel nicht unabhängig von den Eltern vor,
weshalb er auch viel seltener ist, als dies von früheren Autoren (z.B.
ROTHMALER 1945, 1986) angenommen wurde. An Populationen im Süder-
und Weserbergland konnte dies bestätigt werden (HECKMANN et al. 1989).
Von daher kann der Nachweis von Dryopteris affinis ssp. borreri
auch ohne zytologische Überprüfungen für die o.a. Fundorte
als sicher gelten. Es ist zwar nicht ganz auszuschließen, daß
vereinzelt auch D. x complexa vorkommt, aber schon alleine
aufgrund der Individuenarmut der meisten Bestände erscheint dies wenig
wahrscheinlich. Am ehesten ist D. x complexa noch im Aachener
Stadtwald zu erwarten, wo eine D. affinis-Population von mindestens
zwei Dutzend Exemplaren inmitten von Hunderten dicht stehender D. filix-mas-Pflanzen
vorkommt. Im übrigen wurden auch keine Pflanzen gefunden, die der
Beschreibung des Bastards nach der o.a. Literatur entsprechen.
Das vorrangige Ziel war, die regionale Verbreitung der Art abzustecken,
und erst in zweiter Linie ging es darum, die Fundorte vollständig
zu erfassen. Deshalb sind sicher weitere Vorkommen zu erwarten, die sich
aber im Wesentlichen auf das Areal beschränken dürften, das durch
die angegebenen Fundpunkte umrissen wird.
Nachdem D. affinis nunmehr sowohl für die westliche
Nordeifel wie für die westliche Südeifel (s.o.) nachgewiesen
ist, stellt sich die Frage, wie weit die Art in der Eifel nach Osten ausgreift.
Als lohnende Kandidaten für eine gezielte Nachsuche erscheinen z.B.
die farnreichen zum Rhein ziehenden Flußtäler wie Ahr-, Vinxtbach-
oder Brohltal, wenn hier nicht die Niederschläge schon zu gering sind
und das Klima insgesamt zu kontinental getönt ist.
Literatur:
BUJNOCH, W., 1988: Farnstandorte im Regierungsbezirk Trier - 4. Nachtrag
1988 -. - Dendrocopos 15: 205-213.
FRASER-JENKINS, C.R. & REICHSTEIN,T., 1984: Dryopteris.
- In HEGI, G., 1984: Illustrierte Flora von Mitteleuropa, I1 (Pteridophyta),
3. Aufl.: 136-169. - Berlin, Hamburg.
HAEUPLER, A. (Hrsg.), 1988: Atlas der Farn- und Blütenpflanzen
der Bundesrepublik Deutschland. - Stuttgart.
HECKMANN, U., RASBACH, H. & BENNERT, H.W., 1989: Vorkommen und
Cytologie des Dryopteris affinis-Komplexes in Nordrhein-Westfalen.
- Floristische Rundbriefe 22(2): 81-94.
HEGI, G. (Begr.), 1984: Illustrierte Flora von Mitteleuropa. I1: Pteridophyta.
3. Aufl. - Berlin, Hamburg.
ROTHMALER, W., 1945: Der Formenkreis von Dryopteris palacea (SW.)
HAND.-MAZZ.. - Candollea 10: 91-101.
ROTHMALER, W. (Begr.), 1986: Exkursionsflora für die Gebiete der
DDR und der BRD. 4 Kritischer Band. 6. Aufl. - Berlin.
Anschrift des Verfassers:
Joachim Schmitz
Beeckstraße 12
D-5100 Aachen