Vorkommen und Soziologie neophytischer Sträucher
im Raum Aachen
Joachim Schmitz
Mit 4 Tabellen und 5 Abbildungen
(Eingegangen am ...)
KurzfassungVorkommen, Status und Soziologie strauchiger Neophyten im Raum Aachen wurden untersucht. Ausführlich wird dies für Cytisus striatus (HILL) ROTHM., C. multiflorus (L'HÉR.) SWEET, Genista tinctoria L. ssp. elata (MOENCH) A. & GR., Cotoneaster horizontalis DECNE., C. dammeri SCHNEID., C. microphyllus LINDL. und Buddleja davidii FRANCH. dargestellt; ferner werden Funde von Cornus sericea L., Lycium barbarum L., Rubus armeniacus FOCKE, Mahonia aquifolium (PURSH) NUTT., Kerria japonica (L.) DC. und Senecio inaequidens DC. erwähnt
Die Cytisus-Arten bilden Verdrängungsgesellschaften des Sarothamnetums MALC. 1929 em. OBERD. 1979 oder gliedern sich an ungünstigeren Stellen darin ein. Cytisus striatus scheint darüberhinaus auf Felsstandorte beschränkt zu sein. Genista tinctoria ssp. elata bildet eigenständige Gebüsche, die als Prunetalia-Gesellschaft angesehen werden. Die Cotoneaster-Arten bevorzugen Sandrasen (Sedo-Scleranthetea oder Industriebrachen (+ Epilobietea angustifolii), C. horizontalis wächst darüberhinaus auch in Mauerspalten. Buddleja davidii kommt fast ausschließlich auf Verkehrsflächen vor, besonders auf Eisenbahngelände; die Art bildet Gebüsche, die dem Sambuco-Salicion (Epilobietea angustifolii) zugehören und als neue Assoziation mit dem Namen "Buddlejetum davidii" beschrieben werden.
Außer Lycium barbarum, Mahonia aquifolium und Kerria japonica sind alle genannten Arten im Aachener Raum fest eingebürgert. Dabei ist Buddleja davidii eindeutig als Epökophyt sensu SCHROEDER (1968) einzustufen. Cornus sericea darf wohl als Agriophyt gelten, während es bei den übrigen Arten noch unentschieden ist, welcher dieser beiden Kategorien sie zuzuordnen sind.
Abstract
Occurrence, degree of naturalization and sociology of shrubby neophytes in the Aachen region were investigated. The results are detailly described for Cytisus striatus (HILL) ROTHM., C. multiflorus (L'HÉR.) SWEET, Genista tinctoria L. ssp. elata (MOENCH) A. & GR., Cotoneaster horizontalis DECNE., C. dammeri SCHNEID., C. microphyllus LINDL. and Buddleja davidii FRANCH.; furthermore findings of Cornus sericea L., Lycium barbarum L., Rubus armeniacus FOCKE, Mahonia aquifolium (PURSH) NUTT., Kerria japonica (L.) DC. and Senecio inaequidens DC. are mentioned.
The Cytisus species' constitute societies displacing the Sarothamnetum MALC. 1929 em. OBERD. 1979 or they integrate in it at less favourable conditions. Beside of this Cytisus striatus seems to be restricted to rocky places. Genista tinctoria ssp. elata forms a peculiar shrub society, which is considered to belong to the Prunetalia. The Cotoneaster species' prefer sandy lawns (Sedo-Scleranthetea) or industrial fallow grounds (± Epilobietea angustifolii), C. horizontalis also grows in wall clefts. Buddleja davidii occurs almost exclusively on traffic areas, especially on railway areas; the species forms a shrubbery, which belongs to the Sambuco-Salicion (Epilobietea angustifolii) and is described as a new association named "Buddlejetum davidii".
Beside of Lycium barbarum, Mahonia aquifolium and Kerria japonica all species mentioned above are completely naturalized in the region round Aachen. Buddleja davidii is clearly to be classified as epecophyte sensu SCHROEDER (1968). Cornus sericea is likely to be considered as agriophyte, whereas it is undecided for the other species', which of both categories has to be applied to them.
1. Einleitung
Zahlreiche Pflanzenarten gehören nicht zur ursprünglichen Vegetation Mitteleuropas sondern sind erst nach und nach eingewandert. Zumeist hatte dabei der Mensch die Hand im Spiel, sei es durch die Schaffung neuer Biotope, wie dies zuerst in großem Umfang durch die Einführung einer planmäßigen Landwirtschaft erfolgte, sei es durch unbewußte Verschleppung von Diasporen auf den Verkehrswegen oder sei es durch gezielte Einfuhr fremdländischer Kultur- und Ziergewächse. Dabei handelt es sich vielfach um Annuelle kurzlebiger und Stauden mehrjähriger ruderaler Vegetationstypen, besonders bei den eigentlichen Neophyten, also erst in historischer Zeit eingewanderten Arten (Zur Klassifizierung der Anthropochoren siehe SCHROEDER 1968). Dagegen sind natürliche Vegetationstypen nahezu frei von Neophyten. Aufgrund von Untersuchungen im Stadtgebiet von Berlin qualifizierte SUKOPP (1969) den Anteil von Neophyten an der Zahl der Arten auf ahemeroben Standorten mit 0% und auf oligohemeroben Standorten mit unter 5%.
Dies mag einer der Gründe sein, warum sich bislang weniger phanerophytische Neubürger in der heimischen Vegetation behaupten konnten. Einerseits können die Arten nicht in geschlossene Vegetationsdecken eindringen, andererseits fehlen Plätze, die für die Entwicklung bis zur Blühreife lange genug unbeeinflußt bleiben. Bezeichnenderweise erlebten einige Arten ihre größte Ausbreitung auf den ausgedehnten Trümmerflächen der Großstädte nach dem Zweiten Weltkrieg. Z.B. wurde Ailanthus altissima in Berlin nachweislich seit 1870 in großem Stil gepflanzt, konnte aber immer nur sporadisch verwildern und breitete sich erst auf den Trümmerflächen des kriegszerstörten Berlin so aus, daß die Art heute als fest eingebürgert betrachtet wird (nach KOWARIK & BÖCKER 1984).
Abgesehen von z.T. schon von den Römern mitgebrachten Obst- und Fruchtbäumen sowie Forstkulturbäumen verwildern hauptsächlich strauchwüchsige Arten oder solche, die bestenfalls zu kleinen Bäumen heranwachsen. Neben der kürzeren Generationszeit liegt der Grund wohl auch darin, daß kleine Ziergehölze in den letzten Jahren sowohl in privaten Gärten wie in öffentlichen Anlagen einen Boom hatten. Besonders Bodendecker wie die Cotoneaster-Arten sind für ihre Massenanpflanzungen berüchtigt.
So kann es nicht Wunder nehmen, daß Verwilderungen mehr oder weniger strauchiger Neophyten in jüngster Zeit zunehmen, wobei die Arten dann oft in den einschlägigen Bestimmungsbüchern fehlen und auch ihre soziologische Eingliederung in die bestehende Vegetation nicht erfaßt ist. Als Beitrag zur Kenntnis dieser Pflanzengruppe werden im Folgenden die dem Verfasser bekannten Funde in der Region Aachen, z.T. unter Berücksichtigung der weiteren Verbreitung im westlichen Rheinland, dargestellt. Neben dem Fundort und dem soziologischen Verhalten wird auch der Status der Arten diskutiert. Naturgemäß handelt es sich mehr oder weniger um Zufallsfunde; ein Anspruch auf Vollständigkeit kann deshalb nicht erhoben werden. Der Vergleich mit neueren Gebietsfloren (z.B. DÜLL & KUTZELNIGG 1987) und anderen Quellen läßt die gemachten Beobachtungen aber durchaus als einigermaßen repräsentativ für das Bearbeitungsgebiet erscheinen.
2. Methodik
Die Nomenklatur der Arten folgt EHRENDORFER (1973), soweit sie dort aufgeführt sind. Die Benennung der 'Exoten' richtet sich nach den benutzten Bestimmungsbüchern und Floren (FITSCHEN 1983, ENCKE 1958, TUTIN et al. 1968, HEGI 1964), wobei im Zweifelsfall der gebräuchlichste Name mit vollem Autorenzitat angegeben ist. Eine Überprüfung der Gültigkeit bzw. Priorität der in der Literatur gefundenen Namen erfolgte nicht.
Die pflanzensoziologischen Aufnahmen wurden im üblichen Verfahren nach BRAUN-BLANQUET durchgeführt. Es wurden nur Flächen mit wenigstens einem der untersuchten Neophyten aufgenommen. Wie alle Neophyten wachsen auch die strauchwüchsigen Arten oft auf mehr oder weniger gestörten Böden mit oft sehr kleinräumig wechselnden edaphischen Gegebenheiten. Deshalb wurden die Aufnahmeflächen meist relativ klein gewählt; von größeren Standorten wurden z.T. stichprobenartig mehrere kleine Flächen ausgewertet.
Die soziologische Nomenklatur richtet sich nach OBERDORFER (1977, 1978, 1983, 1987).
3. Cytisus striatus (HILL) ROTHM.
Der Gestreifte Ginster, dessen Heimat in Portugal und Spanien liegt, wächst am Eilendorfer Tunnel (5202/2) sowie an felsigen Böschungen der Straßen von Rurberg nach Woffelsbach (5304/3) und nach Einrur (5304/3, 5404/1). Bei den letzteren dürfte es sich um die von GALUNDER & ADOLPHI (1988) zitierten Funde von E. PATZKE (Aachen) handeln. Aus der gleichen Quelle stammt noch eine weitere Angabe für Schleiden (5404/4).
Da die Art im Habitus Cytisus scoparius sehr ähnlich ist, wurde sie zunächst verkannt und erst aufgrund eines Hinweises von Prof. PATZKE beachtet. Tatsächlich ist sie leicht an den kurzen, dicken und stark behaarten Hülsen sowie den weißlich gestreiften Ästen zu identifizieren (Abb.3) (siehe auch GALUNDER & ADOLPHI 1988).
Bei allen Fundorten handelt es sich um Schieferfelsheiden, wo die Art mehr oder weniger in Konkurrenz zu Cytisus scoparius tritt. Dabei dominiert C. striatus umsomehr, je wärmer und trockener der Standort ist. Besonders extrem zeigt sich dies am Eilendorfer Tunnel (Abb.1), wo die Südexposition, das sehr dunkle Gestein (karbonischer Tonstein) und die windgeschützte Lage in einem künstlichen Einschnitt vor dem Tunnelportal ein außergewöhnliches Mikroklima schaffen, das vor allem durch enorme Bodenerwärmung bei Sonnenschein gekennzeichnet ist. Zum Vergleich: "KAUSCH & HEIL (1965) fanden an der Südböschung eines Eisenbahndammes bis etwa 5°C höhere Lufttemperaturen und bis 25°C höhere Bodentemperaturen als an der Nordböschung. In Südfinnland (NIEMI 1969...) wurden im Juli Maximaltemperaturen von 54°C an südexponierten Eisenbahnböschungen gemessen..." (BRANDES 1983: 35). Ähnliche - wenn nicht noch extremere - Verhältnisse dürften am Eilendorfer Tunnel vorliegen. Bezeichnenderweise fehlt hier C. scoparius fast ganz, während C. striatus und C. multiflorus dominieren (Tab.1.3). Das scheinbare Übergewicht von C.multiflorus in der Liste ist ein Artefakt, das daher rührt, daß C. striatus erst nachträglich identifiziert wurde und so nur Teilflächen mit C. multiflorus aufgenommen wurden (vgl. Abschnitt 'Methodik'); insgesamt sind beide Arten etwa gleichstark vertreten. Erwartungsgemäß kommt C. scoparius auf den Hängen um Rurberg besser zum Zuge. Nur an steilen, südexponierten Felsen dominiert C. striatus, kann aber C. scoparius nirgends ganz vertreiben (Tab.1.2). Sonst gewinnt der Besenginster die Oberhand, der dann seinerseits alsbald von den Arten des standorttypischen Sambucetum racemosae (NOIRF. 1949) OBERD. 1973 bedrängt wird (Tab1.1). Ob Letzteres noch als Sarothamnetum MALC. 1929 em. OBERD. 1979 bezeichnet werden kann oder schon zu den Epilobietea zu stellen ist, soll hier nicht weiter diskutiert werden. Auch in die in Tab.1.2 dargestellte Cytisus-Heide dringen Epilobietea-Arten ein; diese können sich jedoch nicht dauerhaft behaupten und eine weitere Sukzession unterbleibt. Beredte Zeugen hierfür sind so manche vertrockneten Gerippe von Sambucus racemosa, die die Extrema von Hitze und Trockenheit nicht überstanden haben. Alles in allem scheint Cytisus striatus soziologisch eindeutig dem Sarothamnenion sensu OBERDORFER (1987) innerhalb der Prunetalia zuzuordnen sein, wobei die Art eine Verdrängungsgesellschaft des Sarothamnetum MALC. 1929 em. OBERD. 1979 bildet. Bezeichnenderweise fanden BACKES et al. (1987) an vergleichbaren Standorten, auf die C. striatus noch nicht gelangt ist, ein durchaus stabiles echtes Sarothamnetum. Ob die C. striatus-Gesellschaft dem Sarothamnetum als eigenständige Assoziation entgegengestellt werden kann, bedarf allerdings noch weiterer Absicherung. Auch bleibt zu klären, ob die Vergesellschaftung mit C. multiflorus eine besondere Variante oder eher zufallsbedingt ist.
Alle Vorkommen gehen wahrscheinlich auf Einsaaten zur Böschungsbefestigung zurück. Dabei decken sich die heutigen Fundorte nicht unbedingt mit den begrünten Flächen. Vielfach dürften die Vorkommen an ungünstigeren Stellen schon erloschen sein, während sie sich auf zusagenden Standorten ausbreiteten und auch neues Terrain eroberten. Als Beispiel ist der Felshang am Eilendorfer Tunnel zu nennen, der erst 1966 im Zuge des Umbaus des alten Nirmer Tunnels entstand. Denn es wäre sehr ungewöhnlich, daß Felsaufschlüsse an Eisenbahntrassen begrünt würden, und in der detaillierten Schilderung der Bauarbeiten bei SCHNEIDER (1978) findet sich auch kein Hinweis darauf, während eine Begrünung am anderen Tunnelportal - im Einschnitt zwischen dem heutigen Nirmer und dem Eilendorfer Tunnel - ausdrücklich erwähnt wird. In allen Populationen fand sich Jungwuchs, und mindestens am Eilendorfer Tunnel, dem mit wahrscheinlich über 20 Jahren ältesten der untersuchten Vorkommen, dürfte auch das Kriterium der über drei Generationen fortdauernden Existenz erfüllt sein, so daß C. striatus als voll eingebürgert gelten kann. Unklar ist aber, ob der Gestreifte Ginster als Agrio- oder Epökophyt einzustufen ist: Felsen sind zwar im Prinzip natürliche Biotope und der enge Bezug zum Sarothamnetum macht eine Charakterisierung der C. striatus-Heide als potentielle natürliche Vegetation vertretbar. Andererseits sind alle Fundorte unmittelbar an Verkehrswege o.ä. gebunden, also wurden wenigstens bis jetzt nur vom Menschen geschaffene Standorte besiedelt.
Weitere Fundorte nennen GALUNDER & ADOLPHI (1988) vom Mittelrhein und für das Bergische Land.
4. Cytisus multiflorus (L'HÉR.) SWEET
Dieser aus der Iberischen Halbinsel und Nordafrika stammende Ginster wächst auf Eisenbahnböschungen am Eilendorfer (5202/2) und am Ichenberger Tunnel (5103/3).
Im Habitus ähnelt auch diese Art Cytisus scoparius, jedoch sind die jüngeren Zweige und die Hülsen mehr oder weniger dicht weißhaarig und die Blüten weiß (Abb.2). C. multiflorusist Stammart zahlreicher Hybriden, von denen aber keine primär weißblütig ist. Die bekannteste und verbreitetste dieser Hybriden ist C. x praecox WHEELER, die in ihrer weißblütigen cv. albus mit C. multiflorus verwechselt werden kann, aber schmächtiger im Wuchs ist, deutlich überhängende Zweige hat und früher blüht. Nach eigenen Beobachtungen blühen die C. x praecox-Formen mindestens ein bis zwei Wochen früher als C. multiflorus, der ungefähr mit C. scoparius aufblüht. Für C. multiflorus existiert auch das Synonym C. albus LINK, das nicht mit C. albus HACQ. zu verwechseln ist, der seinerseits bei EHRENDORFER (1973) als Chamaecytisus albus (HACQ.) ROTHM. geführt wird.
Auch C. multiflorus zeigt eine Affinität zum Sarothamnenion. Im Gegensatz zu C. striatus ist es aber nicht nur auf Felsböden beschränkt. Am Ichenberger Tunnel ist der Untergrund sandig-lehmig. Allerdings ist die Art hier nicht so vital und dominierend wie am Eilendorfer Tunnel sondern wird hier von den mächtigen Gebüschen von Genista tinctoria ssp. elata beherrscht (Tab.1.4). Bezüglich der Bodenansprüche erscheint C. multiflorus toleranter als C. scoparius und erst recht C. striatus. Das Vorkommen an den beiden mikroklimatisch sehr günstigen Eisenbahneinschnitten und das Fehlen in der Eifel weckt den Verdacht, daß C. multiflorus von diesen Arten die wärmeliebendste ist - wenn die Unterschiede nicht einfach auf unterschiedliche Saatmischungen zurückgehen. Ggf. könnte Tab.1.2 als reine Cytisus striatus-Gesellschaft und Tab.1.3 als thermophile Variante mit C. multiflorus interpretiert werden. Es kann auch nicht ganz ausgeschlossen werden, daß die beobachteten Unterschiede weniger artspezifisch sind als viel stärker unterschiedliche Herkünfte des ursprünglichen Samenmaterials reflektieren.
Beide Fundorte gehen höchstwahrscheinlich auf Einsaaten zur Böschungsbegrünung zurück. Abgesehen davon, daß C. multiflorus heute im Gartenhandel praktisch völlig von seinen Hybriden verdrängt ist - GAMS (1925: 1168) schreibt noch von einem öfters kultivierten Zierstrauch - sprechen schon die eisenbahntechnischen Gemeinsamkeiten der Stellen dafür: Beide Böschungen sind erst im Zuge der Elektrifizierung der Strecke Köln-Aachen entstanden, wozu die alten Tunnel teilweise aufgeschlitzt und die Portale zurückverlegt wurden. Es liegt nahe, anzunehmen, daß in beiden Fällen die gleiche Saatmischung zur Begrünung benutzt wurde, C. striatus sich aber nur am Eilendorfer Tunnel etablieren konnte, während der tolerantere C. multiflorus an beiden Stellen überdauerte. Für den Status gilt das gleiche wie für C. striatus. Auch C. multiflorus gliedert sich im Prinzip in die potentielle natürliche Vegetation ein, ist aber bislang an anthropogene Fundorte gebunden
Vom Mittelrhein beschreibt ADOLPHI (1987) Verwilderungen von C. multiflorus in azidophilen Besenginsterfelsheiden. Weitere Fundorte nennen GALUNDER & ADOLPHI (1988) für den Mittelrhein und das Bergische Land bis hinauf nach Wuppertal.
5. Genista tinctoria L. ssp. elata (MOENCH) A. & GR.
Einziger Fundort ist der Ichenberger Tunnel (5103/3).
Es mag vielleicht überraschen, Genista tinctoria als Neophyten bezeichnet zu sehen, das natürliche Areal der ssp. elata liegt jedoch in Südosteuropa und berührt die Bundesrepublik Deutschland wenn überhaupt nur am äußersten Rande. Die Pflanzen unterscheiden sich von der heimischen G. tinctoria s.str. recht drastisch: statt kaum halbmetergroß wie der Typus erreicht die ssp. elata fast Mannshöhe (Abb.4) und die Blütezeit beginnt über einen Monat später. Z.B. wurde G. tinctoria s.str. 1987 schon am 17. Mai kaum 10 km vom Ichenberger Tunnel entfernt bei Breinigerberg blühend angetroffen, während jene Sträucher in den ersten Julitagen aufblühten! Im übrigen sind die Pflanzen mit Ausnahme des Infloreszenzbereichs kahl, Kelch und Hülse sind kahl oder ± schwach behaart, und die Blätter sind eilänglich bis lanzettlich-zugespitzt und erreichen in der vegetativen Zone Ausmaße bis zu 8(-10) x 25 mm, in der Infloreszenz sind sie deutlich schmaler.
Obwohl ein genetischer Austausch zwischen den beiden Subspecies durch die unterschiedliche Blühzeit de facto ausgeschlossen ist, wird die ssp. elata in der Literatur oft unter G. tinctoria s.str. subsumiert (z.B. TUTIN et al. 1968: 75f). Dabei fehlt dann auch nie der Hinweis auf die Vielgestaltigkeit der Art und die Verbindung der zahlreichen, auf verschiedenen taxonomischen Rängen beschriebenen Sippen durch Zwischenformen. Übrigens wird auch die hier diskutierte Sippe in älteren Floren noch als eigene Art unter dem Namen G. elata (MOENCH) WENDEROTH geführt (vgl. Synonymik in TUTIN et al. a.a.O.). Natürlich kann an dieser Stelle nicht einer gründlichen Revision des G. tinctoria-Komplexes vorgegriffen werden. Bei allem Vorbehalt scheint es sich aber um so etwas wie einen Rassenkreis zu handeln, dessen jeweilige Nachbarn sich vermischen und Übergänge bilden können; werden aber weit entfernte Glieder dieses Rassenkreises in Kontakt gebracht, so erweisen sie sich als nicht mehr zum genetischen Austausch fähig und erscheinen somit wie 'gute' Arten. Dieser Auffassung gemäß sollte die elata-Sippe am besten als Subspecies eingestuft werden. Auch nach GAMS "...verdient die var. elata (Moench) eine höhere Bewertung und sollte als ssp. elata (Moench) A. et G. bezeichnet werden..." (1964: 1734), ohne daß er dafür allerdings die Gründe ausführt.
Entsprechend der Wuchsform fügen sich die Sträucher nicht wie bei der ssp. tinctoria in Rasenvegetationen oder der Krautschicht von lichten Wäldern ein sondern dominieren selbst die Physiognomie ihres Standortes. Sie bilden dichte Gebüsche, die am zwanglosesten den Prunetalia angeschlossen werden können und in deren Schatten sich nur noch wenige reliktäre Magerrasen- bzw. Sedo-Scleranthetea-Arten halten können (Tab.1.4). Neben reinen Gebüschen findet sich auch eine Cytisus multiflorus-Variante, die in der Tabelle aber nicht ausgeschieden ist. Bei dieser Variante ist der Bewuchs lockerer und die Krautschicht reichhaltiger; sie bietet aber auch ein sehr uneinheitliches Bild. Neben den erwarteten Magerrasen- und Sedo-Scleranthetea-Arten, die meist in Form von Synusien eingestreut sind, finden sich auch Wiesenarten wie Senecio jacobaea, Galium album, Lotus corniculatus oder Dactylis glomerata und sogar nitrophile Ruderalarten wie Cirsium vulgare. Dies mag schon ein Effekt der Nitratanreicherung durch die Knöllchenbakterien der zahlreichen Fabaceen sein; sicher ist aber auch eine Einstrahlung von der oberhalb angrenzenden Fettwiese anzunehmen. Unabhängig von ihrem sonstigen soziologischen Verhalten sind etliche Begleiter typische Eisenbahnfolger (vgl. BRANDES 1983: 43). Merkwürdig ist schließlich das Zusammentreffen von Azidophilen wie den beiden Cytisus-Arten mit basenholden Arten wie Acinos arvensis oder Lepidium campestre. Der Standort ist eine künstlich angelegte Böschung in einer Zone, in der drei geologische Formationen aneinandergrenzen und sich z.T. überdecken: die karbonischen Namur und Westfal A sowie die tertiären Kölner Schichten (vgl. KNAPP 1980). Man kann sich leicht vorstellen, daß die ohnehin komplizierte Schichtfolge durch die Bauarbeiten vollends durcheinandergebracht wurde, zumal auch der Eintrag von Fremdmaterial nicht auszuschließen ist. Alles in allem ist die Genista tinctoria ssp. elata-Gesellschaft eindeutig den Prunetalia zuzurechnen, wo sie vielleicht als weniger azidophiles und kontinentaleres Pendant den Sarothamnenion-Gesellschaften gegenübergestellt werden kann. Auf der Basis eines einzigen Fundortes ist eine genauere syntaxonomische Einordnung nicht möglich.
Nach GAMS (1925: 1202) ist die dort noch als var. elata bezeichnete Form eine oft kultivierte Gartenpflanze, und er berichtet von einer schon 1909 beobachteten Verwilderung in Mannheim. Es ist daher sowohl denkbar, daß es sich bei dem Vorkommen am Ichenberger Tunnel um Gartenflüchtlinge oder zur Böschungsbegrünung eingebrachte Pflanzen handelt. Gegen die erste Möglichkeit spricht, daß in der näheren Umgebung keine potentiellen Mutterpflanzen in Gärten odgl. gefunden werden konnten - zumal hier Industriebrachen und landwirtschaftliche Flächen weit überwiegen. Trifft die zweite Annahme zu, so stellt sich die Frage, warum sich die Art nicht am Eilendorfer oder Nirmer Tunnel findet, wo sie dann doch sicher auch angesät wurde (vgl. die obigen Ausführungen zu Cytisus multiflorus). Sei es, wie es sei, am beobachteten Fundort ist Genista tinctoria ssp. elata zweifellos fest eingebürgert. Schwieriger ist zu entscheiden, ob der Hohe Färberginster als Agrio- oder Epökophyt einzustufen ist, da noch nicht abzusehen ist, ob er sich nur auf Brachen und vegetationsfreien Anschüttungen ansiedeln oder auch in bestehende mehr oder weniger natürliche Vegetationen eindringen kann.
Weitere Verwilderungen von G. tinctoria werden von DÜLL & KUTZELNIGG für Duisburg angegeben: "...gelegentlich adventiv an Ruderalstellen..., so in 4506/4 Duisburg-Neudorf auf einem Parkplatz 1980!, 4606/1 Duisburg-Süd..." (DÜLL & KUTZELNIGG 1987: 331). Der Verdacht liegt nahe, daß es sich auch hier um die ssp. elata handelt.
6. Cotoneaster div. spec.
Es wurden drei Cotoneaster-Arten gefunden, die alle zu den niederwüchsigen, bodendeckenden Formen gehören: am bereits mehrfach erwähnten Ichenberger Tunnel (5103/3) steht Cotoneaster microphyllus LINDL.; Cotoneaster dammeri SCHNEID., meist in der var. radicans DAMMER ex SCHNEID. fand sich auf Industriebrachen und Eisenbahngelände in Aachen (5202/1), Lendersdorf (5202/4) und Stolberg-Bauschenberg (5203/1), an letztgenannter Stelle in Begleitung von C. horizontalis DECNE., der außerdem in einer Blausteinmauer in Breinig (5203/3) angetroffen wurde.
Für die Diagnose dieser Arten sei auf die einschlägige Bestimmungsliteratur verwiesen. Allerdings ist zu beachten, daß einige züchterische Formen mehr oder weniger stark vom Typus abweichen. Im Zweifelsfall kann ein Gang in eine gut sortierte Gärtnerei Klarheit verschaffen, wobei man aber auch nicht blindes Vertrauen in die korrekte Etikettierung setzen darf.
Alle drei Arten bevorzugen anscheinend durchlässigen, sandigen bis grobsteinigen Boden. Im einzelnen wächst C. microphyllus in einem lückigen Sandrasen (Tab.2.1), C. dammeri in Kopfsteinpflaster und Schutt im Bereich von Bahnanlagen (Tab.2.5, siehe auch Tab.3) sowie zusammen mit C. horizontalis in einer Industriebrache auf einem alten Steinbruchgelände (Tab.2.3,4); letztere Art wurde außerdem in der Oberkante einer Mauer angetroffen (Tab.2.2). Dementsprechend rekrutieren sich die Begleiter vorwiegend aus Sedo-Scleranthetea-, Festuco-Brometea-Arten, sonstigen Magerkeitszeigern und zahlreichen Ruderalarten, von denen die meisten wiederum typische Schutt- und Rohbodenpioniere sind, während stark nitrophile Arten fehlen.
Aufgrund der wenigen Funde soziologische Unterschiede herauslesen zu wollen, ist zumindest voreilig. Während C. microphyllus hier zum Gefüge der Sedo-Scleranthetea zu tendieren scheint, berichtet BORNKAMM (1974: 327) das gleiche über C. horizontalis an einem Fundort in Köln, den er allerdings nicht näher bezeichnet. Da beide Arten sich vegetativ sehr ähnlich sind, kann auch eine Verwechslung nicht ganz ausgeschlossen werden. Dagegen scheinen Verwilderungen von C. horizontalis an Mauern typisch zu sein und werden noch von anderen Stellen im Rheinland berichtet (ADOLPHI 1977). Die Pflanzengemeinschaften, in denen C. dammeri angetroffen wurde (Tab.2.3-5), können am besten als Initialstadien des Epilobio-Salicetum capreae oder einer vergleichbaren Gesellschaft verstanden werden. Abgesehen von den Vorkommen von Clematis vitalba oder Betula pendula-Jungwuchs deutet vor allem die Aufnahme vom Aachener Westbahnhof in diese Richtung, die wegen der Dominanz von Buddleja davidii in Tab.3 eingearbeitet ist. Die beiden anderen Zwergmispelarten besiedeln Standorte - hier einen Sandrasen, dort eine Mauerfuge - die augenscheinlich nicht für heimische Sträucher geeignet sind. Diese Cotoneaster-Gesellschaften sind deshalb nicht ohne weiteres einem bestehenden pflanzensoziologischen Taxon zuzuordnen. Man kann sich natürlich auf einen formalistischen Standpunkt stellen und sie als Strauchformationen sozusagen per definitionem den Prunetalia zuschlagen. Dies wird aber den Verhältnissen nicht gerecht. Neben dem Fehlen irgendwelcher bezeichnender Prunetalia-Arten sorgt der charakteristische niederliegende Wuchs der Zwergmispeln auch für eine einzigartige Physiognomie der Gesellschaften, die in der mitteleuropäischen Vegetation kaum ein Vorbild haben. Viel zwangloser lassen sich die Gesellschaften den entsprechenden Thero- und Hemikryptophytenformationen anschließen, in diesem Fall also den Sedo-Scleranthetea und den Asplenietea.
An allen gennannten Stellen sind die Cotoneaster-Arten fest etabliert, blühen und bilden Früchte. Aus Farbe, Größe und Bau der Früchte darf geschlossen werden, daß die Verbreitung durch Vögel erfolgt. Dies geschieht anscheinend auch über größere Entfernungen; potentielle Mutterpflanzen konnten nur für C. dammeri im Bahnhof Lendersdorf und für C. horizontalis in Breinig jeweils in Zierbeeten in etwa 100m Entfernung gefunden werden. In scheinbarem Widerspruch zur guten Verbreitungsfähigkeit steht der Befund, daß die Bestände durchweg individuenarm sind oder es sich nur um Einzelexemplare handelt. Gegen eine Erklärung durch genetische Inkompatibilität bzw. Selbststerilität spricht der überall beobachtete normale Fruchtansatz. Dieser beweist zwar nicht zwingend, daß die Früchte auch fertil sind, macht diese Deutung aber doch wenig wahrscheinlich. Vielleicht liegt es gerade an der Vogelfrüchtigkeit, daß von Einzelexemplaren kaum eine Nahverbreitung ausgeht: Wenn die isoliert stehenden Sträucher überhaupt von Vögeln gefunden werden - schon hierfür ist die Wahrscheinlichkeit ungleich geringer als bei den individuenreichen bis massenhaften Zierpflanzungen - ist nicht unbedingt zu erwarten, daß ein Vogel nach der Mahlzeit so lange in der Nähe bleibt, daß er hier auch das Produkt der Verdauung mit den Diasporen der Pflanze hinterläßt. Falls der Durchgang durch den Verdauungstrakt für die Keimfähigkeit obligatorisch ist, wird dieser Effekt noch einmal erheblich verstärkt.
Wenn diese Überlegung zutrifft, entsteht ein Problem für die Beurteilung des Status. Da offensichtlich Fern- gegenüber Nahverbreitung bei weitem überwiegt, stammen wahrscheinlich alle verwilderten Individuen unmittelbar von angepflanzten Sträuchern ab, die ja zahlenmäßig in der überwältigenden Mehrheit sind. Andererseits ist diese Abstammung nicht nachweisbar. Wenn ein verwilderter Strauch schon Nachkommen über mehrere Generationen hat, so wachsen diese möglicherweise an weit verstreuten Stellen und sind gar nicht als Mitglieder einer Population zu erkennen. Angesichts der horrenden Häufigkeit der Arten in Zierbeeten ist derzeit nicht abzuschätzen, ob sich die Verwilderungen selbst aufrecht erhalten können oder nur einzelne Ausreißer aus Kulturen (Ephemerophyten) sind. Aus soziologischer Sicht scheinen zumindest C. horizontalis und C. microphyllus eigenständige ökologische Nischen besetzen zu können und damit auch eine wesentliche Voraussetzung für die potentielle Einbürgerung mitzubringen.
Weitere Verwilderungen von C. horizontalis werden von ADOLPHI (1977) für Fühlingen (4907/3), Rheinkassel (4907/4), Küppersteg (4907/4), Opladen (4908/1), Schloß Paffendorf (5005/2) und die Burg Nideggen (5304/2) berichtet. Für den Großraum Duisburg geben DÜLL & KUTZELNIGG (1987: 325) einzelne Verwilderungen verschiedener Arten an, erwähnen aber nur C. horizontalis namentlich und nennen keine konkreten Fundorte. Schließlich nennt BORNKAMM (a.a.O.) einen Fund in Köln.
7. Buddleja davidii FRANCH.
Der Sommerflieder ist im Gebiet vollständig eingebürgert, besonders auf Brach- und Ödflächen im Bereich von Verkehrsanlagen. Im Raum Köln-Aachen wurden Vorkommen in den Quadranten 5006/4, 5007/1-4, 5103/3,4, 5202/1,2, und 5203/1 erfaßt (zur überregionalen Verbreitung vgl. HAEUPLER 1988: 441).
Buddleja davidii gehört zu den Gehölzen, die erstmals auf den Trümmerflächen der großen Städte nach dem Zweiten Weltkrieg verwilderten (Eine Übersicht über die Ausbreitungsgeschichte gibt KUNICK 1970). Nach dem Wiederaufbau ging die Art mangels geeigneter Standorte stark zurück und ihr Status wurde daraufhin erneut in Frage gestellt (vgl. die Statusangaben bei HAEUPLER a.a.O.). Zumindest die hier untersuchten Vorkommen müssen als stabil gelten. Zwar verschwindet die Art natürlich, wenn das Biotop etwa durch Bebauung vernichtet wird, auf Dauerruderalflächen wie auf großen Gleisanlagen hält sich der Sommerflieder dagegen beständig. Die hohe Regenerationsfähigkeit und vor allem die enorm kurze Generationszeit - schon im zweiten Jahr kommen z.T. nur kniehohe Pflanzen zur Blüte - sind hierfür wesentliche Faktoren. Da die Art optimal auf naturfernen, mehr oder weniger polyhemeroben Standorten entwickelt ist, muß sie als Epökophyt eingestuft werden.
Die große Zahl der Fundorte erlaubt eine eingehende Beurteilung des soziologischen Verhaltens, dem der nachfolgende Abschnitt gewidmet ist. Zur Absicherung der Aachener Befunde wurden die Untersuchungen hierfür bis in den Kölner Raum ausgedehnt.
Für das Kölner Stadtgebiet diagnostizierte BORNKAMM (1974: 329) eine Affinität von Buddleja davidii zum Sambuco-Salicion. OBERDORFER (1979: 791) hebt die Nachbarschaft von Salix- und Sambucus-Arten hervor. Nach den eigenen Untersuchungen (Tab.3) ist Buddleja davidii als Verbandskennart des Sambuco-Salicion einzustufen. Sie findet sich mit Sambucus nigra oder im Gefüge des Epilobio-Salicetum capreae OBERD. 1957, meist ist sie aber selbst physiognomisch dominierend. Da die Assoziationen des Sambuco-Salicion nicht durch strikte Kennarten geschieden sondern durch die Vorherrschaft der einen oder anderen Verbandscharakterart ausgezeichnet sind, erscheint es folgerichtig, auch das Sommerfliedergebüsch als eigene Assoziation anzusehen. Hiermit sei diese als Buddlejetum davidii beschrieben und mit Tab.4.1 als nomenklatorischem Typus belegt.
Das Buddlejetum davidii besiedelt vorzugsweise Ruderalflächen innerhalb der Bebauung. Typische Standorte sind Industrie- und Eisenbahnbrachen (Abb.5), Bahnsteige, hier besonders die Kopfenden, Parkplätze, ja sogar Hauswände und Pflasterfugen. Dementsprechend gibt es nur selten großflächige Bestände; oft bilden sie einen schmalen Mantelstreifen um vegetationsfreie Flächen wie Straßen, Bahngleise etc. Kurze Generationsdauer nicht nur des Sommerflieders sondern auch vieler typischer Begleiter sowie hohe Widerstandskraft gegen mechanische Bekämpfung und chemische Belastungen ermöglichen die Eroberung von Standorten, an denen keine indigene Strauchvegetation existieren könnte.
Insgesamt vermittelt das Sommerfliedergebüsch zwischen kurzlebigen Ruderalgesellschaften und dem Epilobio-Salicetum capreae oder Beständen anderer Pioniergehölze, z.B. Robinien. Zu einer echten Sukzession in dieser Abfolge kommt es aber nur selten, meist sorgen mehr oder weniger regelmäßige Bekämpfungen oder die schlechte Bodenqualität dafür, daß das Sommerfliedergebüsch bereits das Endstadium der Vegetationsentwicklung darstellt. Ein Beispiel ist jedem Eisenbahnreisenden bekannt, der nach Köln Hbf von Aachen bzw. Mönchengladbach oder von der linken Rheinstrecke her einfährt: Im Gleisdreieck zwischen den genannten Linien und der Güterzugumfahrung wächst seit etlichen Jahren ein Sommerfliedergebüsch, dem sich nur an den randlichen Böschungen Birken, Robinien, Ahorne usw. beigesellen, die aber bis heute nicht auf die zentrale Ebene vordringen konnten. Dieser Bestand ist übrigens nicht in Tab.3 enthalten, da er wie viele andere Vorkommen nicht öffentlich zugänglich ist.
Als ausgesprochene Pioniergesellschaft kann das Buddlejetum anscheinend nur vegetationsfreie Flächen besetzen; in geschlossene Pflanzendecken kann es nicht mehr eindringen. Auch in bestehende, ältere Epilobio-Saliceten kann sich der Sommerflieder nicht mehr eingliedern, wohl kann er einen Mantel davor bilden, etwa im Übergangsbereich zu einem Bahngleis. Demgegenüber spielt die Beschaffenheit des Bodens kaum eine Rolle. Zwar werden Schotter- und Steinböden bevorzugt, aber auch lehmige und verdichtete Böden werden angenommen. Hierin dürfte auch ein Grund für die immense Zahl von Begleitern geringer und geringster Stetigkeit liegen: die Palette reicht von Filago minima bis Lycopus europaeus, von Leontodon saxatilis bis Dryopteris filix-mas. Dieser Umstand darf aber nicht zu dem Fehlschluß verleiten, daß diese Vielfalt gar nicht in einem Vegetationstypus, eben dem Buddlejetum, gefaßt werden kann. Tatsächlich zeigte die pflanzensoziologische Analyse, daß sich die 35 Aufnahmen nicht weiter differenzieren lassen. Die relativ geringe Stetigkeit auch typischer Begleiter ist offensichtlich durch die geringe Größe der meisten Aufnahmeflächen und damit zufallsbedingt; deshalb können auch charakteristische Arten immer wieder fehlen. Betrachtet man nur die wenigen großflächigen Vorkommen (z.B. Tab.4.1), sind namentlich die Kenn- und Differentialarten des Sambuco-Salicion wie Salix caprea, Betula pendula und Epilobium angustifolium sowie dessen Bezeichnende Begleiter stets vorhanden. Man mag vielleicht nur solchen Beständen Assoziationsrang zubilligen und 'verarmte' Facies (z.B. Tab.4.2) als Buddleja-Gesellschaft bezeichnen; dies erscheint dem Verfasser aber nicht zwingend.
Gut entwickelte Bestände (Tab.4.1) zeigen deutliche Anklänge ans Epilobio-Salicetum capreae, besonders an dessen Subassoziation solidaginetosum (sensu OBERDORFER 1978: 320-327). Zu den Kennarten und typischen Begleitern von Epilobietea-Gesellschaften treten vor allem eisenbahntypische Ruderalpflanzen, was angesichts der bevorzugten Standorte nicht weiter erstaunt. Gelegentlich gesellen sich auch einzelne Ziersträucher aus benachbarten Anpflanzungen (z.B. an Bahnsteigen) dazu. An stark gestörten Stellen sind Buddleja davidii und Senecio inaequidens oft die einzigen Gehölze oder die einzigen, die zu Blüte und Fruchtreife gelangen. Tab.4.2 dokumentiert ein solches Vorkommen auf einem Bahnsteig in Köln-Ehrenfeld. Es finden sich mehr Trittzeiger; sonst ist das Artenspektrum stark eingeschränkt. Charakteristischerweise fehlen weitere Epilobietea-Arten aber nie ganz. Typisch sind außerdem die Bezeichnenden Begleiter Senecio inaequidens, Conyza canadensis, Epilobium adenocaulon und Sonchus oleraceus, von denen auch an den extremsten Stellen und auf kleinsten Flächen immer wenigstens zwei oder drei Arten vorhanden sind. Besonders Senecio inaequidens fehlt kaum einmal. Dies wird aus Tab.3 nur bedingt deutlich, da die Art in den linksrheinischen Vorkommen hochstet ist, in den rechtsrheinischen Beständen aber noch (?) öfters ausbleibt. Vergleicht man die Verbreitung von Buddleja davidii mit der von Senecio inaequidens (siehe HAEUPLER 1988: 441 und 524), lassen sich deutliche Parallelen erkennen. Angesichts des zeitlichen 'Vorsprungs' von Buddleja davidii und der explosiven Verbreitungsdynamik von Senecio inaequidens scheint die Prognose nicht zu kühn, daß die Art bald auch überregional zum typischsten Begleiter des Buddlejetum wird.
Das Vorkommen von Buddleja davidii und damit auch des Buddlejetum ist an wintermilde, sommerwarme Klimate gebunden, wie sie sich vorzugsweise in größeren Städten finden. Auffallende Lücken im Areal - so fehlt der Sommerflieder anscheinend in den weiten Eisenbahnanlagen Dürens - gehen wohl hauptsächlich auf die geringe Fähigkeit zur Fernverbreitung zurück. Wenn der Sommerflieder erst einmal Fuß gefaßt hat und zur Fruchtbildung gekommen ist, breitet sich sein Gebüsch allerdings rasch auf die potentiellen Standorte der Umgebung aus und ist auch durch Vernichtung der Sträucher nicht mehr dauerhaft zu vertreiben. Letzteres geschieht übrigens gar nicht so selten; der in Tab.4.2 dargestellte Bestand ist wenige Wochen nach der Aufnahme einer 'Säuberungsaktion' zum Opfer gefallen und das alte Ladegleis im Hbf Eschweiler, dessen Vegetation in Tab.3 eingegangen ist, mußte einer Asphaltdecke weichen...
Obwohl das Untersuchungsgebiet begrenzt ist, spricht einiges dafür, daß die Ergebnisse auch im größeren Rahmen als repräsentativ gelten können. Zum einen bietet der Raum Köln-Aachen mit seinem ausgeprägt subatlantischem, wintermildem Klima optimale Bedingungen für den Sommerflieder, so daß hier auch mit einer besonders reichen Entfaltung der Art zu rechnen ist. Zum anderen decken sich die Befunde weitgehend mit den Hinweisen in der Literatur, sie stellen lediglich Präzisierungen dar. Von daher darf die Assoziation in der hier dokumentierten Zusammensetzung als typisch für das nördliche Rheinland gelten. Zu klären bleibt die Abgrenzung gegen ähnliche Vegetationstypen nach Osten und Süden. So wirft die geringe Rolle, die Buddleja davidii etwa in Berlin oder Wien spielt, während Ailanthus altissima z.B. in Wien so häufig ist, daß sie sogar im "Österreichischen Naturführer" (STÜBER 1989: 384) Erwähnung findet (Zur Situation in Berlin vgl. KOWARIK 1986), die Frage auf, ob dem Buddlejetum als geographisch-klimatische Vikariante eine Ailanthus altissima-Gesellschaft gegenüberzustellen ist oder ob diese nur als Variante im Buddlejetum zu subsumieren ist oder vielleicht auch gar nicht in diesen Kontext gehört.Angesichts der enormen Unterschiede in der Krautschicht ist schließlich zur Diskussion zu stellen, ob das Sambuco-Salicion nicht besser in einen Unterverband mit den naturnäheren Schlagfluren und Vorwäldern und einen mit den naturfernen Pioniergebüschen auf Trümmer- und Verkehrsflächen zu teilen ist. Die Bezeichnenden Begleiter aus Tab.3 und 4 können dann als Differentialarten des letzteren Unterverbandes bewertet werden, wenn Senecio inaequidens nicht sogar als Differentialart des Buddlejetum zu gelten hat.
8. Sonstige
Cornus sericea L. verwilderte mehrfach an der Rur südlich Düren im Alno-Ulmion. Bei Lendersdorf (5204/2) und Üdingen (5204/4) sind die Flächen mehr oder weniger dem Stellario nemorum-Alnetum glutinosae (KÄSTN. 1938) LOHM. 1957 zuzuordnen; am Stausee Obermaubach wächst die Art im Ribeso sylvestris-Fraxinetum LEMÉE 1937 corr. PASS. 1958. Obwohl die starke vegetative Vermehrung eine Beurteilung erschwert, scheinen diese Vorkommen fest eingebürgert zu sein, so daß die Art hier als Agriophyt gelten kann. Ferner fand sich Cornus sericea am Westbahnhof Aachen (5202/1) im Buddlejetum davidii. Ein weiteres Vorkommen im Aachener Stadtwald nahe Gut Entenpfuhl (5202/2) ist definitiv angepflanzt.
Lycium barbarum L. wurde einmal bei Aachen-Eilendorf (5202/2) als freistehendes Feldgehölz gefunden. Der Status ist unklar.
Rubus armeniacus FOCKE kommt vermutlich öfter vor. Sicher nachgewiesen ist die Art für den Wilkensberg im Westen von Aachen (5202/1).
Wahrscheinlich auf Anpflanzung bzw. unmittelbare Auswilderung gehen die Bestände von Mahonia aquifolium (PURSH) NUTT. auf dem Aachener Lousberg und entlang der Bahnstrecke von Aachen in Richtung Herzogen-rath (5202/1, 5102/3) sowie von Kerria japonica (L.) DC. am Rursee (5304/3) zurück.
Als Halbstrauch ist schließlich auch Senecio inaequidens DC. hier aufzuführen. Angesichts der reichhaltigen Literatur erübrigt sich eine weitere Diskussion an dieser Stelle. Einen aktuellen Überblick geben BÜSCHER (1989) und MOLL (1989). Im Aachener Raum ist die Art jedenfalls schon Allerweltspflanze geworden.
Danksagung
Den Herren Prof. ERN (Berlin) und Prof. PATZKE (Aachen) danke ich herzlich für ihre Auskünfte über verschiedene Cytisus-Arten.
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Joachim Schmitz
Beeckstr. 12
D-5100 Aachen
Tab.1: Ginstergebüsche am Eilendorfer und Eschweiler Tunnel
1 2 3 4 Zahl der Aufnahmen 1 5 10 8 Fläche in m² 30 60-100 2-6 2-4 Exposition E ESE-SSE SSE SE Neigung in ° 40 30-50 0-30 20-30 Höhe über NN in m 350 340-360 190-210 170-180
G Cytisus striatus 2 100 3-5 60 +-2 - Cytisus multiflorus - - 100 1-3 63 +-2 Genista tinctoria ssp. elata - - - 100 2-5 (A) Cytisus scoparius 5 100 +-2° 10 1 13 2 O Rosa canina 2 60 + 10 r 50 r Rubus fruticosus agg. 3 20 2 - 50 r-1 Crataegus monogyna - - - 25 r Übergreifende Begleiter Festuca trachyphylla et tenuifolia - 80 r-+ 100 r-4 100 r-5 Agrostis tenuis - 80 +-2 100 r-4 38 +-2 Arrhenaterum elatius + 80 r-2 - 50 r-3 Rumex acetosella - 60 + 10 r - Senecio jacobaea - 40 r - 50 r-1 Achillea millefolium - 40 r - 25 r-+ Linaria vulgaris - 20 r - 25 r Hypochoeris radicata - 20 r 80 r-1 - Plantago lanceolata - - 40 r-2 63 +-2 Senecio inaequidens - - 60 r-+ 38 r-1 Sanguisorba minor - - 30 r-+ 38 r-2 Picris hieracioides - - 10 r 38 r-+ Hieracium pilosella - - 30 + 13 2 Tanacetum vulgare - - 10 + 13 1 Galium album + - - 13 r Rumex acetosa + - - 13 r Ortsspezifische Begleiter Teucrium scorodonia + 100 +-2 - - Epilobium angustifolium + 60 r-+ - - Betula pendula 2 40 +-1 - - Sambucus racemosa 1 40 +°-1 - - Poa nemoralis 1 20 3 - - Avenella flexuosa + 20 1 - - Senecio fuchsii 1 - - - Hieracium lachenalii - 60 r-+ - - Galeopsis segetum - 40 + - - Digitalis purpurea - 40 r-+ - - Salix caprea - 20 + - - Bromus erectus - - 80 r-4 - Senecio viscosus - - 80 r-1 - Taraxacum officinale agg. - - 50 r-+ - Hieracium sabaudum - - 40 r-+ - Crepis taraxacifolia - - 20 +-1 - Trifolium campestre - - 20 r-2 - Daucus carota - - - 63 r-+ Acinos arvensis - - - 50 r-2 Arenaria leptoclados - - - 50 r-1 Veronica arvensis - - - 38 r-+ Lepidium campestre - - - 38 r-+ Lotus corniculatus - - - 38 r-+ Centaurium erythraea - - - 25 r-+ Sedum acre - - - 25 + Cirsium vulgare - - - 25 r-+ Echium vulgare - - - 25 r Silene dichotoma - - - 25 r 1: Schlagflur mit Cytisus striatus (Sarothamnetum MALC. 1929 em. OBERD. 1979 ?), Straßenböschung Rurberg-Einrur (5304/3), 24.IX. 1989.
2: Cytisus striatus-Gesellschaft (Sarothamnenion), Straßen von Rurberg nach Woffelsbach und Einrur (5304/3, 5404/1), 24.IX.1989; ferner mit geringer Stetigkeit: Acer pseudoplatanus (juv.), Quercus petraea (juv.), Crepis capillaris, Hypericum perforatum, Dryopteris filix-mas, Polypodium vulgare.
3: Cytisus striatus-Gesellschaft (Sarothamnenion), Variante mit Cytisus multiflorus, Eilendorfer Tunnel (5202/2), 2.VI.1987; ferner mit geringer Stetigkeit: Hieracium bauhinii, Scleranthus polycarpos.
4: Genista tinctoria ssp. elata-Gesellschaft (Prunetalia), inkl. Cytisus multiflorus-Variante), Ichenberger Tunnel (5103/3), 2.VI.1987 und 16.V.1988; ferner mit geringer Stetigkeit: Cerastium holosteoides, Dianthus armeria, Dactylis glomerata, Carex spicata, Silene alba, Medicago lupulina.
Tab.2: Vergesellschaftung von Cotoneaster div. spec.
1 2 3 4 5 Fläche in m² 1 0,1 1 1 1 Exposition SE - - - - Neigung in ° 25 0 0 0 0 Höhe über NN in m 170 280 220 220 140
Cotoneaster microphyllus 3 - - - - Cotoneaster horizontalis - 2 3 - - Cotoneaster dammeri var. radicans - - r 5 2 Acinos arvensis 2 - - - - Festuca trachyphylla 2 - - - - Anthyllis vulneraria 1 - r - - Sedum acre 1 - - - - Daucus carota + - + 1 - Festuca tenuifolia + - - - - Bromus inermis + - - - - Arenaria leptoclados r - - + - Cerastium holosteoides r - - + - Lotus corniculatus r - - r - Picris hieracioides r - r - - Crepis capillaris - 1 r - r Asplenium ruta-muraria - + - - - Senecio vulgaris - + - - - Hypericum perforatum - r - - + Epilobium cf. adenocaulon - r - - - Mycelis muralis - v - - - Taraxacum laevigatum agg. - v - - - Clematis vitalba - - 3 - - Cardaminopsis arenosa - - + 2 - Rumex acetosa - - + 2 - Festuca ophiolithicola* - - + + - Linaria vulgaris - - r 2 - Achillea millefolium - - r r - Lathyrus sylvestris - - + - - Holcus lanatus - - + - - Dactylis glomerata - - r - - Silene vulgaris - - - 1 - Genista tinctoria s. str. - - - + - Poa compressa - + - - 4 Betula pendula juv. - - - - 1 Solidago canadensis - - - - 1 Hieracium sabaudum - - - - + Sagina procumbens - - - - + Tanacetum vulgare - - - - r 1: Ichenberger Tunnel (5103/3), 16.V.1988.
2: Breinig (5203/3), Mauerkrone, 22.IV.1988.
3: Stolberg-Bauschenberg (5203/2), Kalksteinbruch, 8.VI. 1988.
4: ebenda, 12.V.1988.
5: Bahnhof Lendersdorf (5202/4), Kopfsteinpflaster der Verladerampe, 22.V.1988.* Festuca ophiolithicola KERGUÉLEN ist die Salzboden- und Galmeisippe des Schafschwingels, die oft unter F. guestphalica (=F. lemanii sensu EHRENDORFER p.p.)(mündl. Mitteilung E. PATZKE, Aachen) oder unter F. ovina s.str. (nach VAN DER MEIJDEN et al. 1980) subsumiert wird.