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Rheinische Pflanzengesellschaften
Silberweiden-AuwaldSalicetum albae Verband: Salicion albae
Ordnung: Salicetalia purpureae
Klasse: Salicetea purpureae
- Allgemeines
- Charakterarten
- Vorkommen
- Ähnliche Gesellschaften
Allgemeines
Frühjahrshochwasser des Rheins bei Brohl Flüsse führen mehrfach im Jahr Hochwasser, das an natürlichen Flussläufen die Ufer überschwemmt. Die niedrigeren, ufernahen Bereiche werden mehrfach überflutet. Hier wachsen von Weiden und Pappeln dominierte Auwälder, die man nach der Konsistenz des Holzes der Hauptbaumarten auch Weichholzaue nennt. Solche Bestände werden in der Klasse Salicetea purpureae zusammengefasst. Die höheren bzw. entfernteren Lagen werden meist nur noch vom Frühjahrshochwasser erreicht. Von Natur aus wächst hier bereits ein normaler sommergrüner Laubwald, den man entsprechend auch als Hartholzaue bezeichnet und pflanzensoziologisch als Alno-Ulmion-Verband der Klasse Querco-Fagetea unterstellt.
Der Silberweiden-Auwald (Salicetum albae) ist die typische Weichholzaue der größeren Flüsse und ändert weit über Mitteleuropa hinaus kaum wesentlich ab. Durch Regulierung, Eindeichung und andere wasserbauliche Maßnahmen sind die Bestände auf winzige Reste geschrumpft wie z.B an der Ahrmündung (unten), die als letzte natürliche Flussmündung am Rhein in Deutschland gilt.
Salicetum albae (Initialstadium) an der Ahrmündung bei Remagen
Im unmittelbaren Uferbereich kann sich oft keine Krautschicht entwickeln, weil die stark strömenden Fluten immer wieder die Humusschicht abschwemmen (oben). In Auwäldern, die nicht direkt von der Flussströmung erfasst werden sondern z.B. durch aufsteigendes Grundwasser überflutet werden, stockt dagegen eine dichte Krautschicht, die von extremen Nährstoffzeigern wie der Brennnessel (Urtica dioica) (rechts) beherrscht werden. Übrigens vermutet man in solchen Biotopen auch das ursprüngliche Vorkommen der Brennnessel, denn vor dem Eingriff des Menschen in die Natur kamen solche exzessiv nährstoffreiche Standorte nur im Überschwemmungsbereich der großen Flüsse vor. Bevor ich im Folgenden die charakteristischen Weiden-Arten vorstelle, muss ich darauf hinweisen, dass diese Verwandtschaftsgruppe für ihre zahlreichen Hybriden berüchtigt ist. Zur sicheren Identifikation sind neben den Blüten deshalb die voll entwickelten Blätter unerlässlich, und selbst dann gibt es noch Zweifelsfälle, die Sache von Spezialisten sind. Deshalb kann ich bei den folgenden Fotos ausnahmsweise nicht garantieren, dass immer die reinen Arten abgebildet sind.
Wichtigste Charakterart und bestandsbildender Baum ist die Silberweide (Salix alba) (oben). Die Blätter sind zumindest in der Jugend beidseitig seidig behaart und später wenigstens unten noch behaart.
Während die Bruch-Weide (Salix fragilis) im Salicetum albae eher gering vertreten ist, gilt ihr Bastard mit der Silber-Weide, Salix x rubens (rechts), als weitere Assoziationskennart. Die Bastardnatur ist u.a. an den schwächer behaarten Blättern und der Bedrüsung des Blattrandes erkennbar.
Sowohl die Silber-Weide wie Salix x rubens wurden oft zur Entwässerung des Bodens angepflanzt. Deshalb findet man sie heute an vielen Stellen, wo sie von Natur aus kaum vorkommen sondern eher eine Hartholzaue wachsen würde.Dies gilt auch für die meisten "Kopfweiden", die für Vögel, Insekten u.a. Kleintiere wichtige Ersatzbiotope sind, aber durchweg angepflanzt sind.
Kleinwüchsigere Weiden-Arten sind vor allem in Initialstadien verbreitet. Als Verbandskennart gilt die Korb-Weide (Salix viminalis) (links Männchen, unten Weibchen)
Das Gleiche gilt für die Mandelblättrige Weide (Salix triandra ssp. triandra) (unten).
Die männlichen Kätzchen mit den zu scheinbar 1 Staubblatt verwachsenen Staubblättern und der roten Knospenfarbe machen die Purpur-Weide (Salix purpurea) (oben) unverwechselbar.Die variable Art wird in drei Unterarten geteilt; oben ist die Typusform (ssp. purpurea) abgebildet. Da die Art mit einer Unterart auch in die alpinen Flussauen aufsteigt, gilt sie insgesamt als Klassencharakterart.
Ursprünglich war das Salicetum albae an allen größeren Flüssen verbreitet. Heute ist es durch die Regulierung der Flüsse auf weite Strecken vernichtet oder auf schmale Uferstreifen zurückgestutzt, die kaum noch als zusammenhängender Wald angesehen werden können. Vielfach wurde es auch durch Forsten mit amerikanischen Hybridpappeln ersetzt, die einzig zu dem Zweck angebaut wurden, den Boden zu entwässern.
Im Rheinland finden sich die Gesellschaft noch am ehesten am Mittelrhein, z.B. an der Ahrmündung bei Remagen oder bei Andernach. Bei großzügiger Auslegung des Rheinlands muss man natürlich auch die Auwälder südlich Mainz erwähnen. Am Niederrhein hätte die Gesellschaft sehr viel größere potentielle Wuchsflächen; hier ist sie aber durchweg durch Grünland ersetzt.
Die meisten heutigen Vorkommen der Silber-Weide sind angepflanzt, um den Boden zu entwässern. Zum Korbflechten wurden eher die Zweige von Salix viminalis benutzt. Die biegsamen Zweige finden auch zum Binden von Weinreben Verwendung; zu diesem Zweck kann man auch heute noch in Weinbaugebieten Salix viminalis-Plantagen antreffen.
Ähnliche Gesellschaften
Zonierung: Salicetum albae, davor der Gürtel des Salicetum triandrae Im unmittelbaren Uferbereich, der oft von starker Strömung erfasst wird, dominieren kleinere Weiden-Arten, auch die Silber-Weide überwindet kaum das Strauchstadium. Dadurch kommen hier Korb-Weide (Salix viminalis) und Mandelblättrige Weide (Salix triandra) zur Vorherrschaft. Diese Gesellschaft wird als Salicetum triandrae (Abb. oben) bezeichnet und bildet hier einen Mantel vor dem eigentlichen Salicetum albae. An kleineren Flüssen kamen die Weidenauen nicht über dieses Stadium hinaus, so dass diese Gesellschaft hier die einzige Weichholzaue bildete. Durch die Verbauung und Regulierung ist das Salicetum triandrae an solchen Stellen aber praktisch ausgestorben.
In Mittelgebirgslagen auf kalkarmem Gestein tritt Salix alba völlig hinter der Bruch-Weide (Salix fragilis) (unten) zurück. Das Vorkommen der Hain-Sternmiere (Stellaria nemorum) belegt außerdem die Nähe zum Stellario-Alnetum, einer Hartholz-Augesellschaft. Nach OBERDORFER (a.a.O.) ist das dadurch begründete Salicetum fragilis eine Gesellschaft schnell fließender, besonders bei Flut reißender Mittelgebirgsbäche. Da Weichholzauen nur an größeren, unverbauten Fließgewässern vorkommen, dürfte diese Gesellschaft im Rheinischen Schiefergebirge wohl ausgestorben sein oder höchstens noch sehr vereinzelt vorkommen.