Allgemeines
 

Chaerophyllum temulum

Alliario-Chaerophylletum temuli

Stickstoff liebende Staudensäume waren ursprünglich auf Waldränder, Flussufer und ähnliche Standorte beschränkt. In der Kulturlandschaft konnten sie sich auf Wegrändern, Böschungen, an Hecken- und Mauerfüßen usw. ausbreiten. Im Verband Alliarion werden Staudengesellschaften zusammengefasst, die mehr oder weniger viel Schatten ertragen und deshalb vor allem an Waldwegen, unter größeren Bäumen, im Saum von Gebüschen oder in vernachlässigten Parks vorkommen.

Der Heckenkerbel- bzw. nach einem anderen deutschen Namen Kälberkropf-Saum gehört vor allem im Tiefland zu den häufigsten Alliarion-Gesellschaften. Bevorzugt werden halbschattige Standorte besiedelt; es werden aber auch nur leicht beschattete Stellen angenommen.
 

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Charakterarten
 
 
Bryonia dioica
Die wichtigste und häufigste Charakterart ist der Heckenkerbel oder Taumel-Kälberkropf (Chaerophyllum temulum) (Abb. oben).

Die Zweihäusige Zaunrübe (Bryonia dioica) (links) gilt ebenfalls als Assoziationscharakterart, fehlt aber in den schattigeren Ausprägungen der Gesellschaft.

Weitere seltene Kennarten der Gesellschaft sind der Garten-Kerbel (Anthriscus cerefolium) und der Hunds-Kerbel (Anthriscus caucalis) (unten). Letzterer kommt auch in kurzlebigen Ruderalgesellschaften vor und ist deshalb vielleicht besser als Differentialart zu werten.

Anthriscus caucalis


Verbandscharakterarten sind der Mauerlattich (Mycelis muralis) ( unten links), der relativ viel Schatten verträgt und deshalb auch als schwache Charakterart des Epilobio-Geranietum (s.u.) gilt, und das Spring-Schaumkraut (Cardamine impatiens) (unten rechts), das frische bis feuchte Böden bevorzugt.
 
Mycelis muralis
Cardamine impatiens

Das Kleinblütige Springkraut (Impatiens parviflora) (unten) stammt ursprünglich aus Nordostasien und ist im 19. Jahrhundert aus Botanischen Gärten verwildert. Die Art ist ein Beispiel für einen Neubürger, der sich nicht aggressiv auf Kosten anderer Arten ausgebreitet sondern sich in einen bestehenden Vegetationstyp eingegliedert hat. Die Pflanze wird heute als Verbandskennart des Alliarion eingestuft.

Impatiens parviflora
 
 
Obwohl die Knoblauchsrauke (Alliaria petiolata) dem Verband den Namen gegeben hat, greift sie auch in andere Typen stickstoffreicher Staudenfluren über und gilt deshalb "nur" als Ordnungscharakterart.

Ihren Namen verdankt die Knoblauchsrauke dem typischen Geruch, der beim Zerreiben der Blätter wahrzunehmen ist.

Alliaria petiolata

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Vorkommen
 

Der Heckenkerbel-Saum ist vor allem in niederen und etwas wärmeren Lagen verbreitet und häufig. In den Mittelgebirgen wird die Gesellschaft mit zunehmender Höhe seltener oder von kennartenlosen Rumpfgesellschaften wie der Alliaria petiolata-Gesellschaft ersetzt.
 

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Ähnliche Gesellschaften
 

Epilobio-Geranietum robertiani

Das Epilobio-Geranietum robertiani (oben) ist die Alliarion-Gesellschaft, die mit dem wenigsten Licht auskommt. (Man lasse sich nicht vom Foto täuschen. An der Stelle war der Wald gerade durch Wind- oder Schneebruch gelichtet worden.). Die Gesellschaft besitzt keine strengen Kennarten: Ruprechts-Storchschnabel (Geranium robertianum ssp. r.) (oben bildfüllend) und Mauerlattich (Mycelis muralis) (s.o.) kommen als Verbandskennarten auch in anderen Alliarion-Gesellschaften vor;
 
Moehringia trinervia
Berg-Weidenröschen (Epilobium montanum) (im Bild oben in der rechten oberen Ecke vor dem hellen Stein) und Dreinervige Nabelmiere (Moehringia trinervia) (links) besitzen auch höchstens ihren Schwerpunkt in dieser Gesellschaft. Von den anderen Gesellschaften des Verbands unterscheidet sie sich außerdem durch zahlreiche Waldarten als Begleiter. Der Bergweidenröschen-Storchschnabel-Saum ist häufig an Waldwegen und in alten Parks, z.B. auf alten Friedhöfen, anzutreffen.

 
Ebenfalls an Waldwegen und -rändern, aber etwas heller als die vorige Gesellschaft steht der Klettenkerbel-Saum (Torilidetum japonicae) mit dem Gewöhnlichen Klettenkerbel (Torilis japonica) (rechts) als Kennart.
 
 

Euphorbia stricta

Torilis japonica

 

Auf basenreichen Tonböden in wärmeren Lagen (im Rheinland erst am Mittelrhein und südlich davon) findet sich stattdessen der Saum der Steifen Wolfsmilch (Euphorbia stricta), das Euphorbietum strictae (links).


 
 
Im Bereich von Auwäldern an Bächen und Flüssen im Mittelgebirge wächst der Saum der Schuppenkarde (Dipsacus pilosus). Das Dipsacetum pilosae ist die am feuchtesten stehende Alliarion-Gesellschaft und leitet damit zu den Uferstaudenfluren der Ordnung Convolvuletalia über
Dipsacus pilosus
 
Geranium lucidum
In besonders klimabegünstigten Lagen wie am Mittelrhein und seinen Seitentälern wird das Alliario-Chaerophylletum temuli durch das Chaerophyllo-Geranietum lucidi ersetzt, das durch das Hinzutreten des Glänzenden Storchschnabels gekennzeichnet ist. Neben den typischen Saumstandorten besiedelt diese Gesellschaft auch Steinschuttböden wie absonnige Blockhalden oder alte Burgruinen.

Vom sehr ähnlichen Rundblättrigen Storchschnabel (Geranium rotundifolium) unterscheidet sich der Glänzende Storchschnabel neben dem typischen Glanz der Blätter durch das Fehlen jeglicher Behaarung.

Eine Seltenheit der deutschen Mittelgebirge ist die Deutsche Hundszunge (Cynoglossum germanicum) (unten). Die dadurch charakterisierte Saum-Gesellschaft, das Alliario-Cynoglossetum germanici, kommt im Rheinland nur in der Eifel im Bereich des Kermeters vor.

Cynoglossum germanicum
 

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Joachim Schmitz,  21. VII. 2005
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