Schmitzens Botanikseite
Rheinische Pflanzengesellschaften
Gesellschaft desSchwarzen StreifenfarnsAsplenietum septentrionali-
adianti-nigriVerband: Androsacion vandellii
Ordnung: Androsacetalia vandellii
Klasse: Asplenietea rupestris- Allgemeines
- Charakterarten
- Vorkommen
- Ähnliche Gesellschaften
Asplenium adiantum-nigrum bei HeimbachMit Ausnahme der höheren Gebirge sind Felsen in Mitteleuropa seltene Sonderstandorte. Dementsprechend sind Felsspaltengesellschaften in den Alpen am reichsten entwickelt und werden mit zunehmender Entfernung von den Alpen immer artenärmer. Ganz andere Pflanzengemeinschaften findet man an Felsen im warm-gemäßigten Klima des westlichen Mittelmeerraumes bis hinauf nach England und Belgien. Zwischen diesen beiden Gruppen nimmt die Gesellschaft des Schwarzen Streifenfarns eine Mittelstellung ein. Der Schwarze Streifenfarn (Asplenium adiantum-nigrum) selbst ist relativ wärmeliebend und an milde Winter gebunden, während der oft damit gemeinsam auftretende Nördliche Streifenfarn (Asplenium septentrionale) ein montanes Florenelement darstellt. Er ist z.B. in den Alpen und den süddeutschen Mittelgebirgen und in Skandinavien verbreitet.
Die Gesellschaft ist streng kalkfeindlich. Sie wächst vor allem an Schieferfelsen, die oft reich an Spalten sind.
Einzige Charakterart ist der namengebende Schwarze Streifenfarn (Asplenium adiantum-nigrum) (Abb. s.o.).
Der Nördliche Streifenfarn (Asplenium septentrionale) (links) ist Verbandscharakterart und der häufigste und typischste Begleiter des Schwarzen Streifenfarns.
Die Wedel werden nur ein paar cm lang und sind durch ihre eigenartig gegabelte Form unverwechselbar.
Der Nördliche Streifenfarn stellt wesentlich weniger Ansprüche an das Klima als der Schwarze Streifenfarn und kommt deshalb auch oft ohne ihn (oder in anderen Gesellschaften des Verbandes) vor.
Das seltene Hügel-Weidenröschen (Epilobium collinum) gilt als Ordnungscharakterart der Silikatfelsspaltengesellschaften. Im brüchigen Schiefergestein kommt es aber auch in der Schuttgesellschaft des Gelben Hohlzahns (Galeopsietum segetum) vor. Ausgesprochen wärmeliebend ist der Schriftfarn (Ceterach officinarum [= Asplenium ceterach]) (Abb. unten). Er gilt zwar als Klassencharakterart. Wegen seiner klimatischen Ansprüche kommt er aber im Rheinland nur im Asplenietum septentrionali-adianti-nigri oder im Biscutello-Asplenietum (s.u.) und auch hier nur an den wärmsten Stellen, z.B. an der Untermosel, vor.
Das Umgekehrte gilt für die Berg-Fetthenne (Hylotelephium telephium ssp. fabaria), die als Eiszeitrelikt in höheren Lagen des Rheinischen Schiefergebirges überdauern konnte. Sie bevorzugt Felsspaltengesellschaften des Androsacion vandellii-Verbands. Im Stadtgebiet von Monschau kommt sie sogar in den Schiefermauern in der Blasenfarn-Gesellschaft (Asplenio-Cystopteridetum) vor.Das Areal der Gesellschaft deckt sich im Rheinland weitgehend mit der Verbreitung des Weinbaus. Insbesondere die Schieferfelsen an Mosel und Rhein sind bevorzugte Standorte. An mikroklimatisch begünstigten Stellen besitzt die Gesellschaft auch abseits des Rheins einzelne Vorposten. Das nördlichste Vorkommen im Rheinland befindet sich meines Wissens im Rurtal bei Nideggen.
Mit zunehmender Höhe fällt der wärmeliebende Schwarze Streifenfarn aus und es bleibt eine Asplenium septentrionale-Verbandsgesellschaft übrig. Dies lässt sich exemplarisch am Rurtal aufzeigen: Asplenium adiantum-nigrum kommt von Nideggen bis Heimbach vor; oberhalb Schwammenauel (Staumauer der Rurtalsperre) gibt es nur noch Reinbestände von Asplenium septentrionale.
An ähnlichen, aber stärker lichtexponierten und trockeneren Stellen gedeiht das Biscutello-Asplenietum septentrionali. Charakterart ist das Brillenschötchen in verschiedenen Unterarten, im Rheinland ausschließlich in der Unterart Biscutella laevigata ssp. varia. Auch diese Gesellschaft wächst vorwiegend im Weinbauklima, vor allem an der Ahr und an der Untermosel.
Biscutella laevigata ssp. varia bei Altenahr
Das Brillenschötchen gilt hier als Eiszeitrelikt, das sich halten konnte, weil Felsstandorte nicht von Bäumen besiedelt werden und damit nicht beschattet werden können. Dass es sich hier um eine relativ alte Sippe handelt, kann man auch an der Zahl der Chromosomen ablesen. Während das heute in den Alpen verbreitete Brillenschötchen (Biscutella laevigata ssp. laevigata) 36 Chromosomen besitzt, hat die ssp. varia (und alle anderen Sippen in den deutschen Mittelgebirgen) nur 18 Chromosomen. Offensichtlich hat die Sippe mit 36 Chromosomen in den Alpen alle älteren Formen mit 18 Chromosomen verdrängt; nur an isolierten Standorten in den Mittelgebirgen haben sich die alten Sippen halten können. Deshalb müsste man die Sippen mit 18 und 36 Chromosomen eigentlich auch unterschiedlichen Arten zuordnen. Warum dies in den gängigen Florenwerken bisher nicht geschehen ist, kann ich nicht nachvollziehen.
In Spalten vulkanischen Gesteins und in den Spalten zwischen großen Blöcken in Geröllhalden gedeiht der Sponheimer Steinbrech (Saxifraga rosacea ssp. sponhemica). Die Saxifraga sponhemica-Gesellschaft könnte deshalb auch genausogut als Geröllgesellschaft geführt werden. Auch hier handelt es sich um ein Eiszeitrelikt. Die nächsten Verwandten des Sponheimer Steinbrechs finden sich in den Alpen und in Skandinavien.
Der Sponheimer Steinbrech kommt nur von der Südeifel bis in die Naheregion vor. Das obige Foto wurde in der Gegend um Gerolstein gemacht.