Reisezugwagen




Wagen werden von Eisenbahnfreunden oft etwas stiefmütterlich behandelt. Auch ich habe manchmal nicht richtig geschaltet. So habe ich nie einen Bahnpostwagen fotografiert, die damals noch regelmäßig verkehrten. (Dafür habe ich wenigstens eine nette kleine Sammlung von Briefen mit Bahnpoststempel - also während der Fahrt im Zug abgestempelten Sendungen.) Auch die Doppelstock-Gepäckwagen, die im Expreßgutzug Köln-Aachen (wer weiß heute noch, was Expreßgut ist, geschweige denn , dass es dafür eigene Züge gab?) eingestellt waren, waren in Aachen täglich zu beobachten und sind deshalb von mir in ihrer Besonderheit völlig unterschätzt worden.

Abgesehen davon habe ich aber immer die Kamera hingehalten, wenn ich einen auffälligen Wagen gesichtet habe. In der Regel lassen sich die Wagen in die folgenden Kategorien unterteilen:

Altbauwagen

Personenwagen

 

Aüe 310 50 80 17-40 023-7 am 9.VI.1976 in Aachen Hbf.
Die sogenannten Schürzenwagen wurden von der Deutschen Reichsbahn-Gesellschaft für Schnellzüge beschafft. Mit viel Glück konnte man sie in den 1970er-Jahren noch mal als Einsatzreserve in Nahverkehrszügen beobachten.  

 
Aüe 308 50 80 17-40 003-9 am 19.IX.1977 in Aachen. Die Wagen wurden 1935 als Schnellzugwagen gebaut und waren einer der ersten Wagentypen, die nicht mehr genietet sondern geschweißt wurden.

 

Bnb 718 50 80 21-11 908-8 am 21.X.1978 in Aachen.
In einer Garnitur von/nach Braunschweig war dieser merkwürdige Wagen eingestellt. Er sieht aus wie ein Mittelding zwischen den grünen Eilzugwagen aus den 50er-Jahren mit Mitteleinstieg und den bekannten Silberlingen. Weitere Informationen über diese Bauart habe ich leider nicht.

 

Bnb 712 50 80 22-11 002-9 am 6.III.1979 in Aachen.
Wie es diesen in Wilhelmshafen stationierten Wagen nach Aachen verschlagen hat, habe ich schon damals nicht verstanden. Türen und Fensterteilung sind schon ganz wie bei den Silberlingen, Außen ist der Wagen grün mit zwei erhabenen Längsleisten. Die niedrige Ordnungszahl lässt vermuten, dass diese Baureihe ein "Versuchsballon" im Zuge der Entwicklung der Silberlinge war.

 

Büe 371 50 80 20-11 145-8 am 26.VI.1979 in Aachen Hbf.
Der legendäre "Hecht" wurde ab 1922 von der Reichsbahn gebaut. 1979 gehörte schon viel Glück dazu, eines der letzten Exemplare im Einsatz zusehen.



 
 

Speise- und Gesellschaftswagen

 

WGSyge 831 50 80 89-43 551-7 am 6.XII.1975 im Bw Köln-Deutzerfeld.
Natürlich hat die Deutsche Bundesbahn nach dem Krieg erstmal die Wagen der Deutschen Reichsbahn-Gesellschaft übernommen. Diese waren z.T. noch recht lange in Betrieb. Besonders Umbauten zu Dienstwagen, Gesellschaftswagen u.ä. konnten sich wesentlich länger als die Serienfahrzeuge halten. Oben ist ein Gesellschaftswagen abgebildet, der sich von den viertürigen Eilzugwagen der Reichsbahn-Gesellschaft ableitet.

 

WRüg 152 51 80 88-80 206-2 am 20.III.1975 in Aachen Hbf.
Sonderbauarten wie Speisewagen wurden auch nicht so schnell aufs Abstellgleis geschickt. Oben ein solcher Speisewagen in klassischer Farbgebung, unten ein Wagen in den in den 70er-Jahren eingeführten "Pop"-Farben.

WRüge 152 51 80 88-40 219-4. Aachen Hbf 28.IV.1975.

 
 

BRbuüm 282 51 80 85-40 012-6 im D432 Köln-Paris. Aachen Hbf 14.I.1975.
Ein Vorläufer der heutigen "Bistro-Wagen" war der "Buffetwagen". Es handelte sich um eine Abwandlung der in den 50er-Jahren entwickelten D-Zug-Wagen, die zur Hälfte Zweite-Klasse-Abteile, zur anderen Hälfte eine Restauration enthielt. Die Wagen waren ursprünglich abschnittsweise grün und rot gestrichen, Exemplare in elfenbein/ozeanblau waren schon eine Seltenheit.

 
1962 wurde der legendäre RHEINGOLD ins TEE-Netz integriert. Dafür wurden neue Wagen konstruiert, die in allen lokbespannten TEEs verwendet wurden. Eine Besonderheit war der Barwagen, der zur Hälfte normale Abteile der 1. Klasse (im TEE gab es nur 1. Klasse !), zur anderen Hälfte eine Getränkebar im Stil der 60er-Jahre enthielt. Wohlgemerkt war der Barwagen zusätzlich zum obligatorischen Speisewagen eingestellt, nicht wie heute die Bistro-Wagen anstatt! Ein solcher Barwagen fuhr auch im TEE 33 PARSIFAL von Paris nach Hamburg (oben der dritte Wagen hinter der Lok). Das Foto zeigt die Ausfahrt aus Aachen Hbf am 25. VI.1976. Die berühmten Buckel-Speisewagen des RHEINGOLD (wegen der doppelstöckigen Küche musste das Dach im Bereich der Küche/Anrichte "ausgebeult" werden.) wurden dagegen nicht weiter gebaut. Den nötigen Platz erreichte man durch eine Verlängerung des Wagens über die UIC-Norm von 26,40m um 1,10m auf 27,50m. In TEEs Und D-Zügen wurden die gleichen Wagen eingesetzt, so dass auch schon mal ein Speisewagen im im normalen Anstrich in TEEs eingesetzt wurde (oben der erste Wagen von links).



 
 

Schlafwagen

 

WLASüg(e) 51 80 06-43 301-6 in Aachen West am 21.XI.1980.
Zum Wintersemester 1980 mietete die RWTH Aachen diesen Schlafwagen als "Studentenwohnheim" an. Eine wirksame Hilfe war das nicht, wohl ein spektakulärer PR-Gag, um auf den Mangel an Studentenwohnungen aufmerksam zu machen. Der Schlafwagen ist ein reiner 1.Klasse-Wagen mit so genannten Spezialabteilen, besonders kleinen Abteilen (die kleinen Fenster), die Einzelreisenden eine preiswertere Alternative zu den großen Normalabteilen bieten sollte. Abgestellt war der Wagen auf einem Gleis des Instiuts für Fördertechnik der RWTH, direkt am Westbahnhof.

 
 

Gepäck- und Dienstwagen

 

DDm 913 51 80 98-43 101-9 im Expr14107 Aachen-Köln bei der Ausfahrt aus Aachen Hbf am 26.VI.1979.
Erst bei der systematischen Durchsicht meiner Bilder habe ich doch noch ein Bild vom DDm gefunden. Davon gab es nur 2 Prototypen, die ursprünglich für den Autotransport in Autoreisezügen konstruiert wurden und dann als normale Gepäckwagen benutzt wurden. In den letzten Jahren ihrer Dienstzeit wurden sie in den Expreßgutzügen zwischen Aachen und Köln eingesetzt. Frühmorgens fuhr der Zug mit Stück- und Expreßgut der Bahn und mit Schnellpaketen der Post von Köln nach Aachen und am frühen Abend wieder zurück.

 

Ein Kuriosum war der Güterzuggepäckwagen Pwgs 950 6 696-4. Da die Lok bei Güterzügen auf der (ursprünglich mit Zahnstange versehenen) Steilstrecke Linz-Kalenborn immer auf der Talseite des Zuges sein musste, diente der Wagen praktisch als Steuerwagen, deshalb auch das Dreilicht-Spitzensignal an der Frontseite. Die Aufnahme entstand am 16.V.1978 im Bf Linz (Rhein).

 
 
 

Prototypen
 

Bwümz 237 51 80 21-70 001-9 im D432 Köln-Paris am 29.VII.1975 in Aachen Hbf.
In den 1970er-Jahren sollten die aus den 50er-Jahren stammenden D-Zug-Wagen durch modernere und komfortablere Konstruktionen ersetzt werden. Dazu wurden verschiedene Prototypen und Kleinserien gebaut. Anfangs hat man sich an französischen Vorbildern orientiert. Das gesickte Blech bei dem Wagen oben ist wohl vom legendären "Mistral" abgeguckt. Der blaue Farbstreifen entsprach dem damaligen "Pop"-Farbschema für 2.Kl.-Wagen. Der unten abgebildete Wagen kommt den später gebauten IC-Wagen schon sehr viel näher, nur dass mit dem Aussterben von Kurswagen keine Wagen mit beiden Klassen mehr gebaut wurden.

ABwümz 227 61 80 30-90 002-0 im D536 Hamburg-Aachen am 4.I.1976 in Essen Hbf
 
 

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Joachim Schmitz,  22.VII. 2007
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