Schmitzens Botanikseite
Rheinische Pflanzengesellschaften
Schwanenblumen-
RöhrichtButometum umbellati Verband: Phragmition australis
Ordnung: Phragmitetalia
Klasse: Phragmito-Magnocaricetea
- Allgemeines
- Charakterarten
- Vorkommen
- Ähnliche Gesellschaften
Allgemeines
Schwanenblumen-Röhricht bei Xanten Die Röhrichte des Verbands Phragmition sind Verlandungssgesellschaften stehender und fließender Gewässer. Sie stocken etwas tiefer im Wasser als die Großseggenriede (V. Magnocarion). Viele Arten breiten sich aggressiv aus, so dass die Bestände von einer Art stark beherrscht werden, die Gesellschaften insgesamt aber artenarm sind. Deshalb sind die meisten Röhrichte durch die Dominanz einer einzigen Art charakterisiert, wobei es nicht immer eindeutig ist, ob das Vorkommen bzw. Fehlen einer Art wirklich bestimmte ökologische Bedingungen widerspiegelt oder eher zufallsbedingt ist. Dementsprechend findet man in der Literatur auch weiter gefasste Assoziationen, die Dominanzbestände mehrerer Arten umfassen.
Das Schwanenblumen-Röhricht bevorzugt nährstoffreiches Wasser, das auch verschmutzt sein kann, und verträgt größere Schwankungen des Wasserstands. Solche Bedingungen sind vor allem im Einzugsbereich der größeren Flüsse gegeben. Die Standorte sind meist künstlich wie Wassergraben, verschlammte Kiesgruben usw.
Wie viele andere Röhrichte ist auch das Butometum alleine durch die namengebende Schwanenblume (Butomus umbellatus) gekennzeichnet. Der Blütenbau weist einige Besonderheiten auf: Die Staubblätter sind in 3 Kreisen a 3 Stück angeordnet und die freien Fruchtblätter besitzen eine laminale Plazentation, d.h. die Samen stehen nicht - wie sonst üblich - nur an der Naht eines Fruchtblatts sondern gleichmäßig auf der ganzen Innenseite verteilt. Diese Merkmale gelten als relativ altertümlich.
Die beiden folgenden Arten sind ausgesprochene Stromtalpflanzen. Die Wasser-Sumpfkresse (Rorippa amphibia) (rechts) gilt als Verbandskennart. Der Breitblättrige Merk (Sium latifolium) (unten) hat zwar seinen Schwerpunkt im Phragmition-
Verband, kommt aber auch in anderen Röhrichten vor. Bei Überflutung entwickelte er besondere, viel stärker aufgeteilte Unterwasserblätter.
Da es in Mitteleuropa nur eine Ordnung gibt, fallen hier Ordnungs- und Klassencharakterarten zusammen. Der Fluss-Ampfer (Rumex hydrolapathum) ist eine weitere Stromtalpflanze. Selbst im vegetativen Zustand tritt die Pflanze durch ihre riesigen, über 50cm langen Blätter auffällig in Erscheinung.
Zu den Charakterarten gehören auch zwei Froschlöffel-Arten, links unten der ziemlich seltene Lanzettblättrige Froschlöffel (Alisma lanceolatum), rechts der sehr viel häufigere Gemeine Froschlöffel (Alisma plantago-aquatica).
Das Schwanenblumen-Röhricht ist entlang des Rheins verbreitet. Am Mittelrhein fehlt die Gesellschaft allerdings über längere Strecken, weil in dem engen Flusstal geeigntete Standorte fehlen. Die Mosel wird durch Staustufen reguliert und hat damit ihren Flusscharakter stark eingebüßt. Hier kommt die Gesellschaft zerstreut in Stillwasserbereichen am Moselufer vor.
Als attraktive Blütenstaude gehört die Schwanenblume zum Standardsortiment des Gartenfachhandels und kann gelegentlich verwildern. Außerdem wurde sie oft als "Biotoppflegemaßnahme" bewusst angesalbt. Meistens kann sich die Art an solchen Stellen auf Dauer nicht halten. Fundmeldungen außerhalb des Wasserregimes der großen Flüsse sollten in jedem Fall mit Skepsis aufgenommen werden.
Ähnliche Gesellschaften
Vegetativ ähnlich sind die Röhrichte aus Igelkolben. Der Einfache Igelkolben (Sparganium emersum) (oben links) bildet mit dem Pfeilkraut (Sagittaria sagittifolia) das Sagittario-Sparganietum emersi, das etwas nasser als das Butometum steht, aber mit diesem durch Übergänge verbunden sein kann. Die Gesellschaft kann aber auch im sehr viel nährstoffärmeren Wasser stehen, Sagittaria und Butomus fehlen dann.
Der Übersehene Igelkolben (Sparganium erectum ssp. neglectum) (oben rechts) ist unempfindlich gegen Mahd oder andere Störungen und vermag deshalb in nassen Wiesensenken oder wie auf dem Foto oben in Panzerspuren andere Röhrichte zu ersetzen. Die Gesellschaft heißt Glycerio-Sparganietum neglecti. Die Sippe wurde früher nicht von der Typusform Sp. erectum ssp. erectum unterschieden (nomen est omen!), dessen Gesellschaft heute als Sparganietum erecti (s.str.) geführt wird.In Höhe und Habitus noch vergleichbar ist das Acoretum calami, der Röhricht des Kalmus (Acorus calamus), an Ufern stehender bis langsam fließender Gewässer. Als Blütenstand bringt das Aronstabgewächs einen grünlichen, scheinbar seitenständigen Kolben hervor (im Bild oben auf halber Höhe ziemlich weit rechts). In Mitteleuropa kommt es aber nicht zur Bildung reifer Früchte. Der Kalmus ist als Medizinalpflanze im 16. Jahrhundert nach Europa gebracht worden. Anscheinend ist die Art ausschließlich durch verschwemmte oder sonstwie verschleppte Rhizombruchstücke verwildert.
Das Zyperngrasseggenried (Cicuto-Caricetum pseudocyperi) vermittelt zu den Großseggenrieden (Verband Magnocaricion) und könnte eigentlich genausogut zu diesem Verband gestellt werden. Es bildet einen Schwingrasen auf Torf in Kontakt zum offenen Wasser. Im Laufe der Sukzession wird die Gesellschaft vom Erlenbruchwald verdrängt. Im Bild links ist die Zyperngras-Segge (Carex pseudocyperus) bereits stark von Erlen-Jungwuchs begrängt. An nährstoffärmeren Stellen ist Carex pseudocyperus die einzige Charakterart der Gesellschaft. Der Wasserschierling (Cicuta virosa) tritt als weitere Kennart nur in den nährstoffreicheren Ausprägungen hinzu. Wegen ihrer klimatischen Ansprüche ist die ziemlich seltene Gesellschaft auf niedere, sommerwarme Lagen beschränkt.