Schmitzens Botanikseite
Rheinische Pflanzengesellschaften
Davallseggen-MoorCaricetum davallianae Verband: Caricion davallianae
Ordnung: Tofieldietalia
Klasse: Scheuchzerio-Caricetea fuscae
- Allgemeines
- Charakterarten
- Vorkommen
- Ähnliche Gesellschaften
Das Davallseggen-Moor wächst in Wiesenhängen an Stellen, an denen kalkhaltiges Grundwasser bzw. "Hangdruckwasser" austritt. Dementsprechend nimmt es oft nur wenige Quadratmeter ein. Innerhalb einer Wiese fällt es durch den graugrünen Farbton und manchmal durch die weißen Schöpfe des Wollgrases auf wie im Bild oben, das aus der Gegend um Blankenheim in der Kalkeifel stammt.
Als Flachmoor gehört es zu den torfbildenden Vegetationstypen. Im Gegensatz zum Hochmoor ist es von der Höhe der Niederschläge unabhängig und der Hauptbestandteil des Torfs wird nicht vom Torfmoos sondern von den Resten der zahlreichen Sauergräser gebildet. Zur Abgrenzung gegen die hochwüchsigen Schilfröhrichte und ähnliche Verlandungsgesellschaften, die ebenfalls Torf produzieren, werden die Flachmoore der Klasse Scheuchzerio-Caricetea fuscae auch als Kleinseggenriede bezeichnet.
Aufgrund der ökologischen Ansprüche steht die Gesellschaft den Kalkquellfluren nahe und kommt auch oft in Kontakt mit diesen vor. Wie die Kalkquellflure sind auch die Kalkflachmoore in den Alpen am reichsten entwickelt und werden nach Norden immer artenärmer.
Wichtigste Charakterart ist die Davall-Segge (Carex davalliana). Sie gehört zur Untergattung Primocarex, die durch eine einzige endständige Blütenähre gekennzeichnet ist. Die Davall-Segge ist außerdem zweihäusig. Links sind die Triebe eines weiblichen Horstes abgebildet.
Unter den Verbandskennarten finden sich zahlreiche weitere Sauergräser, von denen drei Beispiele hier abgebildet sind. Das Breitblättrige Wollgras (Eriophorum latifolium) (unten) unterscheidet sich vom ähnlichen Schmalblättrigen Wollgras (E. angustifolium) am auffälligsten durch die größere Zahl der Blütenähren.
Zwischen der Schuppenfrüchtigen Gelb-Segge (Carex lepidocarpa) verstecken sich oben die winzigen braunen Ährchen der Fünfblütigen Sumpfbinse (Eleocharis quinqueflora) (die winzigen braunen Striche im linken Bildteil in mittlerer Höhe).
Zu den wenigen auffälligen Blütenpflanzen gehören die Sumpfwurz (Epipactis palustris), eine Orchidee, (links) und das Insekten fangende Gemeine Fettkraut (Pinguicula vulgaris) (unten).
Sehr selten, bevorzugt an leicht gestörten Stellen wie in Quellmooren in extensiven Weiden, gesellt sich das Zusammengedrückte Quellried (Blysmus compressus) dazu. Als typisches Eiszeitrelikt ist es heute in den Alpen und in Skandinavien (nördlich ab der Deutschen Ostseeküste) verbreitet und relativ häufig. Dazwischen hat es sich aber nur sehr zerstreut halten können.
Das Davallseggenried kommt verstreut in den Kalkzügen der Mittelgebirge, besonders der Eifel, vor. Da es oft nur sehr kleine Flächen einnimmt und kaum durch spektakuläre Arten auffällt, wird es leicht übersehen. Weil die Gesellschaft auf sauberes Quellwasser angewiesen ist, ist sie durch die Intensivierung der Landwirtschaft, insbesondere die Güllewirtschaft stark bedroht und vielerorts auch schon vernichtet. Ein weiteres Problem ist die Absenkung des Grundwassers, die durch zunehmenden Wasserverbrauch, Kanalisierung und die Versiegelung des Bodens durch Haus- und Straßenbau bedingt ist. Z.B. ist das berühmte Kalkarer Moor bei Bad Münstereifel bereits stark ausgetrocknet und heute von der Vernichtung bedroht. Das Kalkarer Moor wurde schon vor Jahrzehnten unter Schutz gestellt; aber an diesem Beispiel sieht man wieder, dass dies alleine nichts nützt, wenn nicht auch die Erhaltung der entscheidenden Umweltfaktoren gesichert ist.
Wegen der Kleinheit der Flächen findet man öfters verarmte Rumpfgesellschaften. Ansonsten ist die Gesellschaft des Schwarzen Kopfrieds, das Orchio-Schoenetum nigricantis, das einzige weitere Kalkflachmoor im Rheinland. Als eher kontinentales Vegetationselement war es im Rheinland immer schon selten. In Nordrhein-Westfalen ist es heute nur noch von zwei Stellen in der Eifel bzw. der Voreifel bekannt.
Charakterart ist das Schwarze Kopfried (Schoenus nigricans) (links). Eine weitere Besonderheit der genannten Vorkommen ist eine Orchideensippe, die wohl zum Fleischfarbenen Knabenkraut (Dactylorhiza incarnata) gehört (rechts). Die Pflanzen unterscheiden sich von der typischen Form durch größere Blüten mit mehr oder weniger flacher Lippe, d.h. die Seitenlappen der Lippe sind nicht streng zurückgeschlagen. Solche abweichenden Populationen gibt es bei den Knabenkräutern der Gattung Dactylorhiza häufig und selbst Fachleute streiten sich, ob solche Formen als eigene Arten bzw. Unterarten oder unbedeutende Variationen bekannter Arten zu bewerten sind. Man behilft sich dann damit, solche regional auftretenden Formen als "Lokalpopulation" einer Art zuzuordnen.
Besonders bei geringem Kalkgehalt können Schwarzseggenriede den Kalkflachmooren ähnlich werden. Darauf kann auf dieser Seite aus Platzgründen nicht weiter eingegangen werden.