Schmitzens Botanikseite
Rheinische Pflanzengesellschaften
Ried der Steifen SeggeCaricetum elatae Verband: (Magno-)Caricion elatae
Ordnung: Phragmitetalia
Klasse: Phragmiti-Magnocaricetea
- Allgemeines
- Charakterarten
- Vorkommen
- Ähnliche Gesellschaften
Caricetum elatae bei Duisburg-Rahm
Großseggenriede bilden meist Verlandungsgesellschaften an schwach überschwemmten Stellen und stehen damit höher als Großröhrichte. Wahrscheinlich handelt es sich überwiegend um Ersatzgesellschaften von Bruchwäldern, z.T. aber auch um natürliche Gesellschaften.
Das Steifseggenried wächst auf nährstoffreichen, oft kalkhaltigen Schlammböden. Es kommt als Ufergesellschaft an Stillgewässern vor. Die entsprechende Artenkombination findet man aber auch im Unterwuchs von Bruchwäldern. Die oben abgebildete Stelle war jahrzehntelang durch Hybridpappeln beschattet, die dort zur Entwässerung angepflanzt worden waren. Nach erheblichen Windbrüchen in den jüngsten Jahren hat sich die Forstverwaltung dankenswerterweise zu einem kompletten Kahlschlag durchringen können, so dass jetzt wieder das ursprüngliche Steifsegenried dominiert.
Die namengebende Steife Segge (Carex elata) wächst in großen, auffälligen Bulten.
Zu den Verbandskennarten gehört der Sumpf-Haarstrang (Peucedanum palustre). Der Habitus ähnelt dem vieler anderer Doldengewächse. Ungewöhnlich sind allerdings die sehr kleinen Kronblätter, die kein deutlich abgesetztes Spitzchen haben und fast auf ganzer Breite einwärts gekrümmt sind.
Die Gelbe Schwertlilie (Iris pseudacorus) (links) und das Sumpf-Helmkraut (Scutellaria galericulata) (unten rechts) sind weitere Verbandscharakterarten.
Die Ross-Minze (Mentha aquatica) kommt in verschiedenen Feuchtbiotopen vor. Innerhalb der Röhrichte der Klasse Phragmitetea gilt sie als Differentialart des Verbandes Magnocaricion; sie ist also bezeichnend für Großseggenriede.Wie viele Minzen bildet die Art oft Bastarde, z.B. häufig mit der Acker-Minze (M. arvensis). Die Pflanzen ähneln meistens stark der Acker-Minze. Der Einfluss der Ross-Minze macht sich im Blütenstand bemerkbar; dieser endet nicht mit Laubblättern sondern mit Teilblütenständen.
In Röhrichten und Bruchwäldern gedeihen auffallend kräftige und großblütige Formen des Wiesen-Schaumkrauts (Cardamine pratensis-Gruppe). Ihre Gliederung und die Abgrenzung gegen die Typusform sind bis jetzt nicht befriedigend geklärt. In den meisten Floren wird dies u.a. an der Größe der Blütenblätter festgemacht. Dabei wird aber ignoriert, dass auch das Wiesen-Schaumkrauts i.e.S. bis 17mm große Kronblätter haben kann. Die Flora von Belgien (LAMBINON et al. 1992: Nouvelle Flore de la Belgique) führt dies auf dem Niveau einer Unterart als ssp. picra. Nach der Flora von Belgien habe ich die abgebildeten Pflanzen als Gezähntes Schaumkraut (Cardamine pratensis ssp. dentata) bestimmt. In der Standardliste der Gefäßpflanzen Deutschlands wird die Sippe in den Artrang erhoben und C. dentata genannt. Der Fundort liegt übrigens in der Nähe von Mechernich in der Eifel.
Nur wenige Seggenarten wie die Sumpf-Segge (Carex acutiformis) oder die Kamm-Segge (Carex disticha) kommen übergreifend in verschiedenen Röhricht-Gesellschaften vor. Dies trifft auch auf die Hain-Segge (Carex otrubae) (links) zu. Sie zeigt oft Störungen an, z.B. Bodenverdichtungen durch Fahrzeuge.Das Caricetum elatae ist am Niederrhein, etwa nördlich einer Linie Mönchengladbach-Düsseldorf verbreitet (aber nicht häufig). Südlich davon und mit zunehmender Höhe über NN gibt es nur noch vereinzelte Fundorte.
Die zahlreichen Großseggenriede des Magnocaricion-Verbandes sind meistens nur durch eine einzige spezifische Seggenart charakterisiert.
Das Uferseggenried (Caricetum ripariae) mit der namengebenden Carex riparia ist relativ selten und etwas wärmeliebend. Die Ufer-Segge wirkt wie eine besonders kräftige Ausgabe der Sumpf-Segge (Carex acutiformis) und kann mit dieser verwechselt werden.
Ursprünglich besiedelte das Schlankseggenried (Caricetum gracilis) (rechts: Carex gracilis) feuchte Wiesen und leitete damit zu den Wirtschaftswiesen über. Inzwischen findet man die Art -zumindest im Rheinland- häufiger am Ufer von Stauseen und größerer regulierter Flüsse wie Rhein und Mosel.
Das Blasenseggenried (Caricetum vesicariae, Charakterart Carex vesicaria) wächst auf relativ nährstoffreichen, oft kalkhaltigen, flach überschwemmten Böden. Da es auch sehr kleine Gewässer besiedeln kann, ist es zwar nicht häufig, aber ziemlich verbreitet.
Das Fuchsseggenried (Caricetum vulpinae) ist eine subkontinental verbreitete Gesellschaft, die dementsprechend im Rheinland sehr selten ist. Der Standort ist nur periodisch überschwemmt, der Boden relativ nährstoffreich und mehr oder weniger lehmig. Solche Bedingungen sind z.B. an Entwässerungsgräben auf passendem Untergrund gegeben. Typische Begleiter sind Arten der Flutrasen (Kl. Agrostietea), zu denen die Gesellschaft überleitet. Die Art wurde früher oft nicht von C. otrubae unterschieden. Deshalb sind viele ältere Fundortangaben mit Vorsicht zu genießen.
Die Horste der Rispen-Segge (Carex paniculata) markieren das Caricetum paniculatae. Die Rispen-Segge zeigt austretendes, meistens kalkhaltiges Wasser an. Die Gesellschaft vermittelt somit zu den Kalkflachmooren. Da solche Standorte ein gewisses Relief voraussetzen, ist das Rispenseggenried weitgehend auf das Hügel- und Bergland beschränkt.
Am Ulmener Jungfernweiher kommen zwei weitere, extrem seltene Seggenriede vor. Das Rasenseggenried (Caricetum cespitosae, Kennart Carex cespitosa) leitet zu den nährstoffreicheren Wirtschaftswiesen des Calthion-Verbandes (Kl. Molinio-Arrhenatheretea) über. Das Caricetum appropinquatae, die Gesellschaft der Wunder-Segge (Carex appropinquata) steht etwas trockener und nährstoffärmer. Die Art wächst in ausgeprägten Bulten. Das Foto ist schon einige Jahre alt; damals habe ich noch nicht so genau Buch geführt. Deshalb kann ich heute nicht mit Sicherheit sagen, dass es sich bei den Bulten rechts von der Bildmitte um Carex appropinquata handelt; möglich wäre es aber schon. Beide Gesellschaften sind nordisch verbreitet. Man könnte deshalb auf die Idee komen, dass es sich hier um Eiszeitrelikte handelt. Dummerweise ist der Jungfernweiher aber nicht natürlich sondern durch Anstauung entstanden.