Schmitzens Botanikseite
Rheinische Pflanzengesellschaften
Gesellschaft des Klebrigen GänsefußesChaenorhino-Chenopodietum botryos Verband: Salsolion ruthenicae
Ordnung: Sisymbrietalia
Klasse: Chenopodietea
(Sisymbrietea,
Stellarietea mediae)- Allgemeines
- Charakterarten
- Vorkommen
- Ähnliche Gesellschaften
Rheinufer bei Duisburg Die Gesellschaft des Klebrigen Gänsefußes ist eine Pioniervegetation auf sandigen oder steinigen, in jedem Fall ziemlich wasserdurchlässigen Böden, die sich stark erwärmen können. Der Grund ist relativ reich an Elektrolyten und kann sogar salzbelastet sein. Solche Bedingungen finden sich selten an mehr oder weniger naturnahen Standorten wie besonders sandigen Uferabschnitten des Rheins (Abb. oben). Häufiger sind Vorkommen auf Industriebrachen wie Schlacken- und Bergehalden oder ehemalige Metallhütten.
Auf naturfernen Standorten findet man immer besonders viel Neophyten, also erst in jüngerer Zeit eingewanderte Arten. Dies trifft auch auf die Gesellschaften des Salsolion-Verbandes zu.
Der Klebrige Gänsefuß (Chenopodium botrys) (links) stammt aus dem Mittelmeerraum. Er geht auch schon mal in etwas feuchter stehende Kontaktgesellschaften wie das Chenopodietum rubri (Kl. Bidentetea), gilt aber trotzdem als Assoziationscharakterart.Der Kleine Orant (Microrrhinum minus ssp. minus, früher Chaenorhinum minus) (unten) wächst auf verschiedenen wasserdurchlässigen, meistens künstlichen Sand-, Schutt- oder Geröllböden. Im Rahmen des Verbands Salsolion gilt er als Differentialkennart des Chaenorhino-Chenopodietum botryos.
Das Ukrainische Salzkraut (Salsola kali ssp. tragus, syn. Salsola kali ssp. ruthenica) (links) hat dem Verband den Namen gegeben.
Die zweite Verbandscharakterart ist der Sand-Wegerich (Psyllium arenarium, syn. Plantago indica) (ohne Abb.).
Zu den typischen Begleitern zählen etliche wärmeliebende und dabei oft unscheinbare Arten wie weitere Gänsefuß-Arten, Melden oder Fuchsschwanz-Arten, die sich aber pflanzensoziologisch nicht sehr spezifisch verhalten, d.h. auch in vielen anderen wärmeliebenden Pioniervegetationen vorkommen. Der aus Nordamerika stammende Weiße Fuchsschwanz (Amaranthus albus) (rechts) gilt zwar insgesamt auch "nur" als Klassencharakterart. Auf Grund ihrer klimatischen Anspruche hat die Pflanze aber zumindest ihren Schwerpunkt in Salsolion-Gesellschaften.
Eingangs wurde erwähnt, dass Salsolion-Gesellschaften besonders viel fremde, eingeschleppte oder eingewanderte Arten enthalten. Dabei tauchen immer wieder neue, bisher unbekannte Arten auf. Der oben abgebildete Dreiblütige Nachtschatten (Solanum triflorum) ist in manchen Floren noch gar nicht aufgenommen. Wie typisch diese Art wirklich für das Chaenorhino-Chenopodietum botryos ist, vermag ich nicht zu sagen. Ich habe sie jedenfalls in Vergesellschaftung mit dem Klebrigen Gänsefuß gefunden.
Die Gesellschaft des Klebrigen Gänsefuß kommt hauptsächlich im Bereich großer Städte und industrieller Ballungsgebiete vor, namentlich im Ruhrgebiet. Verarmte Bestände gibt es aber auch abseits davon wie z.B. an einer Bergehalde bei Aachen.
Die Gattung Corispermum (Wanzensame) hat ihre größte Entfaltung in den Steppen Innerasiens. Der Schmalflügelige Wanzensame (Corispermum leptopterum) (links) ist der am weitesten nach (Nord-)Westen vordringende Vertreter der Gattung. Die Art bildet an wenigen Stellen des Rheins eine Pioniervegetation auf frischen Sandanschwemmungen. Die Gesellschaft (oben) heißt Bromo-Corispermetum leptopteri. Sie erscheint sehr unregelmäßig je nach Verlauf des Klimas und der Wasserführung in einem Jahr. Sie kann u.U. jahrelang ausfallen, um dann in einem trocken-heißen Sommer plötzlich wieder massenhaft aufzutreten.
Wie bei allen kurzlebigen Pioniervegetationen reicht die Zeit oft nicht aus, dass sich ein größeres Artenspektrum einstellen kann. Vorkommen einzelner Arten wurden deshalb als Salsola ruthenica-Gesellschaft, Plantago indica-Gesellschaft usw. beschrieben.