Allgemeines
 
 
Chrysosplenietum oppositifolii
In mehrerer Hinsicht sind Quellfluren besondere Biotope. Das Quellwasser ist reich an Mineralien, aber arm an organischen Nährstoffen. Die Temperatur ist auch im Sommer relativ niedrig, dafür kühlt es auch im Winter nur wenig ab und friert auch kaum zu. Deshalb gehören Quellfluren in Mitteleuropa zu den Biotopen mit der längsten Vegetationszeit. Den größten Artenreichtum besitzen Quellfluren in den Alpen. Hier werden die kleinflächigen Biotope nicht von Bäumen beschattet und der Standortvorteil der langen Vegetationszeit ist im Gebirgsklima viel ausgeprägter als im Flachland. Deshalb sind Quellfluren außerhalb der Alpen oft relativ artenarm und nicht immer eindeutig zu identifizieren. Viele von ihnen gelten als Eiszeitrelikte 

Nach dem Kalkgehalt des Quellwassers  werden die Quellfluren in zwei Verbände unterteilt. Das Chrysosplenietum oppositifolii (Abb. links) bevorzugt kalkarmes Wasser. Seine Hauptverbreitung hat es in den Mittelgebirgen, von wo aus es auch in niedrige Lagen herabsteigen kann. 

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Charakterarten
 

Chrysosplenium oppositifolium
 
Einzige Charakterart ist das Gegenblättrige Milzkraut (Chrysosplenium oppositifolium) (oben). Im Gegensatz zum Wechselblättrigen Milzkraut (Chrysosplenium alternifolium) ist es streng an Quellfluren gebunden, während letzteres zwar auch im Chrysosplenietum oppositifolii vorkommen kann, seinen Schwerpunkt aber in Auwäldern besitzt. 
 
 
 
 
 
 
 

Das Bittere Schaumkraut (Cardamine amara) (rechts) ist eine Klassencharakterart der Quellfluren. Es kann allerdings an Bachufern auch noch weit entfernt von der Quelle vorkommen und ist deshalb alleine noch keine Zeigerpflanze für eine Quelle.

Cardamine amara

 
Pellia epiphylla
    Neben den wenigen Höheren Pflanzen finden sich in Quellfluren zahlreiche Moose. In Quellfluren des Verbands Cardamino-Montion kommt z.B. öfter das Gemeine Beckenmoos (Pellia epiphylla) vor. Es gehört zu den Lebermoosen. Im Gegensatz zu den bekannteren Laubmoosen bilden sie keine beblätterten Stämmchen aus sondern bilden flache, blattartige Körper aus, die sich flach auf dem Boden ausbreiten. Auf dem stark vergrößerten Bild links sind zwei junge Sporenkapseln mit grünem Stielchen und schwarzem Sporangium erkennbar (Mitte unteres Drittel und oben halblinks).
 
Stellaria alsine

Die Bach-Sternmiere (Stellaria alsine) ist eine Verbandscharakterart. Auch diese Art kommt abseits der eigentlichen Quelle an kalten Mittelgebirgsbächen vor. Das Bild oben zeigt einen quellnahen Wasserlauf, der auch wieder viele Moose enthält.
 

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Vorkommen
 

Das Chrysosplenietum oppositifolii ist in den kalkfreien Bereichen der Mittelgebirge, namentlich im Rheinischen Schiefergebirge, weit verbreitet. Nach Südosten wird Chrysosplenium oppositifolium immer seltener. In Österreich wird die Art z.B. ökologisch durch Chrysosplenium alternifolium vertreten.
        Die Gesellschaft ist durch die zunehmende Beeinträchtigung des Grundwassers gefährdet. Abseits intensiver Landwirtschaft und an Quellen, deren Wasser aus tiefen Schichten stammt, sind die Vorkommen stabil. Im Bereich der Güllewirtschaft ist das oberflächennahe Grundwasser heute schon soweit aufgedüngt, dass das Chrysosplenietum hier bereits von aggressiveren Konkurrenten verdrängt wurde.
 

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Ähnliche Gesellschaften
 

Ranunculus hederaceus

Der Efeu-Hahnenfuss (Ranunculus hederaceus) (oben) begründet eine eigene Quellflur, das Ranunculetum hederacei (unten). Die Art kommt sehr selten in den westlichen Mittelgebirgen vor. Die Abbildungen stammen aus der Gegend um Stolberg (Rheinland). Neuerdings wird die Gesellschaft einem umfassenden Stellario alsines - Montietum rivularis eingegliedert (z.B. in der Roten Liste der Pflanzengesellschaften in NRW). Da diese Gesellschaft außer durch den Efeu-Hahnenfuss nur noch durch zwei weitere Verbandskennarten, Stellaria alsine und Montia fontana, gekennzeichnet ist, erscheint es mir aber sehr fragwürdig, Artenkombinationen ohne Ranunculus hederaceus überhaupt Assoziationsrang zuzugestehen. Deshalb behalte ich hier den Namen Ranunculetum hederacei bei.

Ranunculetum hederacei
 

Montia fontana ssp. amporitana

Unter der Sammelbezeichnung Bach-Quellkraut (Montia fontana) werden verschiedene Sippen vereinigt, die als Verbandskennarten des Cardamino-Montion gelten, aber meist höhere Lagen als das Chrysosplenietum oppositifolii bevorzugen. Die beschriebenen Gesellschaften unterscheiden sich durch die spezifischen Moose, die hier einen größeren Raum einnehmen als im Chrysosplenietum. Oben abgebildet ist das Mittlere Bach-Quellkraut (Montia fontana ssp. amporitana). Die Montia fontana-Sippen sind nur durch mikroskopische Merkmale der Samen zu unterscheiden.
An kleinen Waldquellen, Wassergräben oder feuchten Waldwegen finden sich oft sehr verarmte Gesellschaften. Eigentliche Quellflurarten fehlen, dafür dominieren Wald-Schaumkraut (Cardamine flexuosa) (rechts), Hain-Gilbweiderich (Lysimachia nemorum) oder Winkel-Segge (Carex remota), also alles Arten, die eher Auwäldern zuzuordnen sind. Solche Ausbildungen wurden z.B. als Cardamine flexuosa-Gesellschaft beschrieben. Manchmal werden sie auch als eigene Assoziation unter dem Namen Caricetum remotae geführt. Angesichts der Artenarmut und der ökologischen Variabilität der Kennarten erscheint mir es mehr als fragwürdig, dass eine solche Artenkombination den Rang einer Assoziation verdient. Auch hier ist wieder die Rote Liste der Pflanzengesellschaften in NRW zu denunzieren; der Verdacht drängt sich wirklich auf, dass solche dubiosen Taxa dort aufgenommen wurden, um die Rote Liste umfangreicher machen zu können. 
    ICardamine flexuosa

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Joachim Schmitz,  3.VII.2000
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