Schmitzens Botanikseite
Rheinische Pflanzengesellschaften
Quellflur desPyrenäen-LöffelkrautsCochleario pyrenaicae-
Cratoneuretum commutatiVerband: Cratoneurion commutati
Ordnung: Montio-Cardaminetalia
Klasse: Montio-Cardaminetea- Allgemeines
- Charakterarten
- Vorkommen
- Ähnliche Gesellschaften
Quellflure sind von Natur aus baumfreie Standorte - wenigstens bei größeren Quellgebieten. Deshalb konnten sich an solchen Stellen vereinzelt Arten halten, die schon zur Eiszeit hier existierten. Ein Beispiel ist das Pyrenäen-Löffelkraut (Cochlearia pyrenaica), das in Westdeutschland nur bei Brilon (links) und bereits auf belgischem Staatsgebiet bei Aachen (unten) in kalkreichen Quellgewässern vorkommt.
Kalkquellen sind vor allem Moos-Gesellschaften, denen meist nur wenige Höhere Pflanzenarten beigesellt sind. Ähnlich wie bei anderen Eiszeitrelikten, z.B. Kalkflachmooren, findet man die artenreichste Bestände heute in den Alpen.
Eine Besonderheit der Kalkquellflure ist, dass manche Moosarten überschüssigen Kalk als Kalkkrusten ausscheiden und so als Gesteinsbildner wirken. Die so entstandenen Kalkbänke nennt man Kalktuffe.
Das Pyrenäen-Löffelkraut (Cochlearia pyrenaica) ist die einzige charakteristische Blütenpflanze, die der Gesellschaft ja auch den Namen gegeben hat. Ansonsten besteht die Quellflur hauptsächlich aus Moosen, vor allem den Starkmoos-Arten Cratoneuron commutatum und Cratoneuron filicinum. Von den zahlreichen weiteren Moosen, die als Begleiter nicht nur in Quellfluren vorkommen seien als Beispiele zwei Lebermoose angeführt:
links: Kugelkopf-Lebermoos
(Conocephalum conicum)
unten: Fettglänzendes Ohnnerv-Moos
(Aneura pinguis [= Riccardia pinguis])
Im Rheinland im heutigen politischen Sinne kommt die Gesellschaft nicht vor. Allerdings lag der Fundort bei Aachen früher auf dem Gebiet der preußischen Rheinprovinz.
Häufiger sind reine Moos-Gesellschaften wie die Starknervmoos-Gesellschaft Cratoneuretum filicino-commutati. Besonders das Veränderliche Starknervmoos (Cratoneuron commutatum) ist ein wichtiger Tuffbildner.
Links ist ein bekanntes Beispiel aus der Kalkeifel abgebildet. Beim Bau der Eisenbahm Jünkerath-Dümpelfeld (-Remagen) wurde eine kalkreiche Quelle gefasst und unter der Bahn durchgeleitet, so dass am Ende ein kleiner Wasserfall entstand. Im Zusammenwirken von chemischer Kalkabscheidung durch Verdunstung und der Tätigkeit des Starknervmooses ist eine meterdicke Tuffwand entstanden, die den Wasserfall immer weiter nach vorne geschoben und heute zu einer Touristenattraktion gemacht hat. Die längst still gelegte Eisenbahn ist 1912 eröffnet worden. Man kann sich also ausrechnen, dass die Tuffwand jedes Jahr mehrere Zentimeter gewachsen ist.