Schmitzens Botanikseite
Rheinische Pflanzengesellschaften
Zaunwinden-Weidenröschen-
GesellschaftConvolvulo-Epilobietum hirsuti Verband: Convolvulion sepium
Ordnung: Convolvuletalia sepium
Klasse: Artemisietea vulgaris
- Allgemeines
- Charakterarten
- Vorkommen
- Ähnliche Gesellschaften
Der Verband Convolvulion sepium umfasst die Uferstaudenfluren kleinerer Flüsse, von Bächen und Wassergräben. Letztere können auch ganz zugewachsen sein. Die Standorte sind nährstoffreich und nass, d.h. der Wurzelbereich hat Kontakt zum Grundwasser. Wie fast alle Staudenfluren handelt es sich um Ersatzgesellschaften von Wäldern, in diesem Fall Hartholzauen des Verbands Alno-Ulmion.
Abgesehen von kennartenlosen Verbandsgesellschaften ist die Weidenröschenflur die mit Abstand häufigste Convolvulion-Assoziation.
Mit den großen, intensiv roten Blüten ist das Behaarte Weidenröschen (Epilobium hirsutum) (oben links) die auffälligste Charakterart. Sehr viel unscheinbarer ist das Kleinblütige Weidenröschen (Epilobium parviflorum) (oben rechts).
Die dritte Charakterart ist die Geflügelte Braunwurz (Scrophularia umbrosa). Die Pflanze kommt in zwei Formen vor, die sich u.a. im Blattschnitt, Blütenfarbe und Form des Staminodiums (dem zu einem kronblattartigen Auswuchs umgewandelten fünften Staubblatt unter der Oberlippe der Blüte) unterscheiden. Von verschiedenen Autoren sind diese Formen ganz unterschiedlich taxonomisch bewertet worden, von Varietäten bis zu völlig eigenständigen Arten. Die Unterschiede in Blütenbau und -farbe, zu denen auch noch eine etwas abweichende Blütezeit kommt, deutet auf unterschiedliche Bestäuber hin. Damit wäre eine Kreuzung dieser Sippen in der Natur unmöglich, so dass sie als getrennte Arten bewertet werden müssten. Die Standardliste der Gefäßpflanzen Deutschlands geht einen Kompromiss ein und behandelt sie als Unterarten. Rechts ist Scrophularia umbrosa ssp. neesii abgebildet. Der auffälligste Unterschied zur Typusform (ssp. umbrosa) sind die heller und leuchtender rot gefärbten Blüten.
Die habituell sehr ähnliche Wasser-Braunwurz (Scrophularia auriculata) erreicht im Rheinland die Ostgrenze ihres Areals. Im Vergleich fallen die lockereren und kaum durchblätterten Blütenstände auf. Bei dem abgebildeten Exemplar stehen zahlreiche seitliche blühende Triebe im Winkel von 45° ab. Weitere Kennzeichen sind die geöhrten Blätter und die relativ großen Blüten.Die Wasser-Braunwurz kommt auch in anderen Biotopen an fließendem Wasser vor und kann im Rahmen von Staudenfluren als Differentialart des Verbands angesehen werden..
Abgesehen von der weitereren Verbreitung hat das Rosarote Weidenröschen (Epilobium roseum) ähnliche ökologische Ansprüche. Es ist an den relativ lang gestielten Blättern in Kombination mit der ungeteilten Narbe zu erkennen. (Letzteres ist auf dem Foto nicht so gut zu sehen, weil die Narbe mit den ähnlich gestalteten Staubblättern einen unförmigen Komplex bildet.) Die Art wurde schon als Assoziationscharakterart eingestuft, was vielleicht lokal seine Berechtigung hat. Insgesamt ist sie wohl am besten als Verbandsdifferentialart zu werten.
Dazu gesellen sich Ordnungscharakterarten wie die Zaunwinde (Calystegia sepium) (rechts) und Klassencharakterarten wie die unvermeidliche Brennnessel (Urtica dioica). Die Namen der Ordnung Convolvuletalia und des Verbands Convolvulion sind übrigens von dem veralteten Namen Convolvulus sepium für die Zaunwinde abgeleitet.
Die Unterschiede zu Sumpfwiesen, besonders des Verbands Filipendulion, sind so gering, dass etliche Arten auf die Weidenröschen-Flur übergreifen. Deshalb wird heute diskutiert, ob Gesellschaften wie die Baldrian-Mädesüß-Flur (Valeriano-Filipenduletum) nicht besser zu den Staudenfluren des Verbands Convolvulion zu stellen sind.
Selbst das Mädesüß (Filipendula ulmaria) (links), das dem Verband Filipendulion den Namen gab, wächst häufig an Gräben und Ufern im Convolvulo-Epilobietum.
Weitere, relativ unspezifische Sumpfpflanzen sind der Blut-Weiderich (Lythrum salicaria) (unten) und der Arznei-Beinwell (Symphytum officinale ssp. officinale (rechts).
Da die Zaunwinden-Weidenröschen-Gesellschaft nicht nur natürliche Gewässer sondern auch Böschungen an Gräben und Kanälen besiedelt, ist sie ausgesprochen häufig und verbreitet.
Auf mäßig nährstoffreichen Böden über quelligem Grund mit Sickerwasser wächst die Gesellschaft des Wasserdosts (Eupatorium cannabinum), das Convolvulo-Eupatorietum cannabini. Dementsprechend treten ausgesprochene Stickstoffzeiger wie die Brennnessel zurück, während Großseggen wie die Sumpf-Segge (Carex acutiformis) dazukommen. Neben der Sumpf-Segge gilt auch die Bach-Nelkenwurz (Geum rivale) als Differentialart der Assoziation.
Diese Assoziation ist unter Fachleuten umstritten, da der Wasserdost auch in zahlreichen anderen Biotopen vorkommt, die noch nicht einmal immer feucht sein müssen (z.B. in Schlagfluren). Nach meiner Erfahrung ist das Convolvulo-Eupatorietum eine ziemlich seltene Gesellschaft. Die allermeisten Vorkommen des Wasserdost gehören jedenfalls nicht hierzu.
In höheren Lagen oder bei stärkerer Beschattung fallen die spezifischen Kennarten aus, so dass nur Brennnessel (Urtica dioica), Zaunwinde (Calystegia sepium), Kleb-Labkraut (Galium aparine) u.ä. überbleiben. Solche Rumpfgesellschaften werden als Urtica dioica-Convolvulus (Calystegia) sepium-Gesellschaft bezeichnet.