Schmitzens Botanikseite
Rheinische Pflanzengesellschaften
Zypergras-Schlammling-
GesellschaftCypero fusci-
Limoselletum aquaticaeVerband: Elatino-Eleocharition ovatae
Ordnung: Cyperetalia fusci
Klasse: Isoëto-Nanojuncetea
- Allgemeines
- Charakterarten
- Vorkommen
- Ähnliche Gesellschaften
Cypero-Limoselletum. Neben den Rosetten von Limosella aquatica rechts unten Peplis portula.Zwergbinsengesellschaften der Klasse Isoëto-Nanojuncetea sind kurzlebige, kleinwüchsige Rasen auf trockenfallenden Ufern mit magerem, sandig bis schluffigem Boden. Als typische Pioniervegetation brauchen sie offene, unbeschattete Stellen. Natürliche Standorte sind temporäre Gewässer im Bereich der großen Stromtäler und Ufer der Seen der nord(ost)deutschen Seenplatten. Talsperren und Fischteiche - besonders die periodisch abgelassenen Karpfenteiche - können geeignete Sekundärbiotope sein.
Als typische Pioniervegetation sind die Bestände oft artenarm und von wenigen dominanten Arten beherrscht, die nur zum Teil von ökologischen Faktoren sondern auch durch reinen Zufall bedingt sind. Zusammensetzung und Erscheinungsbild am selben Standort variieren zudem von Jahr zu Jahr je nach dem jeweiligen Wetterverlauf. Außerdem sind die Vorkommen oft eng mit Pflanzengesellschaften ähnlicher ökologischer Ansprüche wie Strandlingsgesellschaften (Kl. Littorelletea), Zweizahnfluren (Kl. Bidentetea) oder Flutrasen (Kl. Agrostietea) verzahnt. Aus diesen Gründen findet man in der Literatur unterschiedliche Auffassungen über die Nomenklatur und Abgrenzung der Gesellschaften und den soziologischen Rang der Arten. Z.T. ist sogar die Zuordnung bestimmter Arten und Gesellschaften zu den Zwergbinsengesellschaften umstritten. Deshalb ist es nötig, darauf hin zu weisen, dass sich die Ausführungen an dieser Stelle auf TÄUBER & PETERSEN ((2000): Synopsis der Pflanzengesellschaften Deutschlands. Heft 7. - Göttingen) beziehen.
Die Zypergras-Schlammlings-Gesellschaft kommt vor allem in den großen Stromtälern vor, wo sie nicht nur Altarme und Stillgewässer der Auen sondern auch das Flussufer besiedelt, wenn die Strömungsgeschwindigkeit nicht durch wasserbauliche Maßnahmen künstlich erhöht ist.
Das Braune Zypergras (Cyperus fuscus) (rechts) gilt allgemein als Ordnungscharakterart. Es hat aber seinen Schwerpunkt eindeutig in dieser Gesellschaft, weshalb es auch als Differentialart der Assoziation gewertet werden kann.Einzige Assoziationscharakterart ist der Schlammling (Limosella aquatica) (links). Der unscheinbaren Pflanze sieht man kaum an, dass es sich um einen Rachenblütler (Fam. Scrophulariaceae) handelt.
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Das Hübsche Tausendgüldenkraut (Centaurium pulchellum) (links) ist eine Pionierpflanze offener Tonböden. Es gilt als Klassencharakterart. Oft bildet es mit wenigen anderen Klassenkennarten, vor allem kleinwüchsigen Binsen wie Kröten-Binse (Juncus bufonius) oder Glieder-Binse (Juncus articulatus), kurzlebige Pioniergesellschaften in alten Tongruben, Panzerspuren oder Schlagfluren.
Das Niederliegende Johanniskraut (Hypericum humifusum), eine weitere Klassencharakterart, ist relativ schattenverträglich und kommt deshalb auch schon mal auf feuchten Waldwegen vor. Das Cypero-Limoselletum ist im Rheinland am Niederrhein noch zerstreut vorhanden, wobei die Bestände durch Flussregulierung, Trockenlegung von Altarmen usw. bereits stark zurückgegangen sind. Refugien gibt es z.B. in den großen Naturschutzgebieten von Xanten bis Emmerich. Zu wichtigen Ausweichbiotopen sind außerdem Truppenübungsplätze geworden, wo die Gesellschaft verdichtete Panzerspuren besiedelt. Oft ist das Artengefüge dann weiter eingeschränkt, besonders das Braune Zypergras fehlt dann meist. Im Hügel- und Bergland kommt die Gesellschaft nur sehr vereinzelt und dann meistens auch ziemlich verarmt an Sekundärstandorten vor.
Die Sandbinse (Juncus tenageia) (oben) begründet eine eigene Gesellschaft, das Elatino-Juncetum tenageiae. Sie bevorzugt besonders magere, saure Sandböden auf wasserstauender Unterlage. Solche Bedingungen finden sich heute vor allem noch auf Truppenübungsplätzen, wo schwere Fahrzeuge den Boden verdichtet und Spuren hineingegraben haben.
Cicendietum filiformis. Neben dem Fadenenzian (Mitte) ist rechts unten der Sumpfquendel (Peplis portula) zu erkennen. Noch magerere, reine Sandböden kennzeichnet die Gesellschaften des Verbandes Radiolion linoides. Der Pioniercharakter der Gesellschaften ist hier noch stärker ausgeprägt. Dies trifft namentlich auf das Cicendietum filiformis, der Gesellschaft des Fadenenzians (Cicendia filiformis), zu. Bezeichnenderweise findet man diese Gesellschaft fast nur noch auf Sekundärstandorten, vor allem Truppenübungsplätzen.
Der Fadenenzian kommt nicht in allen Ausprägungen der Gesellschaft vor. Die übrigen Charakterarten sind im Rheinland aber so selten, dass sie hier überschlagen werden.
Stärker austrocknen kann die Spark-Knorpelkraut-Gesellschaft (Spergulo-Illecebretum verticillati). Dementsprechend können hier sogar Sedo-Scleranthetea-Arten hinzutreten. Charakterart ist das Knorpelkraut (Illecebrum verticillatum) (rechts).Die Differentialarten Hirschsprung (Corrigiola littoralis) und Acker-Spark (Spergula arvensis) differenzieren gleichzeitig auch manche Zweizahn-Gesellschaften wie die Gesellschaft des Donau-Knöterichs (Chenopodio-Polygonetum bittringeri), was die oben bereits erwähnte Nähe mancher Zwergbinsen-Gesellschaften zu den Zweizahn-Gesellschaften der Klasse Bidentetea unterstreicht.
Etwas verdichtete, trittbelastete Böden sind für das Junco bufonii-Gypsophiletum muralis, die Gesellschaft des Mauer-Gipskrauts (Gypsophila muralis) (links), typisch. Umgegekehrt kommt das Mauer-Gipskraut gelegentlich auch in wechselfeuchten Ausprägungen von Trittgesellschaften (Kl. Plantaginetea) vor wie in der linken Abbildung.Die Sternmieren-Moorbinsen-Gesellschaft (Stellario uliginosae-Scirpetum setacei) besiedelt nasse Lücken auf Waldwegen und noch öfter auf Weiden, die durch Viehtritt offen gehalten werden. Ohne diese Einwirkungen wird die Gesellschaft schnell von höherwüchsiger Konkurrenz verdrängt. Das Foto unten zeigt eine Moorbinse (Isolepis setacea), bei der die Samen in den reifen Früchten noch an der Mutterpflanze keimen, so dass man die Pflanze auf den ersten Blick für vivipar ("lebendgebärend") halten könnte.