Allgemeines
 

Epilobio-Salicetum capreae

 
Epilobio-Salicetum capreae Das Epilobio-Salicetum ist der in Mitteleuropa häufigste Vorwald-Typ. Es bevorzugt unterschiedliche, aber meistens humusarme Böden, auf denen es Staudenfluren in der Sukzessionsfolge ablöst. Auf kalkfreien Böden folgt es der Flur des Roten Fingerhuts (Epilobio-Digitalietum purpureae), auf basiphilen Böden der Tollkirschenflur (Atropetum bellae-donnae) und auf Ruderalstellen Staudenfluren der Klasse Artemisietea. 

Man kann also mehr oder weniger natürliche Vorkommen im Gefüge von sommergrünen Laubwäldern (oben) von sekundären Vorkommen auf Brachen, Schuttflächen, Steinbrüchen u.ä. Ruderalstandorten (links) unterscheiden. Auf den städtischen Trümmerflächen nach dem II.Weltkrieg hatte die Gesellschaft eine explosionsartige Verbreitung erfahren.

Entsprechend den sehr unterschiedlichen Standorten wurde die Gesellschaft in verschiedene Subassoziationen aufgeteilt. In der Literatur wurde auch schon diskutiert, ob die sekundären Vorkommen im  Siedlungsbereich nicht auf wesentlich höherem Niveau, mindestens als Unterverband, von den siedlungsfernen Schlagfluren bzw. Vorwäldern zu differenzieren sind.

Auch in der Physiognomie kann die Gesellschaft je nach Alter und Entwicklung stark variieren. Im Initialstadium sind die Gehölze noch strauchartig und überragen kaum die zahlreichen Stauden. Altersstadien ähneln mehr Wäldern; die Birke dominiert dann. Während sich auf naturnahen Standorten danach allmählich die eigentlichen Waldbaumarten einstellen, kann sich dieses Stadium auf Industriebrachen, in Steinbrüchen usw. oft lange halten.
 

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Charakterarten
 
 
Salix caprea Einzige Charakterart ist die Sal-Weide (Salix capreae). Wie alle Weiden ist die Art eingeschlechtlich. Eine Pflanze bringt also nur weibliche oder männliche Blüten hervor. Links sind Zweige mit weiblichen Kätzchen abgebildet.

 
Die Hänge-Birke (Betula pendula) kommt als Pionierbaum in verschiedenen Waldtypen vor. Im Kontext der Schlagfluren und Vorwälder gilt sie als Differentialart des Salweiden-Gebüschs.
Betula pendula
 
Populus tremula

Populus tremula

Die Zitter-Pappel (Populus tremula) gilt ebenfalls als Differentialart der Assoziation. Sie ist allerdinngs lange nicht so häufig wie die Hänge-Birke und ist eher für naturnahe Vorkommen auf Schlagfluren und Vorwäldern typisch. 

Sie gehört zu den Weidengewächsen und ist wie die Weiden eingeschlechtlich. Man findet also nur rein weibliche oder männliche Pflanzen. Oben sind weibliche Kätzchen abgebildet, unten ein beblätterter Trieb, wie man ihn im Sommer antrifft.

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Vorkommen
 

Die Gesellschaft ist überall verbreitet. Dabei treten die naturnahen Vorkommen auf Schlag- und Bruchflächen im Gefüge von Buchen-, Eichen- und Hainbuchenwäldern heute weit hinter den sekundären Vorkommen auf Industriebrachen, Verkehrsbrachen und anderen naturfernen Standorten zurück.
 

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Ähnliche Gesellschaften
 

Sambucetum racemosae

Im mittleren und höheren Bergland auf Böden mit besserer Humusentwicklung wird das Salweidengebüsch durch die Gesellschaft des Trauben-Holunders (Sambucetum racemosae) (oben) abgelöst.
 
Senecio ovatus An Säumen und Schlägen im Bereich von Buchenwäldern auf kalkarmen Böden ist das Fuchs-Greiskraut (Senecio ovatus, = S. fuchsii) verbreitet. Überregional gilt es als Verbandscharakterart der älteren Schläge (Verband Sambuco-Salicion). Dominanzbestände davon hat OBERDORFER als eigene Gesellschaft Senecionetum fuchsii behandelt (bzw., um genau zu sein, emendiert). Nach meinem Eindruck scheint die Art im Rheinland aber nur in späten Stadien des Epilobio-Digitalietum purpureae oder als Begleiter in den gehölzdominierten Vorwäldern des Sambuco-Salicion-Verbands vorzukommen. 

Alle Sambuco-Salicion-Arten greifen auch in andere Assoziationen des Verbands über, so dass ihre Abgrenzung ohnehin umstritten ist. Z.B. erkennt WEBER (Synopsis der Pflanzengesellschaften Deutschlands Heft 5 - Göttingen 1999) ein eigenständiges Senecionetum fuchsii nicht an. Übrigens erhebt WEBER das Sambuco-Salicion in den Rang einer Ordnung (Sambucetalia racemosae), die er mit den Schlehengebüschen (Prunetalia) zu einer eigenen Klasse Rhamno-Prunetea zusammenfasst.

 

 
Sambucus nigra

Auch das von OBERDORFER aufgestellte Sambucetum nigrae wird heute meist nicht mehr als Assoziation anerkannt. Der Schwarze Holunder (Sambucus nigra) besiedelt alle Arten stickstoffliebender Gebüsche  Besonders im Siedlungsbereich ist er z.B. in Hecken und Vorwäldern verbreitet. Bestände im Gefüge des Sambuco-Salicions werden als Atropa-Sambucus nigra-Gesellschaft bezeichnet.

 
Rubetum idaei

Rubus scissus


 
 
 
 
 

Als Verbandskennart gilt die Himbeere (Rubus idaeus). Auf nicht zu trockenen und nicht zu mageren Böden in luftfeuchten Lagen kann sie sich stark ausbreiten. Im Bild links hat sie einen alten Waldweg völlig überwachsen. Auch das Himbeergebüsch (Rubetum idaei) wird von manchen Autoren nur im Rang einer Gesellschaft geführt.

An einer Reihe von Brombeerarten ist die Himbeere als Urahn beteiligt. Besonders augenfällig ist das bei der Eingeschnittenen Brombeere (Rubus scissus). Voll entwickelte Blätter entsprechen im oberen Teil einem Himbeerblatt aber im unteren Teil dem Blatt einer typischen Brombeere. Dadurch kommt die eigentümliche Teilung in 7 Fiedern zustande (unteres Bild).
Neben morphologischen Merkmalen hat die Himbeere z.T. auch ihre ökologischen Ansprüche vererbt. Deshalb findet man Arten wie die Eingeschnittene Brombeere oft in der Nachbarschaft der Himbeere. Insgesamt ist ihre ökologische Amplitude aber viel weiter, so dass sie nur als typischer Begleiter des Himbeergebüschs, aber nicht als Kenn- oder Differentialart gewertet werden kann.

 
Auf städtischen und industriellen Brachen, die früher die alleinige Domäne des Salweidengebüschs waren, verwildern in den letzten Jahren zunehmend fremdländische Ziergehölze. Abgesehen davon, dass das Stadtklima immer ein bisschen wärmer ist, als es dem Großklima entspricht, ist dies mit großer Wahrscheinlichkeit auch eine Folge der allgemeinen Klimaerwärmung. 

Solche Bestände werden im Rang von Gesellschaften behandelt. Wegen ihrer Naturferne ist selbst eine Zuordnung zu einer pflanzensoziologischen Klasse problematisch. 

Rechts ist ein Gebüsch des Sommerflieders (Buddleja davidii) abgebildet. Weitere in Ausbreitung befindliche Ziergehöze sind z.B. der Götterbaum (Ailanthus altissima) oder die Späte Traubenkirsche (Prunus serotina).

Buddleja davidii

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Joachim Schmitz,  8. II. 2003
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