Allgemeines
 
 
Filagini-Vulpietum Die in der Ordnung Airetalia mit dem einzigen Verband Thero-Airion  zusammengefassten Kleinschmielenrasen sind kurzlebige, von einjährigen Gräsern dominierte Rasen auf sauren, sandig verwitternden Fels- und Kiesböden. Die Böden können zwar recht trocken sein, die Luftfeuchtigkeit sollte aber für die subatlantisch getönten Gesellschaften nicht zu gering sein.

Der Federschwingel-Rasen ist eine Pioniergesellschaft auf Sand- und Schotterböden. Natürliche Standorte sind eher selten. Weitaus häufiger findet man die Gesellschaft auf künstlichen Böden wie Eisenbahntrassen oder Industriebrachen.

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Charakterarten
 
 
Mit Abstand wichtigste und bestimmendste Charakterart ist der Mäuseschwanz-Federschwingel (Vulpia myuros) (s.o.)
 
 

Eine weitere, allerdings viel seltenere Assoziationskennart ist das Acker-Filzkraut (Filago arvensis) (unten).

Filago arvensis
 

Filago lutescens
Mehrere weitere Filago-Arten sind mit dem Filagini-Vulpietum verbunden, werden allerdings in der Literatur unterschiedlich -mal als Assoziations-, mal als Verbandskennart- bewertet. Ein Beispiel ist das überaus seltene Gelbliche Filzkraut (Filago lutescens) (oben). Es wurde früher oft nicht von F. vulgaris unterschieden; der auffälligste Unterschied ist die dunkelrote Spitze der gelben Hüllblätter der einzelnen Köpfchen.

 
Auch die zweite Federschwingel-Art, der Trespen-Federschwingel (Vulpia bromoides) wird von manchen Autoren als Charakterart der Assoziation betrachtet. Da die Art auch ohne Vulpia myuros vorkommt, wird sie meistens als Verbands- bzw. Ordnungskennart eingestuft. V. bromoides ist im Rheinland viel seltener als V. myuros, nimmt aber auch Industriebrachen an. Ich habe die Art einmal an einer alten Kohlenhalde im Kreis Aachen gefunden.
 
 
 
 
 
 

Da es nur einen Verband gibt, fallen Ordnungs- und Verbandskennarten zusammen. Alle folgenden Arten gehören hierzu.

Vulpia bromoides

 
Filago minima
Das Kleinste Filzkraut (Filago minima) ist dem Acker-Filzkraut (Filago arvensis) sehr ähnlich. Der auffälligste Unterschied besteht im Habitus: Während F. arvensis eher gleichmäßig traubig verzweigt ist, sind bei F. minima die oberen Seitentriebe am stärksten entwickelt und übergipfeln die Hauptachse.
 
Der Gestreifte Klee (Trifolium striatum) gehört zu den einjährigen Klee-Arten aus der Verwandtschaft des Hasen-Klees (Trifolium arvense).
Trifolium striatum
 
Myosotis discolor

Das Zweifarbige Vergissmeinnicht (Myosotis discolor) (oben) ist durch den Farbwechsel der Blüten unverwechselbar. Unten: Kleiner Vogelfuß (Ornithopus perpusillus).

Ornithopus perpusillus

 
Der Bauernsenf (Teesdalia nudicaulis) ist durch die asymmetrischen Blüten mit den nach außen strahlenden Kronblättern gekennzeichnet und ähnelt darin der als Zierpflanze kultivierten Schleifenblume (Iberis spec.).

Die Art greift auch auf Sandrasen auf Binnendünen oder Flugsand aus der Ordnung Corynephoretalia über.

Teesdalia nudicaulis

Der Triften-Knäuel (Scleranthus polycarpos) (unten) kommt vor allem auf sandig verwitternden Felsböden vor und geift deshalb auch auf die eigentlichen Felsrasen der Ordnung Sedo-Scleranthetalia über.

Scleranthus polycarpos
 

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Vorkommen
 

Ursprünglich war die Gesellschaft auf sandige Böden und Erosionsstellen über Schiefer, Buntsandstein oder vulkanischem Untergrund beschränkt. Diese Vorkommen sind ziemlich zerstreut aber am reichsten an heute oft sehr selten gewordenen Charakterarten. Viel häufiger sind inzwischen die Bestände auf Industriebrachen und Verkehrswegen. An solchen Stellen findet man oft Massenbestände von Vulpia myuros, während die übrigen Thero-Airetalia-Arten gering vertreten sind und die Gesllschaft neben Vulpia myuros nur noch durch Sedo-Scleranthetea-Klassencharakterarten zu identifizieren ist. Dafür gesellen sich nitrophile Arten wie die Weiche Trespe (Bromus hordeaceus) oder Dach-Trespe (Bromus tectorum) hinzu.
 

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Ähnliche Gesellschaften
 

Airo-Festucetum ovinae
 
 
Aira caryophyllea
Auf extrem feinerdearmen Felsverwitterungsböden gedeiht die Nelkenhaferflur (Airo caryophylleae- Festucetum ovinae). Charakterart ist die Nelken-Haferschmiele (Aira caryophyllea) (links). Die zierliche Art ist sehr unscheinbar und fällt selbst bei größeren Beständen wie oben auf dem Wöllersberg bei Gerolstein kaum auf. Hier bestimmt der Mauerpfeffer (Sedum acre) als Klassencharakterart völlig das Erscheinungsbild.

In der Regel wird die Gesellschaft von nachfolgenden Sukzessionsstadien abgebaut. Eine typische abbauende Art ist z.B. der Fädige Schaf-Schwingel (Festuca filiformis) (syn. F. tenuifolia). Vermutlich hat diese, zur F. ovina-Gruppe gehörige Art auch bei der Namengebung der Gesellschaft Pate gestanden.

 
Airetum praecocis

Die Gesellschaft der Frühen Haferschmiele (Aira praecox), das Airetum praecocis, geht auch auf reine Sandböden wie oben in der Brunssumer Heide (NL). Sie verträgt auch leichte Beschattung und ist sogar etwas trittbeständig. Deshalb konnte sich die Gesellschaft auch auf den Buntsandsteinfelsen im  mittleren Rurtal halten (Bild unten). (Anmerkung: In der Roten Liste der Pflanzengesellschaften Nordrhein-Westfalens sind diese Vorkommen irrtümlich dem Airo caryophylleae-Festucetum ovinae zugeschlagen worden.)

 

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Joachim Schmitz,  8. XI. 2021
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