Allgemeines

Von Natur aus wären die meisten Flächen in Mitteleuropa von Wald bedeckt. Wo es heute keinen Wald gibt, hat ihn der Mensch gerodet, um Wiesen oder Äcker anzulegen, um Siedlungen zu bauen oder um Verkehrswege zu errichten. Nur wenige extreme Sonderstandorte sind auch schon vor dem Eingriff des Menschen baumfrei gewesen. Größere Felsen sind solche von Natur aus baumfreie Biotope.
 

Gagea bohemica ssp. saxatilis
 
Der Rasen des Felsen-Gelbsterns (Gagea bohemica ssp. saxatilis) besiedelt flachgründige Felskuppen und -simse auf vulkanischem oder silikatischem Gestein. Die wärmeliebende Gesellschaft ist im zeitigen Frühjahr am reichsten entwickelt; der Gelbstern blüht schon ab März. Spätestens im Juni haben alle Blütenpflanzen ihren Vegetationszyklus abgeschlossen. Wegen der extremen Trockenheit herrscht im Sommer Vegetationsruhe. Im Herbst treiben die ausdauernden Arten wie der Gelbstern die ersten Blättchen und die zahlreichen Annuellen keimen. So sind sie in der Lage, sehr früh zu blühen, damit die Fruchtbildung bis zur Trockenperiode im Sommer abgeschlossen ist. Daraus ergibt sich, dass Artenzusammensetzung und Blühaspekte der Gesellschaft von Jahr zu Jahr sehr schwanken können, je nachdem wie der vorausgegangene Winter verlaufen ist.
 

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Charakterarten
 
 
Gagea bohemica ssp. saxatilis
    Assoziationscharakterart ist der Felsen-Gelbstern (Gagea bohemica ssp. saxatilis). Dieses kleine Liliengewächs vermehrt sich vor allem durch viele kleine Brutzwiebeln.

 
Zu den Verbandscharakerarten zählt der Fünfmännige Spark (Spergula pentandra). Gerade in Fels- und Sandrasen findet man sehr viele unscheinbare Nelkengewächse; Spergula pentandra ist eine der seltensten davon. 
 
 

 

Spergula pentandra.
 
Veronica verna
    Eine weitere, extrem seltene Verbandscharakterart ist der links abgebildete Frühlings-Ehrenpreis (Veronica verna). 
     
     
     

    Der eng verwandte Dillenius´ Ehrenpreis (Veronica dillenii) ist noch seltener. Entgegen älteren Literaturangaben kommt er in der Eifel nicht vor. Im Rheinland markieren Nahegebiet und Rheinhessen die nördlichen Grenzen des Areals.

 
Eine weitere Besonderheit ist der Frühblühende Thymian (Thymus praecox ssp. hesperites [= Th. humifusus]). Während sonst im westlichen Rheinland fast ausschließlich der Arznei-Thymian (Thymus pulegioides) vorkommt, ist diese Art auf wärmebegünstigte Felsstandorte im Weinbergsklima beschränkt. Thymus praecox ssp. hesperites
 
Sedum album
    Naturgemäß kommen an Trockenstandorten auch zahlreiche Sukkulenten vor, also Pflanzen, deren saftiger, dickfleischiger Körper durch eine Wachsschicht vor Verdunstung besonders geschützt ist. Stellvertretend ist links die Weiße Fetthenne (Sedum album) abgebildet.

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Vorkommen
 

Entsprechend seiner Standortansprüche erreicht das Gageo-Veronicetum im Rheinland den Nordrand seiner Verbreitung. Reichhaltige Bestände gibt es im Nahegebiet und in Rheinhessen. Die nördlichsten Fundorte liegen an der Untermosel zwischen Cochem und Treis-Karden. Einzelne Arten kommen auch noch in der Südosteifel vor, z.B. im Nettetal (nicht zu verwechseln mit der Nette westlich von Mönchengladbach - diese Nette kommt aus der Eifel und mündet bei Andernach in den Rhein).
 

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Ähnliche Gesellschaften
 

Cerastietum pumili
 
Auf basischen Gesteinen, also auf Kalkboden oder bestimmten vulkanischen Böden, kommen stattdessen Gesellschaften des Verbands Alysso-Sedion albi vor. Als Beispiel ist oben der Zwerg-Hornkraut-Rasen abgebildet (Cerastietum pumili). Das Foto stammt von der Unternahe.

 
Ahr Auf Fels- und Sandböden kommen zahlreiche weitere Gesellschaften vor, die auch nicht alle so wärmeliebend sind wie das Gageo-Veronicetum. Auch nur einen Überblick zu geben, würde den Rahmen dieser Seite sprengen. Weitere Beispiele werden sicher an dieser Stelle folgen. 

Als "Appetithappen" ist links ein Vorkommen des Bewimperten Perlgrases (Melica ciliata) im Ahrtal wiedergegeben.

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Joachim Schmitz, 3.VII.2000
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