Allgemeines


Pruno-Ligustretum
 Pruno-Ligustretum im Muschelkalk bei Zülpich

Nur an Extremstandorten wie z.B. Felsen stellen Strauchformationen natürliche Dauervegetationen dar. Sonst handelt es sich um vorübergehende Sukzessionsstadien auf dem Weg zu einem Wald. Am häufigsten sind jedoch Vorkommen, die durch den Menschen aufrecht erhalten wurden, indem die Gebüsche alle 10-20 Jahre "auf Stock gesetzt" wurden, d.h. die Gehölze wurden etwa auf Kniehöhe zurück geschnitten. Solche Hecken umgaben früher fast jedes Feld und gliederten die Kulturlandschaft. Im Zuge der Flurbereinigung und der zunehmenden Industrialisierung der Landwirtschaft sind die meisten Bestände vernichtet worden oder mangels adäquater Pflege überaltert und "durch gewachsen". Damit ist gemeint, dass die Sukzession fort geschritten ist und ausgewachsene Bäume die ehemaligen Hecken überragen.
        Auch das Ligustergebüsch kam vor allem in Form solcher Hecken vor. Bezeichnenderweise stammt das obige Foto aus einem Naturschutzgebiet, wo das Pruno-Ligustretum durch entsprechende Pflegemaßnahmen intakt gehalten wird. Im Vergleich zu anderen Strauchgesellschaften bevorzugt das Liguster-Gebüsch etwas wärmere Lagen und kalk- oder sonstwie basenreiche Böden.
        In diesem Zusammenhang sollte klar gestellt werden, dass die Ökologie unter "Hecken"  von Gehölzen dominierte Linienbiotope versteht, die mehrere Meter Breite und Höhe erreichen. Als Linienbiotope spielen sie eine wichtige Rolle bei der Vernetzung von Lebensräumen und sind bedeutende Refugien für zahlreiche Tiere, z.B. Vögel und Käfer. Umgangssprachlich werden mit Hecken auch grüne Einfriedungen von Klein- und Vorgärten bezeichnet; diese überschreiten aber selten Ausmaße von 1m Höhe und wenigen dm Breite, so dass ihr ökologischer Wert gegen Null geht.
 

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Charakterarten
 
 
Ligustrum vulgare
    Wichtigste und häufigste Charakterart ist der namengebende Liguster (Ligustrum vulgare) (Abb. links). 

    Typische Begleiter sind ebenfalls kalk- und wärmeliebende Rosenarten wie Rosa agrestis oder Rosa micrantha. Diese sind aber so selten, dass ihr praktischer Wert als Kennarten begrenzt ist. Rosa agrestis kommt z.B. an der oben abgebildeten Stelle bei Zülpich vor. Rosa micrantha konnte von mir einmal am Rand der Sötenicher Kalkmulde südlich Mechernich gefunden werden.

 
Die Schlehe (Prunus spinosa ssp. sp.) ist Ordnungscharakterart. Die Art blüht schon im zeitigen Frühjahr. Die Früchte brauchen allerdings sehr lange zum Reifen. Nach dem ersten Frost verlieren sie das matt blaugraue, bereifte Aussehen. Erst jetzt werden die blauschwarz glänzenden Früchte von Vögeln beachtet. 

Wenn man die Früchte selbst nutzen will - z.B. lässt sich mit Schlehen ein schmackhafter Schnaps aufsetzen - kann man den Frost problemlos im Eisfach simulieren. 

Die Schlehe gilt als Urvater der Kulturpflaume. Als zweiten Elter vermutet man die Kirschpflaume (Prunus cerasifera).

Prunus spinosa
 
Rosa canina
    Hagebutten sind die Früchte von Rosen. Mit Abstand am häufigsten ist die Hunds-Rose (Rosa canina), die links abgebildet ist. Sie kommt praktisch in allen Strauch- und Waldrandgesellschaften vor.Umgangssprachlich werden Wildrosen meist als Heckenrosen bezeichnet. Dabei handelt es sich in der überwältigenden Mehrheit um die Hunds-Rose, während die eigentliche Hecken-Rose (Rosa corymbifera) sehr viel seltener ist. Darüberhinaus gibt es ca. zwei Dutzend weitere Wildrosenarten, die der Volksmund kaum unterschieden hat. 
 
Euonymus europaea

Das Pfaffenhütchen (Euonymus europaea) hat seinen Namen von den charakteristisch gefärbten und geformten Früchten. Als Klassencharakterart kommt es nicht nur in Hecken und Gebüschen sondern auch in lichten Laubwäldern vor.
 

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Vorkommen
 

Entsprechend seinen Ansprüchen an Boden und Klima  kommt das Pruno-Ligustretum im Rheinland vor allem in den Kalkmulden der Mittelgebirge vor. In niederen Lagen ist die Gesellschaft inzwischen durch die Ausräumung der Landschaft stark dezimiert. Da Liguster oft auch gepflanzt wird, ist es im Einzelfall nicht immer leicht zu entscheiden, ob es sich um ein natürliches Vorkommen handelt.
In Süddeutschland ist das Pruno-Ligustretum die häufigste Strauch- bzw. Heckengesellschaft.
 

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Ähnliche Gesellschaften
 

Crataegus-Hecke
 
Oft finden sich nur artenarme Rumpf-Gesellschaften wie die oben abgebildete Weißdorn-Hecke (mit Crataegus monogyna) vor. Dieses Gebüsch ist auf einem nicht mehr benutzten Feldweg hochgekommen.
 
Viburnum opulus
 
Die Schneebeere (Viburnum opulus) ist ein sogenannter Wintersteher, d.h. die Früchte bleiben noch weit bis in den Winter an der Pflanze. Im Kontext mit bestimmten Weidenarten  begründet sie eine eigene Gesellschaft, das Salici-Viburnetum opuli. Die Art ist aber auch in den feuchteren Ausprägungen zahlreicher Strauchgesellschaften weit verbreitet.

 
Wo sich in niederen Lagen noch eine reichhaltige Strauchformation entwickeln kann, findet sich das Rhamno-Cornetum sanguinei. Da Hecken- und Gebüschformationen meist auf schmale Säume zurückgedrängt sind, ist die Gesellschaft sehr selten geworden. Rechts abgebildet ist der kennzeichnende Kreuzdorn (Rhamnus cathartica). 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 

In Mittelgebirgslagen treten die wärmeliebenden Elemente zurück; dafür erscheint hier die Vogesen- Rose (Rosa dumalis [= R. vosagiaca]), die sich von der verbreiteten Hunds-Rose (Rosa canina) u.a. durch das blaugrüne Laub, die intensivere Blütenfärbung und die nach der Blüte abstehenden Kelchblätter unterscheidet (Abb. unten). Die entsprechende Gesellschaft heißt Corylo-Rosetum vosagiacae.
 
 

    Rhamnus cathartica
Rosa dumalis
 

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Joachim Schmitz,  2.VII.2000
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