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Luzulo-Quercetum petraea

Betulo-Quercetum am Hochkopf bei Kreuzau

Auf steilen, mageren Berghängen und auf Felsböden, bevorzugt auf Schiefer, Ton- oder Sandstein, wächst ein lückiger Wald. Vorherrschender Baum ist die Trauben-Eiche (Quercus petraea); für die sonst gebietstypische Rotbuche ist es hier zu trocken. An natürlichen Standorten wächst die Eiche sehr langsam und bildet oft Krüppelformen aus. 

Häufiger als natürliche Vorkommen sind Bestände, in denen die Trauben-Eiche durch frühere Waldnutzungsformen gefördert wurde. Z.B. spielte in der Eifel die Köhlerei eine große Rolle, außerdem wurde die Eichenborke zur Gewinnung von "Lohe" zur Ledergerberei benutzt. In beiden Fällen wurden die Flächen als Niederwald bewirtschaftet, was die Rotbuche auf Dauer nicht aushält. An solchen Sekundärstandorten zeigt die Trauben-Eiche meist die normale typische Baumgestalt. 

Wie bei vielen mitteleuropäischen Laubwäldern ist auch hier die Abgrenzung der Typen umstritten, so dass weitere Gesellschaften aufgestellt wurden, die heute als Synonyme betrachtet werden.  Häufig zu findende Synonyme sind Hieracio-Quercetum petraeae  (nach den typischen Habichtskräutern) und Luzulo-Quercetum petraeae (nach der Weißen Hainsimse [Luzula luzuloides]). Letztere Art kennzeichnet auch den Hainsimsen-Buchen-Wald (Luzulo-Fagetum)

 
Eine Besonderheit der Vorkommen im mittleren Rurtal ist die Beteiligung der Wald-Kiefer (Pinus sylvestris). Bis vor wenigen Jahren galt die Kiefer in Nordrhein-Westfalen nicht als heimisch. Man nahm an, dass alle Vorkommen Verwilderungen aus den zahlreichen Forsten sind. Durch dendrochronologische Untersuchungen ist nun nachgewiesen, dass die Kiefer schon zur Römerzeit in der Rureifel vorkam. Möglicherweise handelt es sich bei den Vorkommen im Rurtal also um natürliche, postglaziale Relikte.
Luzulo-Quercetum petraea
    Auf den Buntsandsteinfelsen bei Nideggen-Rath im Rurtal wachsen Wald-Kiefern, die im Herbstwald als grüne Inseln hervorstechen. Sie werden vom Betulo-Quercetum petraeae umgeben. 

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Charakterarten
 

Dem Standort entsprechend kommen in der Krautschicht einige typische Magerkeitszeiger vor wie die Geschlängelte Schmiele (Avenella flexuosa) oder der Wiesen-Wachtelweizen (Melampyrum pratense). Diese findet man aber auch in anderen mageren Waldtypen, so dass sie nur zur Abgrenzung gegen anspruchsvollere Waldgesellschaften taugen.

Wegen des lückigen Kronenschlusses dringt relativ viel Licht auf den Boden, so dass sich auch Arten aus Heiden und Magerrasen behaupten können. Hier sind z.B. die Besenheide (Calluna vulgaris), der Behaarte Ginster (Genista pilosa) oder verschiedene Schafschwingelarten (Festuca ovina agg.) zu nennen.

 
Hieracium glaucinum
    Charakterarten im strengen Sinne besitzt das Betulo-Quercetum nur wenige. Als solche gilt vor allem das Blaugrüne Habichtskraut (Hieracium glaucinum) (Abb. links). Man nimmt an, dass die Art aus der Kreuzung des Wald-Habichtskrauts (H. murorum) mit dem Bleichen Habichtskraut (H. schmidtii) entstanden ist. Abgesehen von dem bläulichen Laub ist es von H. murorum in der Regel am besten dadurch zu unterscheiden, dass die Zähne der Blütenkronen wenige kurze Haare tragen (Lupe!! am besten an knospigen Blüten zu sehen). Von H. schmidtii unterscheidet es sich durch die zahlreicheren (>5) und kleineren Blütenköpfe und die stärkere (schwarz-)drüsige Behaarung der Köpfchenhüllen. 

    Andere Hieracium-Arten sind zwar nicht so spezifisch, kommen aber meist in größerer Zahl im Betulo-Quercetum vor. Fast immer findet man Wald-Habichtskraut (H. murorum) und Gewöhnliches Habichtskraut (H. lachenalii), oft Doldiges (H. umbellatum) und Savoyer Habichtskraut (H. sabaudum).

 

 
 
 

Typisch für das Betulo-Quercetum ist der hohe Anteil an Kryptogamen. Als Beispiel ist rechts das Weißmoos (Leucobryum glaucum) abgebildet. Der Name bezieht sich darauf, dass die dichten Polster stark austrocknen können und dann fast weiß aussehen. (Das gleiche Phänomen ist vom Torfmoos Sphagnum spec. bekannt.) Wie bei den Magerkeit zeigenden Blütenpflanzen ist auch das Weißmoos nicht im engeren Sinne für das Betulo-Quercetum charakteristisch sondern ist auch in anderen anspruchslosen Waldtypen zu finden.

Leucobryum glaucum.
 
Silene nutans An günstigen Stellen treten wärmeliebende Arten wie Nickendes Leimkraut (Silene nutans, links) oderAstlose Graslilie (Anthericum liliago, rechts) hinzu. Dies wird als Subassoziation B.-Q. silenetosum bezeichnet. Die Artenkombination leitet zu den mediterranen Flaumeichenwäldern über. Anthericum liliago

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Vorkommen
 

Aufgrund seiner Bindung an leicht wärmebegünstigte Hanglagen ist das Betulo-Quercetum auf die größeren Flusstäler im Rheinischen Schiefergebirge beschränkt. Das bedeutet, dass die Gesellschaft vor allem am Rhein und seinen Seitentälern anzutreffen ist. Nennenswerte Bestände gibt es auch im mittleren Rurtal, hier vereinzelt auch mit Silene nutans und Anthericum liliago. Naturgemäß wird die Gesellschaft nach Süden häufiger; aber schon an der Mosel werden die entsprechenden Standorte von noch wärmebedürftigeren Vegetationstypen aus der Ordnung Quercetalia pubescenti-petraeae (Flaumeichenwälder) eingenommen.
 

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Ähnliche Gesellschaften

Seit Jahrhunderten hat der Mensch in Mitteleuropa die Wälder durch verschiedene Bewirtschaftungsformen verändert. Da es praktisch keine Urwälder mehr gibt, ist es nach wie vor unsicher, wie natürliche Wälder zusammengesetzt wären und wie natürliche Waldgesellschaften differenziert werden können. Deswegen wurden die Waldgesellschaften von verschiedenen Autoren immer wieder anders definiert und abgegrenzt. Dadurch ist auch eine Vielzahl von Namen und Synonymen entstanden, die nicht nur den Laien in Verwirrung bringen können.

Wälder mit höherem Anteil von Stiel-Eiche (Quercus robur) und Rotbuche (Fagus sylvatica) auf wenigstens wechseltrockenen Böden werden als Fago-Quercetum oder Holco-Quercetum robori oder Betulo-Quercetum robori bezeichnet. In der Krautschicht macht sich dies u.a. durch das Weiche Honiggras (Holcus mollis) oder das Pfeifengras (Molinia coerulea) bemerkbar. Auf nicht so stark austrocknenden Böden oder in höheren Lagen mit größerer Luftfeuchtigkeit erlangt die Rotbuche Dominanz; solche Wälder werden als Luzulo-Fagetum bezeichnet. Manche Ausprägungen des Luzulo-Fagetums unterscheiden sich in der Krautschicht kaum von artenarmen Eichenwäldern wie dem Betulo-Quercetum, was schon Autoren dazu bewogen hat, solche Bestände zur Ordnung der artenarmen Eichenwälder (Quercetalia robori-petraeae) zu ziehen.

An der Mosel treten zur Trauben-Eiche stellenweise extrem wärmeliebende Arten wie Buxbaum (Buxus sempervirens) oder Französischer Ahorn (Acer monspessulanum) hinzu. Diese Bestände werden als Aceri monspessulani-Quercetum petraeae bezeichnet und bereits zu den Flaumeichenwäldern (Quercetalia pubescenti-petraeae) gezählt.
 

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Joachim Schmitz,  23.X.2002
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