Allgemeines

Der Huflattich (Tussilago farfara) ist eine Pionierpflanze auf mindestens wechelfeuchten, lehmigen oder tonigen Rohböden. Von Natur aus sind solche Standorte sehr selten; sie entstehen z.B. durch Erdrutschungen an Mittelgebirgshängen oder durch Anrisse an Bach- und Flussufern. Der Mensch hat allerdings zahlreiche Sekundärstandorte geschaffen wie Böschungen an Straßen oder rutschende Hänge in Steinbrüchen.

Poo-Tussilaginetum
 Poo-Tussilaginetum in einem aufgelassenen Steinbruch in Stolberg  (Blick von oben herunter).
Da die Hänge noch ständig nachrutschen, kann sich die Gesellschaft hier über Jahre aufrecht erhalten.

In der Regel wird die Huflattichflur nach wenigen Jahren durch nachfolgende Sukzessionsstadien, z.B. das Salweidengebüsch, abgelöst. Nur selten bleibt die Gesellschaft über längere Zeit stabil, z.B. in dem oben abgebildeten Steinbruch, wo die steilen Hänge noch so in Bewegung sind, dass eine weitere Sukzession unterbleibt.
 

Zum Anfang der Seite
 
 
 

Charakterarten
 
 
Tussilago farfara
    Die einzige echte Kennart ist der Huflattich (Tussilago farfara, Abb. links) selbst. Er kommt auch oft einzeln an Wegrändern, Straßengräben usw. vor, ohne dass man hier von einem Poo-Tussilaginetum reden könnte. Nur in großflächigen Beständen finden sich auch die typischen Begleiter, die eine Zuordnung zum Poo-Tussilaginetum rechtfertigen. 

    Besonders charakteristisch ist das Schmalblättrige Rispengras (Poa angustifolia) aus der Artengruppe um das Wiesen-Rispengras (Poa pratensis agg.). Von diesem unterscheidet es sich vor allem durch die langen, lange überdauernden und schließlich schlaff niederliegenden Blätter. Hinzu komen andere Wechselfeuchtezeiger wie die Gemeine Quecke (Elymus repens [=Agropyron repens]) und das Weiße Straußgras (Agrostis stolonifera). Schon aus dieser kurzen Zusammenstellung wird deutlich, dass der Huflattich die einzige auffällige Blütenpflanze in dieser Gesellschaft ist.

Zum Anfang der Seite
 
 
 

Vorkommen
 

Als typische Pioniervegetation tritt das Poo-Tussilaginetum meist nur vorübergehend an Straßenböschungen, im Bereich von Baustellen usw. auf. Wegen der regen "landschaftsgestalterischen" Tätigkeit des Menschen ist die Gesellschaft trotzdem weit verbreitet und überall anzutreffen.
 

Zum Anfang der Seite
 
 
 

Ähnliche Gesellschaften
 

Die Huflattichflur ist ein Beispiel für sogenannte halbruderale Gesellschaften. Das sind Gesellschaften, die zwar auch natürlich an relativ mageren, schuttreichen Pionierböden vorkommen, aber durch menschlichen Einfluss eine enorme Ausweitung ihres Vorkommens erfahren haben. Da es sich meistens um ziemlich artenarme Gesellschaften handelt, in denen relativ unspezifische Arten wie die oben genannten Gräser dominieren, ist die Abgrenzung dieser Gesellschaften in der Literatur heftig umstritten.
 
Cardario-Agropyretum
    Ich folge hier der Auffassung von OBERDORFER, der die von Quecken bestimmten, eher wärmeliebenden und eher etwas (wechsel-)trockenen Gesellschaften in einer eigen Klasse Agropyretea zusammenfasst. In diesem Sinne sind Agropyretea-Gesellschaften im Rheinland relativ selten und werden erst nach Süden häufiger. 

    Typische Standorte sind die Ränder von Verkehrswegen und hier besonders von Bahndämmen. Die Pfeilkressenflur (Cardario-Agropyretum) (Abb. links bei Bad Neuenahr)  mit der namengebenden Pfeilkresse (Cardaria draba) hat sich auch weit bis ins nördliche Rheinland an Bahndämmen verbreitet. 
     
     

    Die Gesellschaft der Sichelmöhre (Falcaria vulgaris, Abb. unten), das Falcario-Agropyretum repentis, ist in der Nordeifel noch ziemlich selten, nimmt aber nach Süden rasch zu.

 

Falcaria vulgaris

Zum Anfang der Seite


Für Quereinsteiger öffnet sich hier die Navigationsleiste.


Joachim Schmitz, 3.VII.2000
Alle Fotos (c) Joachim Schmitz. Alle Rechte vorbehalten
Kontakt