Schmitzens Botanikseite
Rheinische Pflanzengesellschaften
Alpenlaichkraut-Gesellschaft Potamogetonetum filiformis Verband: Potamogetonion pectinati
Ordnung: Potamogetonetalia pectinati
Klasse: Potamogetonetea pectinati
Allgemeines
Wie der Name Alpen-Laichkraut schon vermuten lässt, bevorzugt die Gesellschaft kühles und sauberes Wasser.
Im Verband Potagemogetonion sind Gesellschaften stehender oder langsam fließender Gewässer vereinigt, die überwiegend aus im Boden wurzelnden, untergetauchten Pflanzen bestehen. Lediglich die Blütenstände können sich über die Wasseroberfläche erheben. Einzelne Blätter (wie im Bild oben) können auch mal fluten; es gibt aber keine geschlossene Schwimmblattzone.
Im Hügelland waren passende Bedingungen schon immer selten, in niederen Lagen waren die Gesellschaften des Verbands früher in Altärmen, Teichen und tieferen Gräben verbreitet. Durch Trockenlegung, aber noch mehr durch Übernutzung sind die Bestände stark zurückgegangen. Besonders Wassersport und der durch Fütterung bedingte Überbesatz an Enten und Schwänen haben sich sehr negativ ausgewirkt. Übrigens sind Laichkrautbestände auch bei Anglern nicht sehr beliebt, weil manche Fischarten es verstehen, nach dem Biss an den Haken ins Laichkraut zu flüchten und die Angelschnur unentwirrbar mit dem Laichkraut zu verknoten.
Da das namengebende Fädige Laichkraut (Potamogeton filiformis) das Alpenvorland kaum überschreitet, bleibt im Rheinland das Alpen-Laichkraut (Potamogeton alpinus) (oben) als einzige Charakterart übrig. Von manchen Autoren werden Bestände des Alpen-Laichkrauts ohne das Fädige Laichkraut als eigene Assoziation Potamogetonetum alpini abgetrennt.
Der Übergang von der Zone der untergetauchten Wasserpflanzen zur Schwimmblattzone ist oft nicht scharf ausgeprägt. Deshalb gelten die folgenden Arten als Ordnungscharakterarten.
Links: noch vergleichsweise verbreitet ist das Krause Laichkraut (Potamogeton crispus).
Wesentlich seltener sind die beiden folgenden Arten, die früher unter dem Sammelnamen Potamogeton pusillus subsumiert wurden. Deshalb ist bei älteren Quellen meist nicht nachvollziehbar, welche Art gemeint war. Übrigens habe ich beide Arten seit längerem nicht mehr wiedergefunden, weshalb ich hier Herbarbelege abfotografiert habe.
Rechts: Kleines Laichkraut (Potamogeton berchtoldii).
Unten: Zwerg-Laichkraut (Potamogeton pusillus (syn. P. panormitanus).
Das Kamm-Laichkraut (Potamogeton pectinatus) verträgt auch größere Wasserverschmutzungen. Deshalb kommt diese Art auch in stärker verunreinigten Gewässern vor. Relativ häufig ist auch noch das Ährige Tausendblatt (Myriophyllum spicatum) (oben), das allerdings auch oft aus falsch verstandenem Naturschutz angesalbt wird.
Aufgrund der geschilderten Ansprüche war die Gesellschaft des Alpen-Laichkrauts schon immer selten, allerdings nicht ganz so selten, wie dies die Literatur, z.B. der Verbreitungsatlas der Farn- und Blütenpflanzen in Nordrhein-Westfalen, suggeriert. Ich kenne zwei Vorkommen aus der Nordeifel bei Nettersheim und Schmidtheim, die im oben genannten Atlas irrtümlich Potamogeton lucens zugeschlagen wurden. Dies geht wohl auf Angaben bei SCHUMACHER (1977: Flora und Vegetation der Sötenicher Kalkmulde (Eifel). - DECHENIANA-Beihefte 19) zurück. Aufgrund dieser Literaturangabe habe ich meine Funde mehrfach nachbestimmt, aber ich bin immer auf P. alpinus und nicht P. lucens gekommen.
Weitere Vorkommen sind für das Niederrheinische Tiefland angegeben.
Ähnliche Gesellschaften
Weitere Laichkraut-Gesellschaften sind ebenfalls ziemlich selten (geworden) und mehr oder weniger aufs Flachland beschränkt. Zu nennen sind hier die Gesellschaft des Gras-Laichkrauts (Potamogeton gramineus), das Potamogetonetum panormitano-graminei, die Gesellschaft des Glänzenden Laichkrauts (P. lucens), das Potamogetonetum lucentis, und die Gesellschaft des Haar-Laichkrauts (P. trichoides), das Potamogetonetum trichoidis. Besonders in kleinen Gewässern findet man oft verarmte Artenkombinationen ohne Assoziationscharakterarten. Diese werden als ranglose Verbands-Gesellschaften (z.B. P. pectinatus-Gesellschaft, P. perfoliatus-Gesellschaft usw.) geführt.
Auch die mit Laichkraut verwandten Gattungen Nixenkraut (Najas) und Teichfaden (Zannichellia) bilden ähnliche Wasserpflanzengesellschaften.
Das Potamogetoneto-Najadetum marinae mit dem Großen (Najas marina) und dem Kleinen Nixenkraut (N. minor) kam im Rheinland nur in Rheinhessen vor. Ob es noch aktuelle Bestände gibt, ist mir nicht bekannt.
Nicht ganz so selten ist der Teichfaden (Zannichellia palustris). Da es eine erhebliche taxonomische Verwirrung über die Abgrenzung der Unterarten gibt und diese oft auch nicht unterschieden wurden, ist die genaue Verbreitung unklar. Nach der Typusform und der Unterart Z. p. ssp. polycarpa wurden jedenfalls ein Zannichellietum palustris und ein Zannichellietum polycarpae aufgestellt.