Schmitzens Botanikseite
Rheinische Pflanzengesellschaften
Salzschwaden-GesellschaftPuccinellia distans-Gesellschaft Klasse: Asteretea tripolii
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Salzschwaden-Strandastern-Gesellschaft auf dem Gelände der Zeche HUGO in Gelsenkirchen
Salzwiesen sind typische Biotope der Meeresküsten. Im Binnenland kommen sie nur sehr vereinzelt im Bereich solehaltiger Quellen vor. Seit einigen Jahrzehnten breiten sich Arten der Salzwiesen auf Standorten aus, die durch den Eingriff des Menschen unnatürlich hohe Salzgehalte aufweisen. Zuerst ist dies auf dem Bankett von Straßen aufgefallen, die im Winter mehr oder weniger reichlich gestreut werden. Auch Industriebrachen können salzbelastet sein. Besonders das aus Bergehalden austretende Sickerwasser scheint in erheblichem Maße Kochsalz oder andere Elektrolyte zu enthalten.
Vorkommen des Salzschwadens und der Strand-Aster wie an der Halde von HUGO (s.o.) könnte man formal als stark verarmtes Spergulario-Puccinellietum distantis auffassen, immerhin ist eine Assoziations- und eine Klassencharakterart vorhanden. Dies erscheint mir aber nicht angemessen; deshalb bezeichne ich solche Vorkommen provisorisch als Puccinellia distans-Gesellschaft.
Der Gewöhnliche Salzschwaden (Puccinellia distans) war schon immer die im Binnenland verbreitetste Salzpflanze. Inzwischen hat sich die Art entlang im Winter mit Salz gestreuter Straßen weit verbreitet. Das Foto stammt von einer kleinen Landstraße bei Kalterherberg-Küchelscheid (schon knapp auf belgischer Seite) auf über 500m über NN.Dabei werden auch wesentlich trockenere Standorte angenommen als es die angestammten Salzwiesen sind. Offensichtlich ist die Art hier so konkurrenzlos, dass solche Nachteile keine Rolle spielen. Dazu kommt, dass die relativ hohe Luftfeuchtigkeit und die zahlreichen Niederschläge in Mittelgebirgslagen anscheinend die Trockenheit des Bodens kompensieren.
Anders als der Salzschwaden ist die Strand-Aster (Aster tripolium) auch im Binnenland an feuchte bis nasse Standorte gebunden. Im Rheinland kommt sie ausschließlich in Entwässerungsgräben, Sickergruben usw. im Bereich von Bergehalden stillgelegter Zechen vor. Dabei erreicht sie übrigens wesentlich größere Wuchshöhen (bis 1,50m!) als in ihrem natürlichen Habitat. Es gibt zwar Vergesellschaftungen mit dem Salzschwaden (s.o.), die meisten Vorkommen scheinen aber eher Zweizahn-Gesellschaften (Kl. Bidentetea) zuzugehören, besonders dem Chenopodietum rubri, das nicht unbedingt für salz- aber allgemein für besonders elektrolytreiche Standorte typisch ist.
Reine Salzschwaden-Bestände sind besonders im Mittelgebirge entlang der Straßen inzwischen weit verbreitet. Ob dies nur daran liegt, dass hier wegen der längeren Winter häufiger gestreut wird, oder ob dies auch mit dem Mittelgebirgsklima zusammenhängt, entzieht sich meiner Kenntnis.
Vorkommen mit der Strand-Aster kenne ich aus dem Rheinland nur von einer Bergehalde bei Jülich. Weitere Stellen gibt es im Ruhrgebiet; soweit mir bekannt, liegen die allerdings alle im westfälischen Teil des Ruhrgebiets.
Ein echtes Spergulario-Puccinellietum distantis gibt es erst tief im Westfälischen bei Salzkotten. Durch salzführende Quellen sind hier Salzwiesen entstanden, die auch etliche weitere Charakterarten beherbergen.
Auf Salzwiesen kommt auch die Strandsimsen-Gesellschaft vor (Bolboschoenus maritimus-Ges.). Das Bild oben zeigt die Gesellschaft an einem natürlichen Standort bei Salzkotten. Das Bild links zeigt typische Arten wie den Strand-Dreizack (Triglochin maritimum) (links) und den Echten Sellerie (Apium graveolens) (rechts). In dieser Vollständigkeit gibt es die Gesellschaft nur auf natürlichen Standorten. Auf Industriebrachen findet man meist nur Reinbestände von Bolboschoenus maritimus.
Die Identität der Strandsimse ist übrigens hoch umstritten. Wegen der großen Variabilität der Art lehnen die meisten ausländischen Bearbeiter eine Unterteilung der Art ab, während deutsche Floren meist zwei Unterarten unterscheiden. Die salzabhängige Form wird hier auch als ssp. compactum bezeichnet. Nach der Standardliste der Pflanzen Deutschlands handelt es sich hierbei um die echte B. maritimus, während die andere Sippe mit der asiatischen B. yagara bzw. deren Bastard mit B. maritimus identifiziert wird.
Auf salzbeeinflussten Standorten findet man auch viele Pflanzen, die insgesamt auf allen möglichen Biotopen vorkommen, hier aber charakteristische Wuchsformen und Ökotypen ausbilden. Z.B. bildet die Spieß-Melde (Atriplex prostrata) unter diesen Bedingungen kleine, dickliche, fast sukkulente Blätter aus. Solche Ökotypen werden in manchen Floren provisorisch als var. salina bezeichnet. Gültig beschrieben ist diese Namenskombination allerdings nicht. Das Dänische Löffelkraut (Cochlearia danica) ist ein weiterer Halophyt, der sich derzeit noch in Ausbreitung befindet. Die Art, die am Meer in Mastkraut-Gesellschaften der Klasse Saginitea maritimae heimisch ist, hat sich in den letzten Jahren entlang der Autobahnen von der Nordsee über Osnabrück und das östliche Ruhrgebiet vorgearbeitet. Die Aufnahme stammt von einem kurzen Autobahnzubringer bei Duisburg-Rahm. Offensichtlich hat die Art das Ruhrgebiet schon ganz durchquert.