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Rumicetum scutati

Rumicetum scutati am Mittelrhein

Die Schuttfluren der Ordnung Stipetalia calamagrostis bilden das kalkliebende Gegenstück zu den Galeopsietalia-Schuttfluren auf silikatischen Böden. Auch hier vermischen sich Elemente der alpinen Schuttfluren mit genuinen Arten der Mittelgebirge. Kalkstein verwittert allerdings selten in ausgeprägten Schutthalden. Deshalb gibt es gleitende Übergänge zu Felsspalten- und Saumgesellschaften.

Ein typisches Beispiel ist die Schildampfer-Flur. Der namengebende Schild-Ampfer (Rumex scutatus) kommt in den Alpen in verschiedensten Gesellschaften vor und gilt deshalb als Klassencharakterart. Außerhalb der Alpen begründet er aber eine eigene Assoziation. Dabei braucht der Kalkgehalt nicht groß zu sein. Wie das Bild oben demonstriert, wird auch Schiefergestein mit geringem Kalkanteil angenommen.
 

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Charakterarten
 
 
Rumex scutatus
Nach dem oben Gesagten ist der Schild-Ampfer (Rumex scutatus) als regionale Assoziationskennart zu bewerten. In den Alpen wird er zum Bestandteil anderer Schuttgesellschaften.

 
Da es im Gebiet nur einen Verband gibt, fallen Ordnungs- und Verbandskennarten zusammen. 
 
 
 
 
 

Dazu gehört die Schwalbenwurz (Vincetoxicum hirundinaria), die zur Familie der Seidenfadengewächse (Asclepiadaceae) gehört, die in Europa nur mit wenigen Arten vertreten ist. Die Art wächst auf allen nicht stärker beschatteten Kalkschuttböden, also auch in Saumgesellschaften und in lichten Wäldern auf Kalkfelsstandorten. Deshalb wird sie neuerdings nur noch als Ordnungsdifferentialart eingestuft.
 

Vincetoxicum hirundinaria
 
Galeopsis angustifolia
Wie der Schild-Ampfer ist auch der Schmalblättrige Hohlzahn (Galeopsis angustifolia) mit einem geringen Kalkgehalt des Gesteins zufrieden und ist deshalb im Rheinland viel häufiger mit dem Schild-Ampfer vergesellschaftet als die Schwalbenwurz.
 

Es muss auch nicht immer Kalkgestein sein. Vulkanische Böden sind oft basisch, aber kalkfrei. Hier, z.B. in der Vulkaneifel, kommt der Schmalblättrige Hohlzahn ohne den Schild-Ampfer vor. Dies wurde von KORNECK als eigene Gesellschaft, dem Galeopsietum angustifoliae, beschrieben.

 
Die Sand-Schaumkresse (Cardaminopsis arenosa) zerfällt in zwei Ökotypen. Während die Typusform eher saure Böden bevorzugt, wächst die Unterart Cardaminopsis arenosa ssp. borbasii nur auf Kalkuntergrund. Sie unterscheidet sich von der Typusform u.a. von den mehr oder weniger deutlich rosa gefärbten Blüten. Da die Sippe in verschiedenen Biotopen vorkommt, gilt sie als im Rahmen der Schuttfluren als Ordnungsdifferentialart.
Cardaminopsis arenosa ssp. borbasii
 
Chaenorhinum minus
    Der Orant bzw. das Kleine Leinkraut (Chaenorhinum minus) wächst als Kulturfolger auf den unterschiedlichsten Stein- und Sandböden, z.B. an Sandufern des Rheins oder in Pflasterritzen. Seinen Ursprung vermutet man in entsprechenden Biotopen des westlichen Mittelmeerraums. Deshalb gelten die Vorkommen in Kalkschuttfluren als primär und hier wird die Art dann auch als Klassencharakterart geführt, während sie in anderen Zusammenhängen als Differentialart gilt.
 
Das Gewöhnliche oder Taubenkropf-Leimkraut (Silene vulgaris, syn. S. cucubalus) wächst auf verschiedenen Fels- oder Rohböden. Im Rahmen der Schuttfluren gilt es als (schwache) Klassencharakterart.
Silene vulgaris

 
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Vorkommen
 

Im Rheinland ist die Schildampfer-Flur vor allem in den Weinbaugebieten verbreitet. Das mag für eine Art alpinen Ursprungs überraschend erscheinen, liegt aber daran, dass in den größeren Flusstälern mehr geeignete Biotope vorhanden sind als im Flachland. In den Kerbtälern von Rhein, Mosel usw. gibt es sowohl natürliche als auch durch den Menschen bedingte Schutthalden.

Der Schild-Ampfer wurde in früheren Zeiten auch als Gemüse kultiviert. Gelegentlich haben sich verwilderte Exemplare aus Burg- oder Klostergärten bis heute gehalten. Darauf dürfte z.B. das Vorkommen an der Wildenburg in Reifferscheid bei Hellenthal beruhen.
 

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Ähnliche Gesellschaften
 

Auf vulkanischen u.ä. Böden fällt der Schild-Ampfer aus, dagegen tritt der Schmalblättrige Hohlzahn in den Vordergrund. Dies wurde als eigene Gesellschaft Galeopsietum angustifoliae beschrieben (s.o.).
 

Gymnocarpium robertianum

Der Ruprechtsfarn (Gymnocarpium robertianum) (Abb. oben)  ist im Schutt der Kalkalpen verbreitet und tritt hier in einer Moehringio-Gymnocarpietum genannten Gesellschaft auf. In den Mittelgebirgen kommt die Art ohne weitere alpine Florenelemente vor. Dies wird als eigene Gesellschaft unter dem Namen Gymnocarpietum robertiani geführt.

Im Rheinland ist der Ruprechtsfarn ziemlich selten und die meisten Vorkommen gehören noch nicht einmal zum Gymnocarpetium robertiani. Häufiger wächst der Ruprechtsfarn in Mauerfugen als Begleiter entsprechender Asplenietea-Gesellschaften. Dies ist wohl nur durch Sporenfernflug zu erklären. Z.B. konnte man auf dem Aachener Lousberg lange Jahre ein Exemplar in einer Böschungsmauer finden, bis die Pflanze bei einer Sanierung des Mauerwerks vernichtet wurde.

 
Die Schwalbenwurz bildet gelegentlich auf Kalkschutt eine Dominanzgesellschaft, die mangels weiterer Charakterarten als Vincetoxicum hirundinaria-Gesellschaft bezeichnet wird. Natürliche Standorte sind selten, häufiger findet sich die Gesellschaft in Steinbrüchen, alten Schürfen usw..

Weil sonstige typische Arten von Schuttfluren meist fehlen und weil sich die Schwalbenwurz pflanzensoziologisch relativ vage verhält, ist die Zugehörigkeit dieser Gesellschaft zu den Schuttfluren umstritten; alternativ wird die Zuordnung zu den Saum-Gesellschaften (Kl. Trifolio-Geranietea) diskutiert.

Vincetoxicum hirundinaria-Gesellschaft

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Joachim Schmitz,  23.XII.2004
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