Schmitzens Botanikseite
Rheinische Pflanzengesellschaften
Öhrchen-Weiden-
GebüschSalicetum auritae Verband: Salicion cinereae
Ordnung: Alnetalia glutinosae
Klasse: Alnetea glutinosae
- Allgemeines
- Charakterarten
- Vorkommen
- Ähnliche Gesellschaften
Weidengebüsche des Verbands Salicion cinereae sind -wenn auch manchmal sehr langlebige- Sukzessionsstadien auf moorigen Böden. Sie lösen Flachmoore, Quellmoore und Verlandungsstadien ab und werden ihrerseits von höherwüchsigen Bruchwäldern (Verband Alnion) oder anderen Sumpfwäldern abgebaut.
In luftfeuchten Mittelgebirgslagen ist das Öhrchen-Weiden-Gebüsch (Salicetum auritae) das typische Weiden-Gebüsch. Abgesehen von den klimatischen Bedingungen bevorzugt es besonders nährstoffarme Torfböden und kommt deshalb am Rand von Flachmooren oder in Störungszuständen des Hochmoors (Bild oben) vor.
Bei freiem Stand zeigt die Öhrchen-Weide (Salix aurita) die typische breite Wuchsform, was bei dem abgestorbenen Exemplar oben besonders gut sichtbar ist. Der Grund für das Absterben dieser Pflanze ist mir nicht bekannt. Möglicherweise hat sich hier das Heidemoor durch Biotoppflegemaßnahmen (z.B. Zuschütten von Entwässerungssgräben) so weit regeneriert, dass die bereits begonnene Sukzession zum Erliegen gekommen ist.
Neben der Öhrchen-Weide gilt auch Salix x multinervis, das ist ihr Bastard mit der Grau-Weide (Salix cinerea), als Assoziationscharakterart.
In den artenarmen Gebüschen finden sich meist nur wenig andere Gehölze. Eins davon ist der Faulbaum (Frangula alnus), der als Ordnungscharakterart gewertert wird.Die Kriech-Weide (Salix repens ssp. repens) (oben) gehört mit weiteren Arten wie z.B. dem Pfeifengras (Molinia caerulea) zu den abbauenden Arten des Moores. Als solche sind sie typische Begleiter des Öhrchen-Weiden-Gebüschs. Das gleiche gilt für Arten der sauren Kleinseggenriede (Kl. Scheuchzerio-Caricetea) wie das Sumpf-Veilchen (Viola palustris) (unten).
Das Salicetum auritae ist im Bereich der Moore in den höheren Lagen des Rheinischen Schiefergebietes verbreitet. In niederen Lagen wird es meist von den folgenden Gesellschaften ersetzt.
Oben: Vor allem das Grau-Weiden-Gebüsch (Salicetum cinereae) ist das typische Pendant zum Öhrchen-Weiden-Gebüsch in der Ebene. Neben der charakteristischen Grau-Weide (Salix cinerea) ist es oft durch etwas nährstoffliebendere Begleiter, z.B. Röhricht-Arten (Kl. Phragmiti-Magnocaricetea), gekennzeichnet.
Unten: Am Niederrhein bildet der Gagelstrauch (Myrica gale) Gebüsche, die als dem Weidengebüsch vorgeschaltetes Sukzessionsstadium aufgefasst werden können. Die Assoziation heißt Myricetum gale.
Die bitteren Blätter des Gagelstrauchs wurden früher übrigens lokal statt Hopfen zum Würzen des Biers verwendet.
Die Moor-Birke (Betula pubescens i.w.S.) kommt als Begleiter regelmäßig in den Weidengebüschen vor. Wälder mit dominierender Moor-Birke und Zwergsträuchern der Gattung Vaccinium (Heidelbeere, Preiselbeere u.a.), z.B. das Vaccinio uliginosi-Betuletum, gehören aber nicht hierhin sondern in die Klasse Vaccinio-Piceetea.