Allgemeines
 

Sarothamnetum

Auf kalkfreien Böden im subatlantischen Klima bildet der Besenginster (Cytisus scoparius, = Sarothamnus scoparius) ausgedehnte Gebüsche. Dabei handelt es sich meist um Sukzessionsstadien, sei es auf Kahlschlägen bzw. Windbruchflächen, sei es als Folgevegetation nicht mehr bewirtschafteter Magerweiden und -rasen. Auf solchen Flächen wird die Gesellschaft durch Brand gefördert. Außerdem besiedelt der Besenginster auch Schieferfelsen und anderes kalkfreies Gestein.

Sarothamnetum

Das Besenginster-Gebüsch ist eine Ausstrahlung der südwesteuropäischen Ginstergebüsche der Klasse Cytisetea scoparii-striati. Als einzige Art dieses Vegetationstyps ist der Besenginster bis nach Mitteleuropa vorgedrungen. Dies macht die Zuordnung zu einem heimischen Vegetationskomplex sehr schwierig. So wurde die Gesellschaft 1929 von MALCUIT als "Cytiso-Callunetum" beschrieben und daraus eine Verbindung zu den Besenheiden (Kl. Nardo-Callunetea) abgeleitet. Da die Belegtabellen bei MALCUIT reine Besenheiden (Calluna-Zwergstrauchheiden) mit Besenginstergebüschen vermischen, drehte OBERDORFER 1979 den Namen in "Calluno-Sarothamnetum", um den Begleitcharakter der Nardo-Callunetea-Arten herauszustellen, wobei er sich dabei nur auf ausgewählte Tabellen der Erstbeschreibung bezog. Gleichzeitig ordnete er die Gesellschaft den Strauchgesellschaften der Ordnung Prunetalia (Kl. Querco-Fagetea) zu. In der aktuellen Exkursionsflora von OBERDORFER (2001) ist nur noch von "Sarothamnetum (Malc 29) Oberd. 79" die Rede. Dagegen grenzt WEBER (1998: Synopsis der Pflanzengesellschaften Deutschlands 4) Vorkommen im Kontext von Zwergstrauchheiden und Felsstandorten aus und stellt das so definierte Besenginstergebüsch als "Rubo plicati-Sarothamnetum Weber 1987" mit anderen Brombeergebüschen und den Weidengebüschen der Moore in eine eigene Klasse Franguletea.
 

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Charakterarten
 

Cytisus scoparius
 
Orobanche rapum-genistae
Besonders bei großflächigen Vorkommen ist die Besenginsterblüte (oben) ein beeindruckendes Schauspiel, was sich in volkstümlichen Namen wie "Eifelgold" niedergeschlagen hat. Neben dem Besenginster (Cytisus scoparius) selbst gilt nur noch der Ginsterwürger (Orobanche rapum-genistae) (links) als Assoziationscharakterart. Diese Sommerwurz-Art schmarotzt auf den Wurzeln des Besenginsters (sehr selten auch anderer strauchiger Schmetterlingsblüter). Deshalb kommt die Art nie ohne den Besenginster vor, so dass ihr praktischer Wert als Kennart begrenzt ist.

 
Lonicera periclymenum

Das Wald-Geißblatt (Lonicera periclymenum) kommt im Zusammenhang mit Eichen- und Buchenwäldern auf mageren, sauren Böden vor. OBERDORFER stuft sie als Verbandskennart ein, WEBER (s.o.)  als Differentialart des Unterverbands Frangulo-Rubenion (dort als Verband Lonicero-Rubion geführt).
Im Besenginstergebüsch findet man immer auch Brombeeren. Über deren pflanzensoziologische Wertigkeit gehen die Auffassungen der beiden Autoren noch weiter auseinander, so dass ich hier schon allein aus Platzgründen nicht näher darauf eingehen möchte.

Als Beispiel für eine relativ leicht erkennbare Brombeerart ist rechts die Eingeschnittene Brombeere (Rubus scissus) abgebildet. Sie gehört zu den wenigen Arten, die an gut entwickelten Schößlingen siebenteilig gefiederte Blätter hervorbringen

 

Rubus scissus

 
Teucrium scorodonia
 
Zumindest im Rheinland gehören der Salbei-Gamander (Teucrium scorodonia) (oben) und die Büschel-Nelke (Dianthus armeria) (rechts) zu den typischen Begleitern. Allerdings ist die Büschel-Nelke wesentlich seltener als der überall vorkommende Salbei-Gamander. OBERDORFER stuft beide als Differentialarten des Verbandes ein.
Dianthus armeria

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Vorkommen
 

Im Prinzip ist das Besenginstergebüsch vom Flachland bis ins Mittelgebirge auf passenden Böden verbreitet. Aufgrund der Intensivierung der Landwirtschaft und der allgemeinen Verstädterung des Siedlungsraums findet man gut entwickelte Bestände heute vor allem im Mittelgebirge. So ist der Besenginster für die kalkfreien Teile der Eifel geradezu zur Symbolpflanze geworden, mit der auch in Fremdenverkehrsprospekten geworben wird.
 

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Ähnliche Gesellschaften
 

Cytisus striatus-Ges.
 
Gelegentlich verwildern weitere, südwesteuropäisch verbreitete Ginsterarten der Gattung Cytisus an Straßen- und Eisenbahnböschungen, besonders auf Felsen. Das Bild oben zeigt einen solchen Hang in Aachen-Eilendorf. Die weiß blühenden Sträucher gehören zum Vielblütigen Ginster (Cytisus multiflorus). Bei den gelb blühenden Büschen handelt es sich nur zum geringeren Teil um den heimischen Besenginster, sondern zum größeren Teil um den Gestreiften Ginster (Cytisus striatus), den man u.a. an den auf der ganzen Fläche behaarten Hülsen erkennen kann (rechts). Diese von mir provisorisch als Cytisus striatus-Gesellschaft bezeichnete Ginsterheide vermittelt einen Eindruck der (sub)mediterranen Klasse Cytisetea scoparii-striati. Das Bild stammt übrigens aus dem Jahr 1989. Inzwischen ist das Gebüsch dichter geworden. Cytisus striatus konnte sich bisher behaupten; Cytisus multiflorus scheint wieder verschwunden zu sein.
Cytisus striatus

 
Rubus gratus
Auf (wechsel)feuchten Böden wird das Sarothamnetum durch Brombeergebüsche des Unterverbands Frangulo-Rubenion (Faulbaum-Brombeer-Gebüsche; bei WEBER: Verband Lonicero-Rubion) ersetzt. Während WEBER hier mehrere Gesellschaften unterscheidet, u.a. die Gesellschaft der Angenehmen Brombeere (Rubus gratus, links), das Rubetum grati, fasst diese OBERDORFER nur als geografische Rassen eines umfassenden Frangulo-Rubetum plicati (Faulbaum-Faltenbrombeeren-Ges.) auf. 

Letzteres erscheint mir sinnvoller und praktikabler, zumal die bei WEBER aufgestellten Gesellschaften fast alle nur durch Aufnahmen aus Schleswig-Holstein, Niedersachsen und Westfalen belegt sind. Wie weit sich die Ergebnisse auch auf die übrigen Teile Deutschlands übertragen lassen, erscheint mir nicht ausreichend geklärt.

 
Rubus vestitus
 
 
In analoger Weise fasst OBERDORFER alle beschriebenen anspruchsvolleren, besonders die wärmeliebenderen Brombeer-Gesellschaften in einer einzigen Gesellschaft Rubo-Prunetum (Brombeer-Schlehen-Gebüsch) zusammen, die den bisher besprochenen Gebüschen als Unterverband Rubo-Prunenion gegenübergestellt werden. Kennart ist z.B. die Bekleidete Brombeere (Rubus vestitus) (oben), die bei WEBER als Charakterart einer eigenen Gesellschaft, des Pruno-Rubetum vestiti, gilt.
 

Hier anzuschließen sind Verwilderungen der Armenischen Brombeere (Rubus armeniacus) (rechts), die als Rubus armeniacus-Gesellschaft bezeichnet werden. In der Sorte "Theodor Reimers" gehört die Art zu den am häufigsten kultivierten Garten-Brombeeren. Aus der Kultur ist sie vor allem in Städten und Ballungsräumen heute massenhaft verwildert. Das Foto rechts stammt allerdings von einer Weinbergsbrache.Die außerordentlich kräftige Pflanze aus der Gruppe der Discolores (mit weißfilzigen Blattunterseiten) ist allenfalls mit der Frühen Brombeere (Rubus praecox) verwechselbar, von der sie sich durch die blassrosa Blüten und die rotfüßigen Stacheln unterscheidet.

Rubus armeniacus

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Joachim Schmitz,  13. VII. 2012
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