Schmitzens Botanikseite
Rheinische Pflanzengesellschaften
Acker-Ziest-GesellschaftSetario-Stachyetum arvensis Verband: Polygono-Chenpodion
Ordnung: Polygono-Chenopodietalia albi
Klasse: Chenopodietea
(Stellarietea mediae p.p.)
- Allgemeines
- Charakterarten
- Vorkommen
- Ähnliche Gesellschaften
Die Hackwildkrautgesellschaften des Verbands Polygono-Chenopodion bevorzugen kalkarme bis kalkfreie Sand- und Lehmböden, die entsprechend mehr oder weniger sauer sind. Damit korrespondieren sie mit den Wildkrautgesellschaften von Getreideäckern des Verbands Aperion, mit denen sie sich in der traditionellen Dreifelderwirtschaft regelmäßig abwechselten. Den Ackergesellschaften des Sommer- und Wintergetreides folgte dabei eine Hackfruchtkultur, z.B. Kartoffeln oder Rüben, mit den typischen Wildkräutern.
Die Gesellschaft des Acker-Ziests, das Setario-Stachyetum arvensis, bevorzugt Mittelgebirgslagen im subatlantischen Klimabereich. Die Böden können ziemlich sauer sein. Deshalb findet man im Übergang zum Flachland auch wärmeliebendere Sandpflanzen wie Hühnerhirse (Echinochloa crus-galli) oder Borstenhirse (Setaria-Arten) in dieser Gesellschaft. Eine solche Ausprägung lag der Erstbeschreibung zu Grunde. Dadurch kam es zum Namen Setario-Stachyetum arvensis.
Neben dem namengebenden Acker-Ziest (Stachys arvensis) (oben) gilt auch das Acker-Löwenmäulchen (Misopates orontium) (links) zu den Kennarten der Assoziation.
Wie oben erwähnt, entspricht die Gesellschaft in ihren Ansprüchen den Windhalm-Getreideäckern (Verband Aperion). Deshalb finden sich regelmäßig Aperion-Arten als Begleiter, die als Verbandsdifferentialarten gewertet werden können. Die folgenden drei Arten gehören hierzu. Rechts: Hederich (Raphanus raphanistrum) mit der charakteristischen Gliederschote, d.h. bei diesem Kreuzblütler zerfällt die Schotenfrucht bei der Reife der Länge nach in einzelne Glieder, die jeweils 1 Samen enthalten.
Auch der Acker-Knäuel (Scleranthus annuus) (oben) und die Acker-Hundskamille (Anthemis arvensis) (rechts) kommen sowohl auf Getreide- wie Hackfruchtäckern vor.
Links: Die Stengelumfassende Taubnessel (Lamium amplexicaule) ist ein Beispiel für eine Ordnungscharakterart.
Der Gewöhnliche Reiherschnabel (Erodium cicutarium) wächst in Sand- und Felsrasen (Klasse Sedo-Scleranthetea), besonders in Störungszuständen wie an Wegrändern. Von hier dringt er auch in Äcker ein. In diesem Zusammenhang gilt er dann als Differentialart der Ordnung. Das Setario-Stachyetum arvensis war aufgrund seiner Standortansprüche schon immer relativ selten. Auch wenn Hackfruchtäcker nicht so stark betroffen sind wie Getreidefelder, hat die Intensivierung der Landwirtschaft die Gesellschaft weiter zurückgedrängt. Heute dürfte die Gesellschaft nur noch sehr zerstreut über sandig verwitternden Gesteinen im Rheinischen Schiefergebirge vorkommen.
Ausgesprochen atlantisch ist dasVerbreitungsgebiet der Saat-Wucherblume (Chrysanthemum segetum) (links). Die von ihr geprägte Gesellschaft ist das Spergulo-Chrysanthemetum segetum. Nach meinen Erfahrungen ist es gar nicht untypisch, dass es an einem Getreidefeld vorkommt.Umgekehrt bevorzugt der Acker-Krummhals (Anchusa arvensis ssp. arvensis) (oben) kontinentaleres Klima und ist auch etwas wärmeliebender. Nach dem Synonym Lycopsis arvensis heißt die Gesellschaft Lycopsietum arvensis.
Acker-Ziest und Acker-Krummhals können -wenn auch untergeordnet- im Spergulo-Chrysanthemetum vorhanden sein. Deshalb werden alle drei Gesellschaften von manchen Autoren nur als Varianten einer einzigen Assoziation aufgefasst. Ich habe die Charakterarten jedenfalls immer nur einzeln gefunden, was natürlich auch daran liegen kann, dass sie heute alle ziemlich selten geworden sind.
Deutlich lehmigere oder gar tonige Böden, die leicht verdichtet werden und ziemlich wechselfeucht sein können, bevorzugt die Gänsefuß-Sauerklee-Gesellschaft (Chenopodio-Oxalidetum fontanae). Die Gesellschaft ist sehr häufig, zumal Ackerböden durch die schweren Landmaschinen heute immer stärker verdichtet werden. Charakterarten sind der Steife Sauerklee (Oxalis stricta, = O. fontana) (oben) und das Knäuel-Hornkraut (Cerastium glomeratum) (rechts). Typisch ist außerdem der hohe Anteil von Gänsefuß-Arten. Bezeichnend ist vor allem der Vielsamige Gänsefuß (Chenopodium polyspermum).
In warmen Tieflagen nehmen Gräser aus der Hirse-Verwandtschaft wie z.B. die Hühnerhirse (Echinochloa crus-galli) (unten) überhand. Diese Vergesellschaftungen werden in einem eigenen Unterverband Digitario-Setarienion gefasst. Bisher beschrieben wurden eine Borstenhirse-Knopfkraut-Gesellschaft (Setario-Galinsogetum parviflorae) mit dem Kleinblütigen Knopfkraut (Galinsoga parviflora) (rechts) als Charakterart und eine Gesellschaft des Faden-Fingergrases (Digitarietum ischaemi). Meist findet man aber nur relativ unspezifische Artenkombinationen, die man nicht genauer einordnen kann. In dem Beispiel oben sind u.a. Blut-Fingergras (Digitaria sanguinalis) und zurückgekrümmter Fuchsschwanz (Amaranthus retroflexus) (vorne rechts) zu erkennen.
Wie man an einigen Beispielen sehen konnte, ist der Unterschied von Hackfrucht- und Getreideäckern oft nicht so groß wie die Aufteilung in zwei Klassen vermuten lassen würde. Mit zunehmender Höhe nimmt der Anteil charakteristischer Trennarten ab. In den höchsten Mittelgebirgslagen findet man in Äckern jeder Art nur noch eine Rumpf-Gesellschaft, die nach dem Gewöhnlichen Hohlzahn (Galeopsis tetrahit) und dem Acker-Spark (Spergula arvensis) Galeopsio-Sperguletum arvensis genannt wird.