Schmitzens Botanikseite
Rheinische Pflanzengesellschaften
Torfmoos-Erlen-BruchwaldSphagno-Alnetum glutinosae Verband: Alnion glutinosae
Ordnung: Alnetalia glutinosae
Klasse: Alnetea glutinosae- Allgemeines
- Charakterarten
- Vorkommen
- Ähnliche Gesellschaften
Sphagno-Alnetum im Vichttal bei Roetgen (Nordeifel) Bruchwälder unterscheiden sich von Auwäldern dadurch, dass ihr Wurzelbereich unter der Grundwasserlinie liegt, sie also mehr oder weniger ständig durchfeuchtet sind, während Auwälder etwas über dem Grundwasser stehen und nur einmal im Jahr oder wenig öfter überschwemmt werden. Deswegen ist der Boden in Bruchwäldern auch sehr viel nährstoffärmer und saurer als in Auwäldern.
Die Benennung der Bruchwälder nach der Rot-Erle (Alnus glutinosa) ist nicht besonders glücklich, da die Rot-Erle auch in Auwäldern und anderen Waldtypen reichlich vertreten ist, wenn nur der Wassergehalt groß genug ist.
Bruchwälder sind Beispiele für sogenannte azonale Vegetationstypen. Das sind Pflanzengesellschaften, die an mehr oder weniger extreme Standortbedingungen angepasst sind. Diese Standortbedingungen sind so prägend, dass klimatische Unterschiede dagegen kaum eine Rolle spielen und man die gleichen Pflanzen über weite geographische Bereiche wiederfindet. So unterscheidet man in Mitteleuropa nur zwei Bruchwald-Gesellschaften, von denen das Sphagno-Alnetum (= Carici laevigatae-Alnetum) typisch für den äußersten Westen des Rheinlands ist.
Das Sphagno-Alnetum ist besonders durch Arten mit atlantischer Verbreitung geprägt wie die Glatte Segge (Carex laevigata) (links). Die Art ist nicht gerade besonders aufffällig; zumindest nach den formalen Bestimmungsmerkmalen ist sie leicht mit der Wald-Segge (Carex sylvatica) zu verwechseln, von der sie sich u.a. durch die breiteren Blätter und das ausgeprägte Blatthäutchen unterscheidet.
Die Glatte Segge kommt nur im äußersten Westen des Gebiets vor. Angaben von rechtsrheinischen Vorkommen sind in Zweifel zu ziehen.
Nicht ganz so streng atlantisch verbreitet ist der Königsfarn (Osmunda regalis). Bei diesem altertümlichen Farn stehen die sporentragenden Abschnitte der Wedel am Ende.
Das Kleine Helmkraut (Scutellaria minor) (links) kommt auch in anderen Vegetationstypen vor. Wegen der subatlantischen Verbreitung ist es aber eine scharfe Trennart, die das Sphagno-Alnetum eindeutig vom kontinentaleren Carici elongatae-Alnetum (s.u.) trennt.
Ähnliches gilt für das Graue Reitgras (Calamagrostis canescens, unten).
In den nassen Torfmoos-Polstern kann man mit etwas Glück auch einen kleinen Pilz finden, der trotz seiner Kleinheit wegen des leuchtend gelben Fruchtkörpers auffällt. Es handelt sich um den Sumpf-Haubenpilz (Mitrula paludosa). Bisher habe ich diesen seltenen Pilz immer nur auf Torfmoos in der Nähe von Carex laevigata (Glatte Segge) gefunden, so dass ich diesen Pilz hier auch als typisch für das Sphagno-Alnetum vorstelle.
Als ausgesprochen atlantische Gesellschaft konzentrieren sich die Vorkommen auf die Grenzgebiete zu Holland und Belgien. Wie weit die Gesellschaft nach Osten ausgreift, ist nicht klar. Vermutlich stellt der Rhein die Ostgrenze dar, was nicht ausschließt, dass einzelne Vorkommen auch darüber hinaus gehen können. In der "Roten Liste der Pflanzengesellschaften in NRW" ist eine Aufnahme aus dem Ebbegebirge, also weit östlich des Rheins, dieser Gesellschaft zugeschlagen, die keine engere Charakterart aufweist. Diese Zuordnung ist deshalb stark in Zweifel zu ziehen. Dass dies am zitierten Ort ausgerechnet als beispielhafte Artenliste angeführt wird, ist schon ein bisschen peinlich.
Wie alle Feuchtbiotope sind auch Bruchwälder von Trockenlegung und Nährstoffanreicherung gefährdet. So sind die Bestände bereits stark zurück gegangen. Die wenigen Reste sind überwiegend in Naturschutzgebieten gesichert. Beispielhafte Vorkommen gibt es am Niederrhein, z.B. im Schwalm-Nette-Gebiet, oder am nördlichen Eifelfuß.
Nach Osten wird das Sphagno-Alnetum durch den Walzen-Seggen-Bruchwald (Carici elongatae-Alnetum glutinosae) abgelöst. Das Foto oben wurde bei Stolberg (Rheinland) gemacht.
Die oben genannten, atlantisch verbreiteten Arten fallen hier aus, dafür gewinnt die Walzen-Segge (Carex elongata) (links) die Vorherrschaft.
In ihrer floristischen Zusammensetzung sind Weiden- und Birken-Gebüsche auf Moorböden den Bruchwäldern ähnlich, weshalb sie bei OBERDORFER zur selben Klasse Alnetea gezählt werden. Andere Autoren stellen diese zusammen mit Brombeergebüschen in eine eigene Klasse Franguletea.
Als Beispiel ist unten das Öhrchen-Weiden-Gebüsch (Salicetum auritae) abgebildet. Die Öhrchen-Weide (Salix aurita) ist typisch für trocken gefallene Moorböden in Mittelgebirgslagen. Sie ist schon von weitem an der charakteristischen Wuchsform zu erkennen, die einem bayrischen Germknödel ähnelt.
Öhrchenweiden-Gebüsch (Salicetum auritae) im Mürmes, eienm verlandeten See in der Südeifel.