Allgemeines
 

Allio-Stipetum capillatae

Frühjahrsaspekt des Allio-Stipetums im Mainzer Sand

Die kontinentalen Steppenrasen der Ordnung Festucetalia valesiacae sind eine Ausstrahlung südosteuropäischer Steppen. Sie sind zwar sehr wärmeliebend, ertragen aber auch erhebliche Temperaturschwankungen.

Dementsprechend ist die Pfriemengrasflur auf wenige isolierte Standorte wie südexponierte Felsköpfe und Sandböden im äußersten Süden des Rheinlands beschränkt. Hier handelt es sich um eine natürliche Dauervegetation, da die Sommertrockenheit eine Sukzession verhindert. Die Böden sind aber humusreicher als bei den reinen Fels- und Sandrasen der Klasse Sedo-Scleranthetea. Auch werden sehr saure Böden gemieden, das Grundgestein ist kalk- oder sonstwie basenreich (z.B. vulkanische Gesteine).

Das Allio-Stipetum capillatae ist 1974 von KORNECK aufgestellt worden. Von anderen Autoren wird es heute als regionale Variante eines weiter verbreiteten, umfassenden Stipetum capillatae aufgefasst.
 

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Charakterarten
 
 
Stipa capillata
Das Pfriemengras (Stipa capillata), in Staudengärtnereien auch als "Mädchenhaargras" oder "Engelshaar" verkauft, unterscheidet sich von den übrigen Arten der Gattung durch die relativ kurzen, einfachen, nicht fiederig verzweigten Grannen.

Für Pflanzen trocken-warmer Standorte blüht es ungewöhnlich spät im Hochsommer. Daran kann man erkennen, dass es nicht aus dem Mittelmeerraum kommt, wo der Hochsommer die Phase der Vegetationsruhe ist, sondern aus Gegenden stammt, wo der lange Winter von einem kurzen, aber sehr warmen Sommer abgelöst wird. Der "Jahrhundertsommer" 2003 war aber selbst für diese Spezialisten zuviel. Wie man links sehen kann, war im August nur noch gelbes Stroh anzutreffen.
 
 

 
Eine weitere, aber noch viel seltenere Charakterart der Assoziation ist die Steppen-Segge (Carex supina). Die Blätter sind schmal bis borstlich; die breiten Blätter im Vordergrund gehören zu einer anderen Art.
Carex supina
 
Stipa pennata Weitere Arten der Gattung Stipa treten als Verbandscharakterarten auf. 

Relativ verbreitet ist das Grauscheidige Federgras (Stipa pennata, syn. S. joannis) (links), das auch in andere Festuco-Brometea-Gesellschaften ausgreift.

Extrem selten ist das Große Federgras (Stipa pulcherrima) (unten), das mit bis zu 50cm die längsten Grannen der Federgras-Arten des Gebiets hat

Stipa pulcherrima

 
Ebenfalls als Verbandskennart gilt der Pferde-Bergfenchel (Seseli hippomarathrum), der durch seine verwachsenen Hüllchen (die grünen Tragblättchen unter den Döldchen) unverwechselbar ist.
Seseli hippomarathrum
 
Potentilla incana
 
 
Zu den Ordnungscharakterarten zählen das Sand-Fingerkraut (Potentilla incana, syn. P. arenaria) (oben) und die Steppen-Wolfsmilch (Euphorbia seguieriana) (rechts). Wegen ihrer geringeren ökologischen Spezialisierung greifen sie auch in andere Vegetationstypen trockener Standorte über und sind deshalb wesentlich häufiger als die strengen Charakterarten.
Euphorbia seguieriana
 
Die zottige Fahnenwicke (Oxytropis pilosa) erreicht im Nahegebiet die äußerste Westgrenze ihres Areals. Überregional gilt sie als Ordnungscharakterart.
Oxytropis pilosa

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Vorkommen
 

Im Rheinland kommt das Allio-Stipetum capillatae nur in Rheinhessen (z.B. im Mainzer Sand) und auf ein paar Felshängen im Nahegebiet vor.
 

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Ähnliche Gesellschaften
 

Stipetum stenophyllae
 
 
Adonis vernalis
Der Verband Cirsio-Brachypodion leitet zu den Trespenrasen (Ordnung Brometalia) über und ist damit nicht ganz so streng an kontinentales Klima gebunden. Die Wuchsorte sind auch nicht immer stabil, sondern z.T. von Sukzession bedroht. Aber auch hier sind die Chartakterarten kontinental verbreitete Arten, die im Rheinland die Westgrenze ihrer Verbreitung erreichen.

Oben: Das Rossschweif-Federgras (Stipa tirsa, syn. S. stenophylla) kommt nur an wenigen Felsköpfen im Nahetal vor und begründet eine eigene Gesellschaft, das Stipetum stenophyllae. Auf dem Bild ist auch der Kugelkopf-Lauch (Allium sphaerocephalon) zu erkennen, der bei der Benennung des Allio-Stipetum Pate gestanden hat, wie man hier sieht, aber auch in vielen anderen Festuco-Brometea-Gesellschaften vorkommt.

Links: Das Frühlings-Adonisröschen (Adonis vernalis) ist Charakterart des Adonido-Brachypodietum pinnati (Adonisröschen-Fiederzwenken-Rasen). Im Rheinland (im Sinne der preußischen Rheinprovinz) kommt die Art und die Gesellschaft nur in den Sandgebieten um Mainz vor.

Neuerdings werden beide Gesellschaften in einem umfassenden Adonido-Brachypodietum zusammengefasst.

 
Das subatlantisch-submediterrane Pendant zu den Federgras-Steppen ist das Xerobrometum, das zumindest im Rheinland einziger Vertreter des Verbands Xerobromion ist und deshalb auch Rheinischer Trockenrasen genannt wird. Die Existenzberechtigung dieser Gesellschaft ist allerdings umstritten, da viele Charakterarten auch in trocken-felsigen Varianten anderer Gesellschaften, besonders der Trespenrasen (Ordn. Brometalia) vorkommen. Deshalb gilt auch nur der Faserschirm (Trinia glauca) (rechts) als strenge Charakterart der Gesellschaft.
Trinia glauca

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Joachim Schmitz,  3. VII. 2004
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