Allgemeines
 
 
Urico-Aegopodietum
Der Brennnessel-Giersch-Saum ist eine klassische Zentralassoziation. Staudenfluren des Verbands Aegopodion besiedeln Wegränder und Säume in halbschattiger Lage auf etwas lehmigen, nicht zu trockenen, nährstoffreichen Böden. Aegopodion-Gesellschaften mit speziellen Charakterarten sind sehr viel seltener als das nur durch Verbandskennarten ausgezeichnete Urtico-Aegopodietum. Brennnessel und/oder Giersch sind fast immer vertreten, müssen aber nicht unbedingt dominieren wie im links abgebildeten Beispiel.

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Charakterarten
 

Lamium maculatum
 
 
Wiegesagt enthält das Urtico-Aegopodietum nur Verbandscharakterarten. Dazu gehört neben dem namengebenden Giersch (Aegopodium podagraria) (rechts) auch die Gefleckte Taubnessel (Lamium maculatum) (oben). In der Abbildung sind neben den typischen Exemplaren auch Albinos zu sehen. Von der ähnlichen weißen Taubnessel (Lamium album) unterscheiden sich die Albinos durch das Fehlen jeglicher Zeichnung der Blüten.
Aegopodium podagraria

 
Cruciata laevipes
Nicht unbedingt selten, aber doch lange nicht so häufig wie die übrigen Verbandscharakterarten ist das Gewöhnliche Kreuzlabkraut (Cruciata laevipes). 

Dominanzbestände dieser Art wurden auch als eigene Gesellschaft (Urtico-Cruciatetum) beschrieben. Da dieser Gesellschaft aber eigene Assoziationscharakterarten fehlen, erscheint es mir nicht sinnvoll, neben dem Urtico-Aegopodietum noch eine zweite Verbandsgesellschaft aufzumachen.

 
Die Rote Lichtnelke (Silene dioica) gedeiht in Staudenfluren, in damit in Kontakt stehenden Waldgesellschaften und in höheren Lagen auch in Wiesen. Im Rahmen der Staudenfluren der Kl. Artemisietea gilt sie als Verbandsdifferentialart des Aegopodion.

Die systematische Einordnung der Art war schon immer umstritten, weshalb man in der Literatur ziemlich viel Synonyme antrifft. Z.B. wird sie auch als Melandrium sylvestre oder Melandrium rubrum bezeichnet.

Silene dioica
 
Glechoma hederacea

Der Gundermann (Glechoma hederacea) (oben) hat der Ordnung Glechometalia den Namen gegeben. Dementsprechend findet man ihn außer in Aegopodion-Gesellschaften auch in den etwas stärker beschatteten Gesellschaften des Verbands Alliarion.

 
Veronica hederifolia ssp. lucorum
Das Gleiche gilt für eine als Unterart eingestufte Form des Efeublättrigen Ehrenpreises (Veronica hederifolia ssp. lucorum). In manchen Floren wird diese auch als eigene Art aufgefasst und dann als Veronica sublobata bezeichnet. 

Die Blätter sind schmaler und weniger geteilt als bei der Typusform. Noch auffälliger ist allerdings der ökologische Unterschied: Während die ssp. lucorum an Wegböschungen, Waldrändern udgl. vorkommt, findet man die ssp. hederifolia nur auf Äckern.

 
Als schwache Ordnungskennart gilt auch noch der Wiesen-Bärenklau (Heracleum sphondylium ssp. sphondylium). 
Heracleum sphondyleum

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Vorkommen
 

Das Urtico-Aegopodietum ist eine der häufigsten Gesellschaften überhaupt. Neben der Intensivierung der Landwirtschaft bewirken auch die Immissionen aus Autoabgasen, dass die Böden bei uns immer nährstoffreicher werden. Deshalb dehnt sich die Gesellschaft noch weiter aus zum Nachteil düngerfeindlicher, konkurrenzschwacher Pflanzengesellschaften.
 

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Ähnliche Gesellschaften
 

Sambucetum ebuli

Als submediterrane Ausstrahlung findet man den Zwerg-Holunder (Sambucus ebulus) auf mehr oder weniger frischen, basen- und nährstoffreichen Böden in wärmebegünstigter Lage. Zwischen den starkwüchsigen Trieben des Zwerg-Holunders sind die typischen Aegopodion-Arten nur gering vertreten. Neben Waldrändern  bzw. Waldwegen werden auch offene Biotope, z.B. Brachen in Steinbrüchen, angenommen.

 
Chaerophylletum bulbosi

Weitere Gesellschsften des Verbands sind durch verschiedene Kälberkropf-Arten gekennzeichnet. Zwei davon kommen auch im Rheinland vor. Der wärmeliebende Gold-Kälberkropf (Chaerophyllum aureum) tritt sehr zerstreut an der Mosel und am südlichen Mittelrhein auf. Die entsprechende Gesellschaft heißt Chaerophylletum aurei. Sehr viel häufiger ist die Gesellschaft des Knolligen Kälberkropfes (Chaerophyllum bulbosum), das Chaerophylletum bulbosi (Abb. oben), das am ganzen Rhein verbreitet ist.

Im Gegensatz zu den übrigen Gesellschaften sind das Chaerophylletum bulbosi und die Pestwurzflur (Phalarido-Petasitetum hybridi) an die Nähe von Gewässern gebunden. Beide Gesellschaften werden ausführlich in einem eigenen Artikel beschrieben.

 


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Joachim Schmitz,  3. X. 2004
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