Allgemeines
 
 
Viscario-Festucetum heteropachyos
Pommerer Mart (Mosel)
Das Viscario-Festucetum ist eine natürliche Dauergesellschaft auf kalk-, aber nicht ganz basenfreien Böden. Die Bodenreaktion reicht deshalb von mäßig sauer bis neutral. Die Gesellschaft kommt auf Schiefergestein und vulkanischem Untergrund mit geringer Bodenentwicklung vor, so dass es dort für größere Holzgewächse zu trocken ist. 

Auf Schieferfelsen, z.B. an der Mosel (Abb. links), ist die Gesellschaft entsprechend der Struktur der Felsen mosaikartig mit Sedo-Scleranthetea-Gesellschaften verzahnt. Auf vulkanischem Untergrund (Abb. unten) ist die Gesellschaft flächenhaft ausgebildet, wobei hier die natürlichen Vorkommen wohl durch extensive Beweidung ausgedehnt worden sind.

Das Pendant auf mehr oder weniger kalkhaltigen Böden sind die Gesellschaften des Verbands Xerobromion. 

 
Viscario-Festucetum heteropachyos
                                                      Rheinhessische Schweiz
 

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Charakterarten
 
 
Festuca heteropachys
Die Koeleria- und Phleum phleoides-reichen Felsrasen auf Silikatgestein sind im Rheinland durch den Derben Schaf-Schwingel (Festuca heteropachys) charakterisiert, der deshalb mindestens regional als Kennart der Assoziation gelten kann.

In Bestimmungsbüchern wird als Erkennungsmerkmal die stark unterschiedliche Dicke der Blätter eines Triebes angegeben. Nach meinen Erfahrungen fällt dies im Gelände (zumindest zur Blütezeit) nicht besonders ins Auge. Auffällig sind allerdings die besondes derben Blätter, die bis 2mm Durchmesser erreichen können und damit viel dicker sind als bei allen anderen Schaf-Schwingel-Arten der Region.

 
Die zweite Charakterart ist das Holunder-Knabenkraut (Dactylorhiza sambucina). Diese Orchideenart besiedelt im Rahmen ihres gesamten Verbreitungsgebiets, das z.B. auch bis in mittlere Höhenlagen der Alpen reicht, verschiedene Arten von Magerrasen und -weiden. Von den Vogesen bis ins Nahetal kennzeichnet sie das Viscario-Festucetum. An Mittelrhein und Mosel fehlt die Art.
Dactylorhiza sambucina
 
Chamaespartium sagittale
Ein auffälliges Element des Viscario-Festucetums ist der Flügel-Ginster (Chamaespartium sagittale), weshalb KORNECK für die Gesellschaft den Namen Genistello-Phleetum phleoidis geprägt hat, der heute als Synonym eingestuft wird. Der Flügel-Ginster kommt auch in vielen anderen säureliebenden Magervegetationen vor; innerhalb der Trockenrasen ist er besonders typisch für das Viscario-Festucetum, so dass er als Differentialart der Assoziation gewertet werden kann. 
 
Koeleria pyramidata
Phleum phleoides
Weitere charakteristische Gräser sind das Pyramiden-Schillergras (Koeleria pyramidata) (links) und das Steppen-Lieschgras (Phleum phleoides) (rechts).
Das Pyramiden-Schillergras ist zwar Ordnungscharakterart, bevorzugt aber Kalkböden und ist deshalb im Viscario-Festucetum nicht so stark vertreten. Das sehr ähnliche Zierliche Schillergras (Koeleria macrantha) ist "nur" Klassenkennart, liebt aber eher saure Böden und ist deshalb im Viscario-Festucetum besser vertreten. Das Gleiche gilt für das oben rechts abgebildete Steppen-Lieschgras.
 
Veronica spicata Klassencharakterarten sind auch der Ährige Ehrenpreis (Veronica spicata, = Pseudolysimachion spicatum) (links unten) und der Aufrechte Ziest (Stachys recta) (rechts unten).

Stachys recta

 
Asperula cynanchica

Dem Hügel-Meier (Asperula cynanchica) genügen schon relativ geringe Basenanteile im
Boden. Deshalb kommt er außer auf Kalkböden auch im Viscario-Festucetum vor.

 
Aster linosyris
Schließlich gehört auch die Gold-Aster (Aster linosyris) zu den Klassencharakterarten. Die Art blüht sehr spät, oft noch im September, und unterscheidet sich von den typischen Asternarten durch das Fehlen der Zungenblüten.
 
Das Viscario-Festucetum ist im Prinzip eine subatlantisch getönte Gesellschaft. Aber das Mikroklima ist natürlich viel wärmer und trockener, als es dem Großklima entspricht. Deshalb finden sich auch immer wieder Arten der kontinentalen Steppenrasen aus der Ordnung Festucetalia valesiacae als bezeichnende Begleiter.

Das spektakulärste Beispiel dafür ist das Grauscheidige Federgras (Stipa pennata), das nur an wenigen Stellen im Mosel- und Mittelrheintal vorkommt und erst im Nahegebiet und in Rheinhessen etwas häufiger wird.

Die auffälligen "Federn" dieses Grases sind die Grannen, die bei dieser Art über 25cm lang werden können.

Stipa pennata

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Vorkommen
 

Die nördlichsten Vorkommen befinden sich an der Untermosel zwischen Cochem und Koblenz. Ein weiterer Schwerpunkt liegt im Nahegebiet und der benachbarten Rheinhessischen Schweiz. (Nur hier gibt es Fundorte des Holunder-Knabenkrauts [Dactylorhiza sambucina]). Insgesamt erstreckt sich das Areal der Gesellschaft vom Mittelrhein den ganzen Rhein herunter bis zu den Vogesen.
 

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Ähnliche Gesellschaften
 

Im Rheinland ist das Viscario-Festucetum die einzige Gesellschaft des Verbandes und damit auch kaum verwechselbar. Etwa ab dem Nahetal und südlich davon treten Gesellschaften der Ordnung Festucetalia valesiacae auf, die in der Artengarnitur Parallelen aufweisen, anhand der Charakterarten aber zweifelsfrei vom Viscario Festucetum heteropachyos zu trennen sind.
 

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Joachim Schmitz,  23.X.2002
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