Allgemeines
 
 
Cotoneastro-Amelanchieretum
Das Felsenbirnen-Gebüsch besiedelt sonnenexponierte Felsen. Das Gestein sollte nicht zu sauer sein. Deshalb wächst die Gesellschaft meist auf Kalk, auch auf vulkanischem Gestein, seltener auf Schiefer. Im Gegensatz zu den meisten anderen Gebüschen stellt es eine natürliche Dauervegetation dar. Der flachgründige Felsboden ist von Natur aus baumfrei.
 
 
 
 
 
 
 
 
 

links: Cotoneastro-Amelanchieretum über Gerolstein

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Charakterarten
 
 
Amelanchier ovalis
Die namengebende Felsenbirne (Amelanchier ovalis) gehört zwar auch zu den Apfelartigen (Maloideae, einer Unterfamilie der Rosengewächse), ist aber mit der Kulturbirne nicht näher verwandt. 

Die ähnliche, aus Amerika stammende Kupfer-Felsenbirne (Amelanchier lamarckii) wird sehr häufig zur Sraßenbegrünung angepflanzt, wo sie im Austrieb im Frühjahr und beim Laubfall im Herbst durch die kupferrot gefärbten Blätter auffällt. Sie verwildert allerdings nur selten und findet sich niemals auf Felsböden.

 
Die zweite Kennart der Assoziation ist die Gewöhnliche Zwergmispel (Cotoneaster integerrimus). Auch diese Art gehört zu den Apfelartigen. Die kleinen roten Früchte sehen zwar wie Beeren aus (und werden auch von Vögeln gefressen und verbreitet), sind aber botanisch Apfelfrüchte. Bei flüchtiger Betrachtung kann man die Blüten mit den zusammenneigenden Kronblättern und dem relativ großen, dunkelroten Kelch mit den Früchten verwechseln.

Zahlreiche, zumeist aus Asien stammende Cotoneaster-Arten werden bei uns als Zierpflanzen gehalten. Berüchtigt sind vor allem die niederwüchsigen Arten, die oft in fantasielosen Massenpflanzungen als Bodendecker verwendet werden.

Cotoneaster integerrimus
 
Viburnum lantana
Mit weiteren wärmeliebenderen Gebüschen gehört das Cotoneastro-Amelanchieretum zum Verband Berberidion. Zu den Verbandscharakterarten zählt der Wollige Schneball (Viburnum lantana). Die Art wird sehr oft an Straßen oder in Zierhecken angepflanzt.
 
Berberis vulgaris
 
 
 
  
Rechts: Zu den Verbandskennarten gehören auch mehrere seltenere Rosen-Arten. Als Beispiel ist die Apfel-Rose (Rosa villosa) abgebildet.
Links: Die Berberitze (Berberis vulgaris) hat dem Verband den Namen gegeben. Als Zwischenwirt des Getreiderostes wurde die Berberitze in Gebieten mit Ackerbau systematisch bekämpft. Deshalb ist sie auch heute noch in manchen Gegenden relativ selten.
 
 
Rosa villosa
 
Lonicera xylosteum Die Rote Heckenkirsche (Lonicera xylosteum) ist eigentlich in der Strauchschicht anspruchsvoller Laubwälder zuhause. Sie kommt aber auch in Gebüschen vor und gilt hier als Verbandsdifferentialart.

Die paarweise verwachsenen Fruchtknoten bilden bei der Fruchtreife eine charakteristische Doppelbeere.

 
Wahrscheinlich waren Felsen der ursprüngliche, natürliche Standort des Wacholders (Juniperus communis) im Rheinland. Von hier aus hat er sich wohl im Verlauf des Mittelalters als "Weideunkraut" auf Triften und Heiden ausgebreitet. Noch heute findet man ihn gelegentlich im Felsenbirnen-Gebüsch oder vergleichbaren Stellen. Rechts ist ein Reinbestand auf einem Felsen des Kermeters an der Rurtalsperre abgebildet. 

Da sich der Wacholder sekundär auch auf  andere Gebüschformationen ausgebreitet hat, gilt er als Differentialart der ganzen Ordnung Prunetalia.

Juniperus communis

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Vorkommen
 

Als streng an Felsen gebundene Vegetation kommt das Felsenbirnen-Gebüsch nur im Bereich der Mittelgebirge vor. Da es zudem etwas wärmeliebend ist, konzentrieren sich die Vorkommen auf die Weinbaugebiete wie an Rhein, Mosel, Nahe und Ahr. Abseits der größeren Flusstäler gibt es nur sehr zerstreute Fundorte. Am Nordrand des Verbreitungsgebiets findet man verarmte Ausprägungen, z.B. reine Cotoneaster integerrimus- Gesellschaften in der Rureifel.
 

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Ähnliche Gesellschaften
 

Prunus mahaleb
 
 
Von der Mosel an und weiter südlich wird das Felsenbirnen-Gebüsch vom Felsenkirschen-Gebüsch (Prunetum mahaleb) abgelöst bzw. stärker auf die extremen Felsstandorte zurückgedrängt. Charakterart ist die Felsenkirsche (Prunus mahaleb) (oben). Als Differentialarten treten an der Mosel die Arten des Felsenahorn-Traubeneichen-Walds (Aceri monspessulani-Quercetum petraeae) wie der Französiche Ahorn (Acer monspessulanum) (rechts) und der Buchsbaum (Buxus sempervirens) hinzu. 

Das Prunetum mahaleb bevorzugt etwas tiefgründigere Böden und ist noch wärmeliebender. 

Acer monspessulanum

Die übrigen Gesellschaften des Berberidion-Verbands (in der Regel abseits von Felsstandorten) sind beim Liguster-Gebüsch (Pruno-Ligustretum) besprochen.

 


Prunetum fruticosae
 
 
Prunus fruticosa. Eine weitere Wildkirsche, die manchmal nur kniehohe Zwerg-Kirsche (Prunus fruticosa) begründet eine eigene Gesellschaft, das Prunetum fruticosae. Die strikt kontinental verbreitete Gesellschaft erreicht das Rheinland gerade noch in Rheinhessen. Hier kommt das Zwergkirschen-Gebüsch an der steilen Böschung von Hohlwegen vor (oben). Sonst werden auch Felsen und Weinbergsmauern angenommen.

Dieser Sonderling in der rheinischen Vegetation wird einem eigenen Verband Prunion fruticosae zugeordnet. 

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Joachim Schmitz,  20. X. 2003
Alle Fotos (c) Joachim Schmitz. Alle Rechte vorbehalten
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