Schmitzens Botanikseite
Rheinische Pflanzengesellschaften
Braunseggen-SumpfCaricetum fuscae Verband: Caricion fuscae
Ordnung: Caricetalia fuscae
Klasse: Scheuchzerio-Caricetea fuscae
- Allgemeines
- Charakterarten
- Vorkommen
- Ähnliche Gesellschaften
Braunseggen-Sümpfe sind Flachmoore, die durch sehr saures, aber nicht ganz nährstofffreies Wasser bestimmt werden. Dementsprechend nehmen sie eine Zwischenstellung zwischen den zu den Hochmooren vermittelnden Zwischenmooren (Ordnung Scheuchzeretalia) und den Kalkflachmooren (O. Caricetalia davallianae) ein. Im Gegensatz zu den Kalkflachmooren kommen sie nicht nur auf durch Quellwasser versumpften Böden vor; sie können auch Verlandungsgesellschaften sehr nährstoffarmer Gewässer bilden. Das Bild oben zeigt ein Beispiel aus dem Hohen Venn. Wahrscheinlich durch Luftimmissionen bedingt findet man in den Moortümpeln kaum noch echtes Hochmoor; die zahlreichen Schöpfe des Schmalblättrigen Wollgrases (Eriophorum angustifolium) belegen, dass hier wenigstens ein minimaler Gehalt an Mineralien im Wasser vorhanden sein muss.
Der Name Caricetum fuscae leitet sich von einem ungültigen Synonym ab. Nach der Standardliste der Farn- und Blütenpflanzen Deutschlands (1998) wird die namengebende Braun-Segge korrekt als Carex nigra bezeichnet.
Die Namensgebung der Gesellschaft ist etwas unglücklich, denn die entscheidende Art ist nicht die Braun-Segge sondern die Graue Segge (Carex canescens) (links). Die Art gehört zu den gleichährigen Seggen (Untergattung Vignea), eine einzelne Ähre enthält also sowohl männliche wie weibliche Blüten.
Als Verbandskennarten gelten die Igel-Segge (Carex echinata) (rechts), auch eine gleichährige Segge der Untergattung Vignea, und das Sumpf-Veilchen (Viola palustris) (unten). Das Sumpf-Veilchen ist nicht ganz so lichtbedürftig wie die vorgenannten Seggenarten, deshalb kommt es auch in einigen Kontakt- und Ersatzgsellschaften vor, z.B. in entsprechenden Bruchwäldern.
Die Braun-Segge (Carex nigra, syn. C. fusca) (links) hat der Gesellschaft den Namen gegeben. Als Klassencharakterart kommt sie auch in anderen Kleinseggenrieden vor. Außerdem greift sie auch auf Kontaktgesellschaften, z.B. saure Sumpfwiesen (Verband Calthion und Juncion acutiflori) über. Streng an die Klasse gebunden ist dagegen das Schmälblättrige Wollgras (Eriophorum angustifolium). Unten ist es im blühenden Zustand abgebildet. Zu dieser Zeit haben sich die auffälligen "Wollhaare" noch nicht entwickelt.
Zu den typischen Begleitern zählen Arten, die saure und nicht zu trockene Böden bevorzugen, ansonsten aber keine besonderen Ansprüche stellen und deshalb auch in feuchten Heiden, Borstgrasrasen, mageren Sumpfwiesen u.a.m. vorkommen. Als Beispiele sind links die Hirsen-Segge (Carex panicea) und unten das Gefleckte Kanbenkraut (Dactylorhiza maculata ssp. maculata) abgebildet.
Braunseggen-Sümpfe waren früher im Flachland in Heidemooren und im Mittelgebirge auf kalkfreiem Untergrund relativ verbreitet. Die Intensivierung der Landwirtschaft und die Aufdüngung durch Luftimmissionen haben viele Bestände vernichtet oder in nährstoffliebendere Vegetationstypen umgewandelt. Bezeichnenderweise findet man Braunseggen-Sümpfe heute in der Eifel vor allem in gestörten Hochmoorflächen, wo die Gesellschaft die angestammte Hochmoorvegetation verdrängt, weil die noch konkurrenzschwächer und noch düngerfeindlicher ist. So ist das Caricetum fuscae heute eine ziemlich seltene Gesellschaft, die man noch am ehesten in höheren Mittelgebirgslagen und in Resten in den Heidemooren der Rheinterrasse finden kann.
Im unmittelbaren Kontakt zu Hochmoorflächen, z.B. im Verlandungsbereich von Moortümpeln, findet man Reinbestände des Schmalblättrigen Wollgrases; dies wird als Eriophorum angustifolium-Gesellschaft bezeichnet.
Aus dem Alpenvorland und den höheren süddeutschen Mittelgebirgen wurde das Parnassio-Caricetum, der Herzblatt-Braunseggen-Sumpf, beschrieben, der zwar kalkfreie aber trotzdem basenreiche Standorte besiedelt.. Einzelne Charakterarten kommen zwar auch im Rheinland vor, ob es hier aber auch diese Gesellschaft gibt, ist unsicher.
So gilt die Floh-Segge (Carex pulicaris) (links unten) bei OBERDORFER als Assoziationscharakterart. Die wenigen Vorkommen in der Eifel finden sich praktisch immer in Nachbarschaft zur Davall-Segge, so dass die Vorkommen hier wohl eher zum Caricteum davallianae zu ziehen sind. Das Herzblatt oder Studentenröschen (Parnassia palustris) (rechts oben) kenne ich aus der Eifel nur von wechselfeuchten Ausprägungen von Halbtrockenrasen.
Auch die Grünliche Gelb-Segge (Carex demissa, = C. tumidicarpa) (oben) wird als Charakterart des Parnassio-Caricetum gehandelt. Nach meinen Erfahrungen, die sich hauptsächlich auf Vorkommen in der Eifel gründen, ist die Art bezüglich ihrer Ansprüche an den pH des Bodens relativ vage. Entscheidender scheint mir, dass die Grünliche Gelb-Segge trittverträglich ist und deshalb auch auf versumpften Stellen in Viehweiden, Feldwegen u.ä. Stellen vorkommt.