Schmitzens Botanikseite
Rheinische Pflanzengesellschaften
Weinbergslauch-GesellschaftGeranio-Allietum vinealis Verband: Fumario-Euphorbion
Ordnung: Polygono-Chenopodietalia
Klasse: Chenopodietea
(Stellarietea mediae)- Allgemeines
- Charakterarten
- Vorkommen
- Ähnliche Gesellschaften
"Die Weinberge gehören seit eh und je zu den sehr intensiv bewirtschafteten Hackkulturen, die sehr reichlich gedüngt und im Laufe des Jahres mehrmals gehackt wurden. Es konnten sich deshalb nur solche Arten halten, die diesen Bedingungen angepasst sind: das sind im wesentlichen schnellwüchsige Therophyten mit hoher Samenproduktion und Geophyten." (MÜLLER 1981 in: Süddeutsche Pflanzengesellschaften III).
Als Weinbaubegleiter ist die Gesellschaft durch wärmeliebende Arten, besonders einige frühblühende Zwiebelpflanzen, gekennzeichnet und wird nach Norden immer artenärmer. Tendenziell werden eher Kalkböden bevorzugt. Wie immer bewirkt intensive Düngung aber eine Nivellierung der Bodenunterschiede.
Neuerdings werden die Begleitgesellschaften von Getreide- und Hackfruchtäckern in einer Klasse Stellarietea mediae vereinigt. Näheres hierzu wurde bereits bei der Besprechung der Kompasslattich-Flur ausgeführt.
Zu den wenigen einjährigen Arten, die das Geranio-Allietum streng kennzeichnen, gehört der Rundblättrige Storchschnabel (Geranium rotundifolium) (oben).
Dazu kommen weitere Arten mit einem größeren Verbreitungsspektrum wie die Europäische Sonnenwende (Heliotropium europaeum) (oben). Die wärmeliebende Art kommt zwar auch in anderen Chenopodietea-Gesellschaften vor. In den Weinbergen am Mittelrhein und im Nahetal kann sie als lokale Charakterart des Geranio-Allietum gewertet werden.
Rechts: Die Garten-Wolfsmilch (Euphorbia peplus) ist ein Beispiel für eine Verbandscharakterart.
Wie schon gesagt, sind Zwiebelpflanzen besonders gut an den den Bewirtschaftungsrhythmus im Weingarten angepasst. Die Wilde Tulpe (Tulipa sylvestris) gehört zu den extrem selten gewordenen Charakterarten der Gesellschaft, die durch die auch im Weinbau Eingang gefundene Intensivierung und Chemisierung der Landwirtschaft zurückgedrängt wurden. Das letzte nennenswerte Vorkommen im Rheinland gibt es bei Gau-Odernheim nahe Mainz, wo die Tulpen als Touristenattraktion erhalten werden. Ebenfalls eng an das Weinbauklima gebunden ist die Übersehene Träubelhyazinthe (Muscari neglectum) (oben), die schon in Rheinhessen die Nordgrenze ihrer Verbreitung erreicht. Die abgebildete Form wird manchmal auch als eigene Art Muscari racemosum betrachtet, die FLORA EUROPAEA erkennt dies aber nicht als eigenständige Art an. Die Art ist keinesfalls mit der überall kultivierten und oft verwilderten Armenischen Träubelhyazinthe (Muscari armeniacum) zu verwechseln, die in einem helleren Blauton blüht und viele lange, oft schlaff niederliegende Blätter besitzt.
Die meisten Zwiebelpflanzen kommen zwar meist auch in anderen Biotopen vor; innerhalb der Begleitvegetation von Hackkulturen kennzeichnen sie aber eindeutig das Geranio-Allietum.
Dies trifft z.B. auf den namengebenden Weinbergs-Lauch (Allium vineale) und den ähnlichen Kohl-Lauch (Allium oleraceum) (links) zu. Beide Arten (auch der Weinbergs-Lauch !) sind keineswegs auf Weinberge beschränkt. Bei beiden Arten ist der Blütenstand oft nur mit wenigen Blüten aber vielen Brutzwiebeln besetzt.
Weitere typische Zwiebelpflanzen sind der Doldige Milchstern (Ornithogalum umbellatum) (oben) und der Acker-Goldstern (Gagea villosa) (unten links). Während Arten wie die Träubelhyazinthe immer seltener werden, verwildern auch neue Arten aus der Kultur als Zierpflanzen.
Als Beipiel ist rechts Bouchés Milchstern (Ornithogalum boucheanum) abgebildet, der in Massen in den Weingärten um Ingelheim blüht.
Wie bei allen landwirtschaftlichen Nutzungsformen hat die Intensivierung und Modernisierung auch die Begleitflora von Weingärten stark dezimiert. Oft findet man in den Weinbergen nur noch wenige Allerweltsarten. Es versteht sich von selbst, dass die Gesellschaft optimal in traditionell bewirtschafteten Weingärten gedeiht.
Aufgrund der Ansprüche an Klima und Boden ist die Weinbergslauch-Gesellschaft in Rheinhessen und an der Nahe am besten entwickelt, aber auch hier deutlich im Rückgang begriffen. Insgesamt kommt die Gesellschaft aber im ganzen Weinbaugebiet vor. Lediglich auf steilen Schieferhängen können Arten der Schuttfluren überhand nehmen.
Wie schon gesagt, ist die Begleitflora in Weinbergen heute oft auf wenige, relativ unspezifische Arten verarmt. Abgesehen von solchen fragmentarischen Ausprägungen kann die Weinbergslauch-Gesellschaft kaum mit anderen Wildkrautfluren verwechselt werden.
Die Vegetation anderer Hackkulturen wie Rüben, Kartoffeln usw. kann hier aus Platzgründen nicht vorgestellt werden. Dies wird in einem eigenen Artikel folgen.