Schmitzens Botanikseite
Rheinische Pflanzengesellschaften
Schilf-RöhrichtScirpo-Phragmitetum australis
(incl. Scirpetum lacustris, Typhetum latifoliae)Verband: Phragmition australis
Ordnung: Phragmitetalia
Klasse: Phragmito-Magnocaricetea
- Allgemeines
- Charakterarten
- Vorkommen
- Ähnliche Gesellschaften
Der Verlandungsbereich größerer, nährstoffreicher Gewässer wird oft von hohen Röhrichten beherrscht. Die typischen Arten breiten sich meist aggressiv aus, so dass sich große Reinbestände ausbilden. Das hat dazu geführt, dass solche verschiedenen Ausprägungen als eigene Gesellschaften beschrieben wurden (Scirpetum lacustris, Typhetum latifoliae, Typhetum angustifoliae). Anscheinend ist es aber reiner Zufall, welche Art zuerst erscheint und sich ausbreiten kann. Erkennbare ökologische Unterschiede scheint es nicht zu geben. Aus diesem Grund halte ich es für sinnvoll, alle genannten Röhrichte in einem umfassenden Scirpo-Phragmitetum zu vereinen und hier ausnehmsweise von OBERDORFER abzuweichen. Übrigens wurde das Scirpo-Phragmitetum schon 1926 beschrieben. Bestrebungen, die Gesellschaft in mehrere Assoziationen aufzuteilen, sind danach erfolgt.
Häufigste Charakterart ist das Schilfgras (Phragmites australis) (s.o.). Allerdings gehören längst nicht alle Vorkommen zu dieser Gesellschaft. Es geht auch in Großseggenriede (Magnocaricion), nasse Staudenfluren u.ä. Standorte.
Zu den Arten, die nach anderen Auffassungen eigene Assoziationen begründen, gehören der Breit- und der Schmalblättrige Rohrkolben (Typha latifolia und T. angustifolia). Links sind zwei im Winter schon weit zerfallene Fruchtstände des Breitblättrigen Rohrkolbens (Typha latifolia) abgebildet.
Oben: Die Seebinse (Schoenplectus lacustris, syn. Scirpus lacustris) gilt entsprechend auch als Charakterart eines Scirpetum lacustris.
Links: Strandsimse (Bolboschoenus maritimus s.str.?, B. yagara?). Die Identität der Strandsimse ist hoch umstritten. Wegen der großen Variabilität der Art lehnen die meisten ausländischen Bearbeiter eine Unterteilung ab, während deutsche Floren meist zwei Unterarten unterscheiden. Die links abgebildete Form an Süßwasser wird als Typusform, eine salzabhängige Form als ssp. compactum bezeichnet. Nach der Standardliste der Pflanzen Deutschlands handelt es sich bei letzterer um die echte B. maritimus, während die links abgebildete Süßwasser-Sippe mit der asiatischen B. yagara bzw. -um die Verwirrung komplett zu machen- deren Bastard mit B. maritimus identifiziert wird.
Die Salzwasserform bildet eine eigene Gesellschaft, die man zu den Strandwiesen der Kl. Asteretea tripolii stellen sollte. Da die Süßwasserform keine eigene Gesellschaft bildet und vielleicht als Verbandskennart gewertet werden kann, ist es meiner Meinung nach nicht haltbar, eine "B. maritimus ssp. maritimus-Ges." (OBERDORFER 2001: Exkursionsflora) (Anm.: gemeint ist die Süßwasserform) aufrecht zu erhalten.
Bezeichnenderweise stammen die beiden obigen Fotos von derselben Stelle an der Mosel. Die Strandsimse stand hier also zusammen mit der Seebinse im Scirpo-Phragmitetum.
Weitere Verbands- und Ordnungskennarten sind bei der Besprechung des Schwanenblumen-Röhrichts (Butometum umbellati) und des Glanzgras-Röhrichts (Phalaridetum arundinaceae) erwähnt und abgebildet.
Mehr oder weniger fragmentarische Vorkommen sind bis in Mittelgebirgslagen verbreitet. Naturnahe Ausprägungen mit vollständiger Artengarnitur an ungestörten Gewässen sind allerdings recht selten geworden.
Größere Schwankungen des Wasserspiegels verträgt der Riesen-Schwaden (Glyceria maxima). Außerdem sollte der Boden sehr nährstoff- und basenreich sein. Schließlich ist der Riesen-Schwaden auch relativ wärmeliebend. All dies führt dazu, dass die entsprechende Gesellschaft, das Glycerietum maximae, sehr viel seltener als das Scirpo-Phragmitetum ist. Lediglich am Rhein und in Bördegebieten (z.B. Zülpicher Börde) ist das Riesen-Schwaden-Röhricht häufiger.
Das Röhricht der Schneide (Cladium mariscus), das Cladietum marisci, wächst auf nährstoffarmen, gerne etwas moorigen Böden. Die Gesellschaft vermittelt damit zu Kalkflachmooren und mageren Sumpfwiesen. Das Schneiden-Ried war schon immer ziemlich selten und ist in den vergangenen Jahrzehnten immer weiter zurückgegangen. Aktuelle Vorkommen soll es noch am Niederrhein geben.